Wald-Schrat
»Das ist gut.«
»Nun, sie können mich riechen. Aber ich versetze sie in Schlaf, bevor sie uns gefährlich werden.«
»Trotzdem könnten sie noch Alarm geben«, warnte Forrest. »Deshalb sollten wir uns lieber vorsichtig nähern.«
»Wir sollten warten, bis es Nacht ist«, riet Dawn. »Dann sind wir alle halbwegs unsichtbar.«
Er nickte. »Dann können wir uns auch ausruhen. Wir wissen nicht genau, was uns im Innern der Burg erwartet.«
Sie begaben sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Die erste Pflanze trug Beeren, die wie große grüne Zehen aussahen. »Na ja«, sagte Dawn, nachdem sie eine angefasst hatte. »Aus diesen Früchten kann man eine Marmelade machen, eine einfache Zehrung.«
»Pfui«, sagte Eve und rümpfte die Nase.
Danach fanden sie einen Ludolf-Strauch, an dem 3,14 süße Kuchen wuchsen. Daran labten sie sich. Als sie gegessen hatten, legten sie sich in einem kleinen Gemach zur Ruhe, zu dem Jfraya ihnen eine Tür geöffnet hatte und in dem sie eine Reihe weicher Kissen gefunden hatten. Sie genossen es sehr, sich eine Weile einfach zu entspannen.
Forrest erwachte und fühlte sich wie im siebten Himmel. Dawn kämmte ihm das Haar, polierte seine Hufe, und Ghina und Jfraya trimmten ihm die Fingernägel. Ghina konnte er nicht sehen, denn sie hatte offenbar den roten Mantel abgelegt, aber er spürte ihre Berührung an seiner rechten Hand.
»Äh…«, begann er intelligent.
»Ach, du bist schon wach«, sagte Dawn.
»Dann sollten wir unser Vorhaben fortsetzen«, sagte Eve.
»Nämlich in die Burg des Grünen Hexenmeisters vorzudringen«, sagte Ghina.
»Und die Säumer zu informieren«, beschloss Jfraya.
Dann lachten sie auf. Großartig, dachte Forrest, jetzt reden sie schon wie Vierlinge.
»Ich wollte gar nicht schlafen«, sagte er verlegen, »nur ausruhen.«
Ghina drückte seine Hand. »Du hast mein Talent vergessen.«
»Wir wollten schließlich unter uns Frauen reden können, ohne dass ein Mann zuhört«, fügte Jfraya hinzu.
Aha. Nun, wenigstens hatte Ghina bewiesen, wie wirkungsvoll ihr Talent war. Und Forrest war nun neugierig, was sie geredet hatten.
»Über den Zauber von Faunen«, beantwortete Dawn seine Überlegung und stürzte ihn damit in weitere Verlegenheit.
»Dass sie erst nach nichts aussehen, aber einmal von ihnen berührt, denkt jedes Mädchen an Vögel mit langen Beinen.«
»Ähnlich dem Zauber der Nymphen«, merkte er an. »Allein zu sehen, wie sie davonlaufen, lässt einen Mann sofort an die gleichen Vögel denken.«
»Aber Faunenzauber wirkt auch auf andere Frauen«, entgegnete Ghina.
»Wirkt der Anblick anderer davonlaufender Frauen also auch auf Faune?«, fragte Jfraya.
»Ja«, sagte Forrest. »Ebenso wie ihre sanften Berührungen und ihre hübschen Stimmen. Wenn ihr also nichts dagegen hättet…«
Erneut lachten sie und ließen ihn los. Ihr Gespräch unter Frauen musste ergeben haben, dass dieser eine Faun harmlos war.
»Ja«, sagte Imbri in einem privaten kleinen Traum. »Aber sie mögen dich, Forrest.«
Und er mochte sie. Doch nun hatten sie etwas Ernstes zu erledigen.
Sie stellten sich auf und verließen leise die Kammer. Draußen war es dunkel geworden, doch die grüne Burg leuchtete von innen; blassgrünes Licht quoll auf allen Stockwerken durch die grünen Fensterscheiben. Mehrere große, hässliche, groteske und ausnahmslos unerfreulich anzusehende grüne Ungeheuer patrouillierten auf dem Gelände.
Leider konnten sie noch immer nicht auf der grünen Fläche stehen; ihre Füße wollten höher hinaus als ihre Köpfe. Während sie mit solcher Leichtigkeit auf den Tunnelwänden gegangen waren, hatten sie das Problem vergessen. Nur Jfraya stand aufrecht.
»Dann müssen wir eben kriechen«, sagte Forrest. »Bequem ist das nicht, aber wir gelangen ans Ziel.«
»Vielleicht kann ich fliegen«, überlegte Ghina. Sie versuchte es – und flog prompt zur Seite; fast wäre sie gegen einen Baum geprallt. Sehen konnte sie niemand, aber man bemerkte das Schlagen der Zweige.
»Versuch, steil aufzusteigen oder zu fallen«, riet Forrest ihr.
Nach einigen Experimenten hatte Ghina die nötige Orientierung gewonnen. »Ich glaube zwar, fast senkrecht aufzusteigen, aber tatsächlich fliege ich mehr oder weniger auf einer Höhe«, sagte sie. »Wenn ich hoch genug bleibe, kann ich mir einen Fehler erlauben.«
»Ich glaube nicht, dass ich gut genug kriechen kann«, sagte Imbri. »Aber ich glaube, ich kann meine kleinen Träume bis zur Burg projizieren. Also kann ich
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