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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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lackierten Dielenbrettern bestand. Ganz am Ende des Raums stand – einsam wie ein Königsthron – die Porzellanschüssel. Ein Waschbecken fehlte.
    Als er sich einigermaßen gefangen hatte, lehnte er sich an die Wand, die so kalkweiß war wie momentan sein Gesicht. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und im Nacken. Ihn fröstelte. Er setzte sich auf die heruntergeklappte Brille der WC -Schüssel und tupfte sich mit Toilettenpapier über das Gesicht. Dann wischte er die Finger der rechten Hand wütend mit dem Papier ab – hier gab es nirgendwo fließend Wasser. Unzufrieden mit dem Resultat wischte er noch heftiger und blickte missmutig auf die uralten Dielenbretter, die vor ihm bis zur Tür in drei Metern Entfernung verliefen.
    Er scheuerte weiter an seinen Fingern, und mit einem Mal löste sich sein goldener Ehering, flog in einer geradezu eleganten Bahn bis zur Toilettentür, prallte zurück und kullerte wieder zu ihm zurück. Morgenstern beugte sich nach vorn, um den nun ins Trudeln geratenen Ring von der Diele aufzulesen. Doch das Schmuckstück hatte noch genug Schwung für eine fast aufreizend lässige Linkskurve, rollte auf die nächste Diele zu und verschwand vor Morgensterns Augen in einer breiten Ritze zwischen den beiden Holzbrettern.
    Morgenstern sprang von seinem Sitz auf, warf zornig das Toilettenpapier auf den Boden und bückte sich dann zu den Dielen. Der Ring war verschwunden. Das »Zeichen meiner Liebe und Treue«, so hatte er in einem Nürnberger Trauzimmer dem Standesbeamten nachgesprochen, war ins Reich der Finsternis abgetaucht. Er fummelte mit seinem Hausschlüssel in der Ritze herum – der Ring war nicht zu ertasten.
    Alles bloß wegen dieser verdammten Blutwurst, grollte er und machte sich daran, die Bodenbretter näher zu untersuchen. Das rechte Brett war, wie er rasch erkannte, mit gleichmäßig verteilten großen Nägeln an einer Balkenlage befestigt. Da würde er Hammer, Stemmeisen und Beißzange brauchen, um an den Ring zu kommen. Aber ehe er mit leeren Händen nach Hause ginge, würde er Walburga Zinsmeisters Häuschen in seine Einzelteile zerlegen.
    »Wäre nicht schade um die Bruchbude«, knurrte er und trat, als würde er einen Käfer zertreten, mit dem Stiefelabsatz auf die Ritze zwischen die Dielen.
    Zu seiner Überraschung hob sich das linke, schmalere Brett, das direkt neben der Mauer verlegt war, an der Außenseite um einige Millimeter nach oben. Er drückte noch einmal, diesmal mit seinem ganzen Gewicht, auf die Ritze. Tatsächlich: Das Brett bewegte sich. Morgenstern bückte sich, griff in den schmalen Schlitz zwischen dem aufklaffenden Brett und der Mauer und zog kräftig an. Er taumelte nach hinten, als sich das ganze lange Brett ruckartig löste.
    »Uff«, stöhnte er erleichtert. Vor ihm glänzte sein Gold gewordenes Eheversprechen. Der Ring lag im Staub, zehn Zentimeter unterhalb des Dielenniveaus. Dankbar hob Morgenstern ihn auf und steckte ihn sich wieder an den Finger.
    Er wollte das Brett gerade wieder einsetzen, als ihm eine dunkle Blechdose auffiel, die in dem etwa einen Meter langen schmalen Hohlraum zwischen der Unterkonstruktion des Fußbodens lag. Morgenstern nahm die Dose und hob sie gegen das Licht. Auf den Blechdeckel war in Großbuchstaben eine Schrift geprägt. »Wehrmacht«, buchstabierte er. Der Deckel klemmte, aber nach einigen Versuchen sprang er schließlich doch auf. Morgenstern hatte instinktiv erwartet, einen alten Orden zu finden, ein Eisernes Kreuz oder Ähnliches. Doch stattdessen fanden sich zwei winzige Bürsten in der Schatulle, dazu eine dünne Kette und ein kleines Fläschchen. Er überlegte.
    »Herr Kommissar, geht’s Ihnen gut?« Walburga Zinsmeister klopfte mehrmals laut an die Tür. Natürlich, er war ja schon seit Ewigkeiten hier drin!
    »Ich bin gleich fertig!«, rief Morgenstern und betätigte laut vernehmlich die Toilettenspülung. Während die uralte gusseiserne Spülkonstruktion der Marke »Niagara« noch wasserfallartig gurgelte, steckte er das schmale Dielenbrett zurück an seine angestammte Position und schob sich die Blechdose nach kurzem Zögern in die Hosentasche.
    Mit einem gequälten Lächeln öffnete er die Tür, vor der die Hausherrin erstaunt wartete. »Hat ein bisschen länger gedauert. Probleme mit dem Magen.«
    In der Küche stellte er erleichtert fest, dass sein Teller bereits abgeräumt war. Diese verdammte Blutwurst! Und jetzt durchzuckte ihn, als wäre er vom Geistesblitz getroffen, der Satz, nach dem er die

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