Wald-Schrat
mir mehr wie Sprache vor.«
»Ja, denn bei einem Menschen ist es leichter, sich vorzustellen, dass er redet. Doch dein eigener Verstand bildet sich ein, dass ich zu dir spreche; denn ich kann nur Gedanken senden. Du erlebst einen kleinen Tagtraum und brauchst nicht laut zu sprechen; ich kann dich schon hören, wenn du dir nur vorstellst, etwas zu sagen. Wenn es dir lieber ist, kann ich auch Sprechblasen benutzen.«
»Sprechblasen?«, fragte Forrest laut, dann bemerkte er, was er getan hatte, und nahm sich fest vor, beim nächsten Mal still zu sprechen.
Über dem Kopf der jungen Frau erschien eine Art Wolke, von der ein Teil wie ein Pfeil auf Imbris Abbild deutete. DAS MEINE ICH DAMIT, stand in der Blase.
»Normales Reden ist in Ordnung«, sagte Forrest. Wieder ertappte er sich und fügte hinzu, ohne die Lippen zu bewegen: »Aber sag doch, was soll es heißen, du würdest mich führen?«
Die Frau aus dem kleinen Traum krauste zierlich die Stirn. »Ich habe dem Guten Magier einen Dienst zu erweisen. Dieser Dienst besteht darin, dass ich dich nach Ptero bringe und unbeschadet zurück führe.«
»Ich weiß nicht mal, wo Tero ist.«
»Ptero«, verbesserte sie und schrieb es in eine Sprechblase.
»Wie auch immer. Ich weiß von nichts, wenn ich ehrlich bin. Ich kam hierher, um dem Guten Magier eine Frage zu stellen, aber er will mich nicht einmal anhören. Die ganze Mühe nehme ich auf mich, um einem Baum zu helfen, und Humfrey hört mir nicht einmal zu!«
»Was der Gute Magier tut, ist für gewöhnliche Leute oft unverständlich«, entgegnete Imbri. »Erzähl mir mehr über deine Lage.«
Forrest berichtete ihr von Anfang an. Imbri war eine sehr gute Zuhörerin und erschuf sogar Traumszenen, die zeigten, was er beschrieb. So wusste er genau, ob sie ihn verstand, denn er sah alle Einzelheiten und konnte sie verbessern, wo es nötig war. Am Ende sagte er: »Deshalb bin ich hier. Ich wollte den Guten Magier fragen, wo ich einen neuen Geist für den Pantinenbaum finde. Anscheinend ist er aber wütend, dass er von mir aus irgendeinem Grund keinen Jahresdienst verlangen kann, und weigert sich deshalb, auch nur ein Wort mit mir zu reden.«
Imbri schüttelte den Kopf. »Humfrey ist alt und verdrießlich, aber er verschwendet seine Kraft nicht darauf, sich zu ärgern. Was er auch tut, er hat immer einen guten, wenngleich oft obskuren Grund dafür. Wir müssen es selbst herausfinden. Ganz bestimmt hat er irgendetwas mit dir im Sinn, denn er hat mir gesagt, mein Dienst bestehe darin, dir zu helfen. Wir müssen uns nur darüber klar werden, was du vorhast.«
»Ich will nur eins: einen Geist für den Pantinenbaum finden, damit er nicht eingeht. Dazu habe ich einen Monat Zeit. Über dieses Ptero weiß ich nichts. Was sollte ich dort wollen?«
Imbri dachte nach. »Wie es scheint, gehöre ich zu den wenigen Leuten in Xanth, die etwas über Ptero wissen. Nicht viel, denn niemand weiß viel über Ptero. Aber doch ein bisschen, denn ich habe mehrmals Tagträume nach Ptero gebracht. Dort ist es sehr merkwürdig.«
»Das würde erklären, weshalb du mich führen sollst. Aber warum ich?«
»Da fällt mir nur eine Antwort ein: Vielleicht wirst du allein dort den Geist finden, nach dem du suchst.«
»In Ptero gibt es also Leute?«
Sie lachte, und kleine HA-HAs stiegen von ihrem Bild auf. Als die Dämonin solches Gelächter von sich gegeben hatte, war es herabsetzend gemeint; Imbri lachte freundlich. »Dort gibt es mehr Leute, als man zählen kann.«
Das fand Forrest recht verwirrend. »Wie kann es dort mehr geben, als man zählen kann? Jeden, der existiert, kann man auch zählen.«
»Das ist es ja gerade. Nicht alle von ihnen existieren.«
»Nun hast du mich völlig durcheinander gebracht! Wie kann es Leute geben, die nicht existieren?«
»Das lässt sich nur schwer erklären. Auf Ptero befinden sich alle, die je in Xanth gelebt haben; alle, die je in Xanth leben werden; und auch alle, die vielleicht einmal in Xanth leben könnten. Deshalb gibt es dort eine ganze Menge Leute. Aber wirklich merkwürdig ist die Art, wie sie dort leben. Sie… Sag mal, verstehst du etwas von Quantenmechanik?«
»Wovon?« Forrest schielte auf seine Hufe.
»Dachte ich’s mir doch. Dieses Konzept kenne ich aus den Gedanken eines ehemaligen mundanen Wissenschaftlers. Der hatte vielleicht merkwürdige Träume, das kannst du mir glauben! Jedenfalls glaube ich, dass Ptero eine Quantenwelt ist. Das soll heißen, dass dort nichts sicher ist – alles
Weitere Kostenlose Bücher