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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Holztür hinter sich zufallen.
    »Himmel hilf!«, stöhnte Morgenstern. »Hat die denn heute nicht schon genug gebetet? Die war doch grade erst auf der Beerdigung! Und wir müssen warten, bis sie fertig ist.«
    Die Kommissare fügten sich in ihr Schicksal, setzten sich auf eine Holzbank im Klosterhof und ließen sich die Herbstsonne ins Gesicht scheinen.
    »Jetzt hättest du Zeit, um dir noch ein paar Fläschchen von diesem Walburgisöl zu besorgen«, schlug Morgenstern seinem Kollegen vor.
    »Danke, meine Mutter hat noch genug davon. Sie will schließlich nicht drin baden.«
    »Und? Hilft’s?«, fragte Morgenstern süffisant.
    »Sie glaubt daran, das ist die Hauptsache. Die Schulmedizin ist bei meiner Mutter jedenfalls mit ihrem Latein am Ende.«
    Hecht hatte inzwischen das Blumenstraußseil vom Friedhof aus der Jackentasche gezogen und schwenkte es wie ein Cowboy beim Rodeoreiten durch die Luft.
    »Steck das Ding wieder weg«, schimpfte Morgenstern. »Wenn uns die Alte damit sieht! Sie fände es bestimmt nicht so toll, dass wir ihre Blumen aus dem Grab gefischt haben.«
    Aber die alte Dame kam nicht mehr auf den Hof zurück. Nach einer Viertelstunde verlor Morgenstern die Geduld. »Wir gehen jetzt rein und sprechen drinnen mit ihr«, bestimmte er. »Wir haben schließlich nicht ewig Zeit.«
    Doch als sie in die kühle Kapelle eintraten, fehlte von der Frau jede Spur. Ratlos sahen sich die Ermittler an.
    »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte Morgenstern und sah sich noch einmal um. Jetzt erst bemerkte er, dass sich rechts und links vom Grab der Heiligen zwei schmale, bemalte Türen befanden. Er drückte die linke Tür auf und fand sich im Altarraum der Wallfahrtskirche St. Walburg wieder, direkt neben dem Hochaltar. Hecht kam hinterher, und auch ihm wurde nun klar: Die Walburgisgruft bildete die Rückseite des Hochaltars. Ein riesiges Altarbild, ein Ölgemälde mit gewaltigen Ausmaßen, war das Einzige, was die Gruft von der Kirche trennte. Und die beiden schmalen Türen waren die Verbindung.
    »Warum benutzt die Alte diesen Schleichweg?«, fragte Hecht. »Warum nimmt sie nicht den normalen Weg zurück?«
    Morgenstern wurde rot. »Ich glaube, sie hat vorhin bemerkt, dass wir sie verfolgen. Unten in der Gasse hat sie uns gesehen.«
    »Wir sind vielleicht tolle Detektive!«, sagte Hecht. »Lassen uns von einer Oma austricksen. Und nun ist sie über alle Berge.«
    Sie verließen das Kirchenschiff durch den Hauptausgang und spähten in alle Richtungen. Vergeblich.
    »Was sie wohl in der Gruft wollte?«, rätselte Morgenstern, als er ihre gemeinsame Niederlage einigermaßen verdaut hatte.
    »Beten«, sagte Hecht. »Ist doch logisch.«
    »Und fromme Wünsche in ein öffentlich zugängliches Buch schreiben, so wie du das immer machst«, entfuhr es Morgenstern.
    Hecht sah ihn zornig an, doch einen Moment später sagte er: »Die Idee ist gar nicht schlecht. Sehen wir doch mal nach. Aber deinen komischen Tonfall kannst du dir in Zukunft sparen.«
    Die Kommissare kehrten in die Kirche zurück. Nachdenklich betrachtete Morgenstern das Altarbild: In der Mitte stand die heilige Walburga, die von allen Seiten von notleidenden Menschen bedrängt wurde. Hoch über der wimmelnden Szenerie stand ein Lamm. Ein Unschuldslamm, dachte Morgenstern. Das war das Letzte, was er jetzt brauchte. Er riss sich von dem Ölgemälde los und ging durch die schmale Tür in die Walburgisgruft zurück, gefolgt von Hecht. Sie stiegen die Steinstufen ins Untergeschoss hinab und traten an den Betstuhl mit dem zugeklappten Anliegenbuch.
    Neugierig blätterte Morgenstern zur aktuellsten Seite; Hecht stand dicht neben ihm. »Hier, das muss es sein«, flüsterte Morgenstern und deutete auf die letzte Botschaft. Mit dem simplen blauen Kugelschreiber, der mit einer Schnur am Buch befestigt war, war in altertümlicher Schrift der letzte Eintrag niedergeschrieben worden. Murmelnd las er vor:
    »Heilige Walburga! Ich danke dir von ganzem Herzen für diesen schönen Tag. Schenke mir nun die Ruhe, nach der ich mich sehne. Z.W. , Eichstätt.«
    Hecht und Morgenstern sahen sich ratlos an. Dann kramte Hecht seinen kleinen Notizblock aus der Tasche und schrieb die Nachricht ab. »Für diesen schönen Tag«, sagte er. »Ich wüsste nicht, was an diesem Tag schön sein soll, außer dem Wetter. Immerhin war sie auf einer Beerdigung.«
    »Das ist es ja gerade«, meinte Morgenstern. »Unsere Walburga-Verehrerin Z.W. freut sich darüber, dass Schreiber tot ist.« Tadelnd

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