Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
kann doch nichts dafür, dass es hier bloß diese zwei Richtungen gibt«, schnappte Fiona zurück. »Solange Bastian noch so klein ist, können wir halt nicht so ohne Weiteres den Berg hochtreten – es sei denn, du nimmst ihn irgendwie ins Schlepptau.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Morgenstern beschwichtigend. »Also, wo soll es diesmal hingehen?«
    »Wir fahren altmühlabwärts ein paar Kilometer bis kurz vor Landershofen. Da geht es links ab in ein Seitental, und da muss nach einer Weile ein Kunstwerk kommen. Ich habe das neulich in einem Fremdenverkehrsprospekt gesehen.«
    »Ein Kunstwerk? Mitten in der Pampa?«, wunderte sich Morgenstern.
    »Ja. Es heißt ›Figurenfeld‹, weil da wohl ganz viele Steinfiguren aufgestellt sind. In dem Prospekt stand, dass es ein Zeichen für den Frieden sein soll. Das sollten wir uns mal ansehen.«
    »Aha«, sagte Morgenstern gedehnt und fügte hinzu: »Von mir aus, fahren wir.« Und zum Beweis seines guten Willens zeigte er Fiona den gespreizten Zeige- und Mittelfinger. »Peace!«
    Der Radweg talabwärts führte direkt am Volksfestplatz vorbei. Morgenstern warf einen leicht wehmütigen Blick auf das Riesenrad und das Festzelt, das nicht einmal einen Steinwurf weit entfernt war, radelte aber tapfer daran vorbei, und schon wenig später war nichts mehr zu hören vom Trubel der Wiesn.
    Nach kurzer Zeit teilte sich der Radweg. Die Morgensterns blieben auf der linken Seite, die sie an der Kläranlage am östlichen Ende der Stadt vorbeiführte. Morgenstern roch die leicht modrige Fäulnis, die den Klärbecken entströmte, doch unmittelbar danach ging es durch grüne Wiesen gemächlich auf den Kirchturm von Landershofen zu. Bastian und Marius radelten mit einigem Abstand vorneweg, Morgenstern und Fiona nebeneinander hinterher.
    »Da vorne geht es links ab«, erklärte Fiona und deutete auf ein schmales Tal, das sich neben einem Steinbruch Richtung Norden erstreckte. Sie mussten die Staatsstraße überqueren, passierten ein Feld mit Sonnenblumen und Gladiolen zum Selbstpflücken und strampelten dann auf einem geschotterten Feldweg das sanft ansteigende Tal hinauf.
    Teilweise war der Weg nun von dichten Schlehen- und Hagebuttenhecken flankiert, an denen sich die fast reifen dunkelblauen oder leuchtend roten Früchte drängten. Nach einigen hundert Metern führte eine provisorische schmale Steintreppe die Flanke des Tals hinauf. Die Morgensterns ließen ihre Räder neben der Hecke stehen und gingen das letzte Stück über die Treppe zu Fuß.
    »Wow!«, sagte Fiona und deutete nach vorne. »Schau mal, wie riesig.«
    »Echt der Hammer«, bestätigte Morgenstern. Vor ihnen, in einer leichten Senke, die mit dem für das Altmühltal typischen Magerrasen bewachsen war, befand sich eine kreisrunde Ansammlung von riesigen Betonfiguren. Es mussten an die fünfzig solcher Figuren sein, teilweise bereits leicht verwittert und von Moos und Flechten überzogen. Sollten das Menschen sein? Waren es Tiere?, fragte sich Morgenstern. Alle lagen in grotesk verwinkelten Stellungen am Boden oder bäumten sich gequält auf.
    »Das soll ein Schlachtfeld darstellen«, sagte Fiona beim Näherkommen, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Ich habe dir ja gesagt, dass es ein Mahnmal gegen den Krieg ist.«
    Nachdenklich gingen sie zwischen den Figuren hindurch. »Verflixt noch mal, Kinder! Kommt sofort da runter!«, schimpfte Morgenstern. Bastian und Marius hatten begonnen, zwei der liegenden Betonfiguren zu erklettern. Bastian winkte von einer Skulptur herab, die ein liegendes Pferd in seinen letzten Zuckungen sein konnte, vielleicht war es aber auch irgendein anderes armseliges Wesen, das nach dem Willen des Künstlers mitten in diesem idyllischen Tälchen sein Leben aushauchte.
    Der Tod, das hatte Morgenstern bei seinen Mordermittlungen schon früh erfahren müssen, nahm auf Idyll grundsätzlich keine Rücksicht. Es stand außer Frage, dass das auch für Kriegsschauplätze galt. Der Künstler hatte die grässliche Szenerie mit Bedacht in diese ausnehmend friedliche, geradezu romantische Landschaft mit ihren einzelnen Wacholderbüschen, verwunschenen Hecken und felsigen Hängen platziert.
    »Komisch, dass wir hier weit und breit die Einzigen sind«, riss Fiona ihn aus seinen Gedanken.
    Die Antwort auf dieses Rätsel gab der Himmel selbst. Aus gar nicht allzu großer Ferne war Donnergrollen zu hören. Von Westen nahte ein Gewitter.
    »Verdammt, wir sollten sehen, dass wir in die Stadt zurückkommen«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher