Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sonderlich zu beachten, obwohl einige davon recht dicke Batzen waren.
    Schließlich gelangten sie an einen Innenhof, in dem sich Wasser gesammelt hatte. Es war, wie der Oger schon gesagt hatte, kein sauberes Wasser, aber es musste reichen.
    Forrest beugte sich vor, bis er sein Spiegelbild sehen konnte. Er sah genau wie ein Faun aus. »Hässlich«, sagte er.
    Nun beugte Orgy Oger sich vor. Der Wasserspiegel erbebte und wich vor ihm zurück. Orgy schnitt eine Grimasse. Das Wasser schlug Wellen und kroch in die Ecken des Teiches. Orgy grinste. Das Wasser wurde trüb und platschte auf der gegenüberliegenden Seite aus dem Teich.
    »Ich muss sagen, ich bin beeindruckt«, erklärte Forrest. »Noch nie habe ich es geschafft, Wasser zu so etwas zu bewegen. Ja, du bist hässlicher als ich, viel hässlicher sogar. Du musst unter deinesgleichen eine Legende sein.« Forrest meinte es aufrichtig; der Oger hatte ihn ehrlich beeindruckt.
    »Mitnichten, ich bin nur ein Durchschnittsoger«, entgegnete Orgy traurig, »aber danke für das Kompliment.«
    Forrest starrte ihn an. »Du hast nicht gereimt.«
    »Ich habe noch nie gereimt. Kein Oger reimt jemals. Deine Wahrnehmung ist es, die sich geändert hat.«
    »Aber du siehst mir noch immer wie ein Oger aus.«
    »Du erkennt mich nun aber als Individuum an und betrachtest mich nicht mehr als Ungeheuer. Du empfindest Respekt. Deshalb bist du in der Lage, mich so zu hören, wie ich wirklich spreche.«
    »Das hätte ich nie gedacht! Heißt das, dass alle Oger nicht dumm sind, sondern kultiviert?«
    »Das hängt ganz von deiner Wahrnehmung ab.«
    »Ich hatte Angst, du würdest mich zermalmen.«
    »Das wollte ich auch, bis du mir gezeigt hast, dass du mich als Einzelperson anerkennst. Wir Oger zermalmen nur die Ignoranten.«
    »Das ist echte Weiterbildung!«, rief Forrest aus. »Nun werde ich die Oger nie wieder mit den gleichen Augen sehen.«
    »Ausgezeichnet. Dann brauchst du dich in Zukunft auch nicht mehr vor uns zu fürchten. Aber weshalb kamst du her?«
    »Weil ich deine Hilfe brauche. Ich suche nach dem Liebes-Horn.«
    »Aha! Du möchtest also Dienste tauschen.«
    »Genau. Gibt es irgendetwas, das ich für dich tun könnte?«
    »Ich fürchte nein. Ich bin wunschlos glücklich. Es tut mir leid, dass du umsonst gekommen bist.«
    Das hatte Forrest befürchtet. »Ich bin in Begleitung zweier Gefährtinnen. Sie sind zurückgeblieben, aus Furcht, du könntest sie zermalmen. Aber vielleicht fällt ihnen ein Dienst ein, den du benötigst. Dann könnten wir doch handeln. Wäre es dir recht, wenn sie hierher kämen?«
    »Das hängt ganz von ihrer Weltsicht ab. Wenn sie sind wie alle anderen, dann muss ich sie zermalmen. Du weißt schon, das Protokoll.«
    »Angenommen, ich erkläre ihnen, dass sie dich respektieren müssen?«
    »Wahrscheinlich hören sie nicht zu. Die meisten Leute sind sicher, die Natur von uns Ogern genau zu kennen.«
    »Aber wenn ich es ihnen begreiflich machen könnte?«
    »Dann würde ich ihnen mit Freuden die Gastfreundschaft meines Schlosses anbieten.«
    »Ich hole sie. Vielleicht können wir am Ende doch noch voneinander profitieren.«
    »Wie du wünschst. Inzwischen trainiere ich weiter.«
    Während Forrest das Schloss verließ, stapfte Orgy Oger zur nächsten Wand und legte sie mit wenigen Schlägen seiner beiden Schinkenfäuste in Trümmer. Das ganze Bauwerk erbebte. Ein Wunder, dass das Schloss überhaupt noch stand. Forrest ahnte, was für ein Geräusch es war, das er draußen vor der Tür vernommen hatte. Weshalb Orgy auf kein Pochen, sondern nur den Klang der Wetterglocke hörte, war nun nicht mehr weiter verwunderlich.
    Als Forrest die offene Tür durchschritten hatte, schlug sie hinter ihm zu; offenbar sollte sie Besucher heraus-, aber nicht hineinlassen. Also war die Tür magisch. Forrest verließ die trostlose Umgebung des Schlosses und näherte sich den beiden Stuten über das geschundene Land. Die beiden wirkten erstaunt und erleichtert zugleich, ihn wiederzusehen.
    »Ihr könnt das Ogerschloss betreten«, sagte Forrest, »aber ihr müsst eine Vorsichtsmaßnahme beachten.«
    »Das ist eine sehr große Untertreibung«, entgegnete Katrin. »Bist du sicher, dass es ungefährlich ist?«
    »Mit der richtigen Sichtweise ist es tatsächlich ungefährlich.«
    Die beiden Mähren blickten ihn voll Zweifel an. »Wie kann die Sichtweise einen davor bewahren, von einem Ungeheuer zermalmt zu werden?«, fragte Imbri.
    »Ihr müsst eure Vorurteile hinter euch lassen und

Weitere Kostenlose Bücher