Wald-Schrat
nicht hungrig. Chlorine hat mir einen Doughnut gegeben, und seitdem brauchte ich nichts mehr zu essen.«
»Doughnuts wandern vom Mund über den Magen auf die Hüften«, nickte Wira. »Dann führe ich dich nun hinaus.«
Sie brachte ihn ans vordere Tor, das man nun unbehindert durchschreiten konnte; es gab keine Mauer mehr und auch keine Gleise. Die Zugbrücke war herabgelassen, der Graben ruhig; Forrest sah keine Flammen mehr. Offensichtlich konnte der Gute Magier sein Schloss so verändern, wie er wollte. »Vielen Dank«, sagte Forrest.
»Ich wünsche dir viel Erfolg«, antwortete Wira mit einem freundlichen Lächeln ohne jede Spur der Boshaftigkeit, wie sie im Lächeln der Dämoninnen allgegenwärtig gewesen war. Dann blickte sie verlegen drein. »Fast hätte ich es vergessen«, sagte sie. »Hier ist die Sandale, die dir fehlt.« Wira hielt sie ihm hin.
»Aber die ist doch nun aus Kehrholz! Wie kannst du – «
»Der Gute Magier verfügt über Mittel und Wege. Es ist eine gute Sandale; er dachte, du würdest sie vielleicht noch brauchen.«
Nicht so sehr wie eine gute Antwort. Doch auch diese Bemerkung verkniff er sich. »Danke«, sagte er, nahm die Sandale und steckte sie in seinen Rucksack. Nun besaß er wieder ein komplettes Ersatzpaar.
»Und das soll ich dir geben«, fügte Wira hinzu und reichte ihm ein Stück Papier.
Forrest nahm es und sah es an, doch darauf stand nur unentzifferbares Gekritzel. »Das kann ich nicht lesen.«
»Der Gute Magier hat es in seiner eigenen Schrift geschrieben«, sagte Wira in einem Ton, als sei das etwas ganz Besonderes. »Gewiss hatte er dafür einen guten Grund. Nimm es mit; vielleicht nützt es dir bei dem, was vor dir liegt.«
Was sollte er nur tun? Er verkniff sich auch diese Frage, dankte Wira und stopfte den Zettel in seinen Rucksack.
Forrest begab sich auf den Marsch nach Schloss Roogna. Schwierig war die Reise nicht, denn er folgte einem magischen Pfad, der ihn direkt ans Ziel bringen sollte. Ihn wunderte, dass schon wieder Morgen war, obwohl er keine Nacht erlebt hatte. Jedenfalls musste er gegen Abend Schloss Roogna erreichen.
Über das Fehlen der Nacht grübelte er lange, ohne zu einem Ergebnis zu kommen, und beschloss, Mähre Imbri danach zu fragen. Während er weiterging, schloss er kurz die Augen und schuf eine Stelle, an der sie erscheinen konnte. »Bist du da, Imbri?«, fragte er schweigend.
»Immer, bis der Dienst beendet ist«, sagte sie und erschien als schwarzhaarige Frau. Nun erst bemerkte Forrest, dass sie auch darin ihrer Stutenerscheinung ähnelte, denn sie trug weiße Strümpfe und schwarze Handschuhe. Schwarz war auch ihr Kleid.
»Du wirkst etwas verkniffen«, bemerkte Imbri. »Was bedrückt dich?«
»Mir ist aufgefallen, dass immer Morgen ist, wenn ich aufbreche. Dabei müssten eigentlich schon mehrere Tage vergangen sein, seit ich meinen Baum verlassen habe. Ist dabei Magie im Spiel?«
Imbri überlegte. »Teile deine letzten Erinnerungen mit mir. Vielleicht erkenne ich, was geschieht.«
Forrest stieß sich einen Huf an, und er musste die Augen öffnen. Sofort hatte er das Bild Imbris verloren. Natürlich war es etwas unbedacht, mit geschlossenen Augen zu marschieren. Also blieb er stehen. »Zuerst aber – ist es möglich, dich zu sehen, ohne dass ich die Augen schließe?«
Ihre Stimme ertönte in seinem Kopf. »Ja, wenn du dich konzentrierst. Dazu musst du eine Stelle etwa fünf Schritt vor dir oder neben dir reservieren, ganz wo du willst, aber so, dass sie dir nicht den Blick auf den Weg verdeckt. Denk dir einfach, ich wäre an dieser Stelle.«
Er konzentrierte sich, und nach kurzer Zeit gelang es ihm, eine unscharfe Stelle zu erzeugen. »So ist es richtig«, sagte Imbri. »Arbeite daran, während du weitergehst. Mit der Zeit werde ich schon deutlicher.«
Er gehorchte, und sie wurde immer schärfer. Nach einer Weile sah Forrest sie als menschengroße Person, die neben ihm ging. »Kann dich sonst noch jemand sehen?«
»Nein, nur du.«
»Das ist, als würde man ein Gespenst sehen.«
»Ja. Solange du dich konzentrierst.«
»Jetzt will ich meine Erinnerung an den heutigen Tag durchgehen.« Er dachte an seinen Gang zur Ungeheueren Schlucht, an die ihn die Dämonin Sideria geführt hatte, dann an den Ritt auf dem Rücken des Eselsdrachen durch die Spalte, und schließlich den Weg zum Schloss des Guten Magiers.
»Du hast Recht«, sagte Imbri, »es ist immer Morgen. Der erste Morgen könnte ein Geschenk von Com Passion gewesen
Weitere Kostenlose Bücher