Wald-Schrat
gekommen.
Einige Zeit verging auf diese Weise, bis endlich dieses Schloss in Sicht geriet. Von hier kam das Echo. Das Gebäude schien unbewohnt zu sein, deshalb betrat ich es ohne Zögern. Natürlich habe ich dabei die eine oder andere Wand eingeschlagen, und ich fand es sehr schlagenswert, deshalb machte ich weiter. Für mich war es überaus entzückend, endlich mal wieder solide Verwüstung anzurichten. Als ich mich müde geprügelt hatte, ließ ich mich auf den Boden fallen und schnarchte wacker ein paar Stunden. Als ich aufwachte, fand ich den Tisch vor, der mit Esswaren beladen war. Ich stand auf und schlang sie herunter, dann begann ich wieder die Wände einzuschlagen.
Damit machte ich ein paar Tage weiter, bis ich schließlich begriff, dass die Wände nicht eingeschlagen blieben. Sie errichten sich über Nacht neu, manchmal sogar schneller. Mich freute das außerordentlich, denn es hieß, dass ich sie wieder aufs Neue einschlagen konnte. Ja, und damit verbringe ich seitdem meine Tage. Schlagen, essen, schlafen, schlagen – das ist mein Tagesablauf. Ich liebe dieses Schloss, denn hier bin ich im siebten Ogerhimmel. Weil ich das Horn nicht mehr brauchte, warf ich es aus dem Fenster. Nach einer Weile – einigen Monaten – begriff ich, dass darin der Zweck des Horns besteht: jemanden zu seinem Herzenswunsch zu führen. Ein Schloss, das sich immer wieder zu Klump hauen lässt. Also ist das Horn ganz gewiss das Liebes-Horn, nach dem ihr sucht, und ich weiß noch ganz genau, wohin ich es geworfen habe, denn das Gedächtnis steht im umgekehrten Verhältnis zur Intelligenz. Gern verrate ich es euch, wenn ihr nur einen gleichwertigen Dienst findet, den ihr mir erweisen könnt. Doch daran zweifle ich, eben weil ich so wunschlos glücklich bin, wie ich nur sein könnte.«
»Anscheinend hat man beim Bau dieses Schlosses schon an einen Oger gedacht«, sagte Katrin andächtig. »Immerwährendes Prügeln.«
»Unterbrochen von Festmahlen«, fügte Imbri nickend hinzu. »Da scheint nichts zu fehlen.«
»Trotzdem, auch ich glaubte, alles zu haben, was ich mir wünsche«, sagte die Zentaurin, »und nun habe ich bemerkt, dass ich dabei nicht an meine fehlende Sehnsucht gedacht habe.«
Orgy blickte sie an. »Du hast eine fehlende Sehnsucht?«, fragte er.
»Ja. Darum suche ich nach dem Liebes-Horn.«
»Um deine Wahre Liebe zu finden?«
»Ja – einen Gefährten, mit dem ich die Zeit verbringe, den ich liebe und anhimmle und mit dem ich mich vermehre…« Sie stockte. »Ach, vielleicht wäre das etwas für dich.«
Orgy war verblüfft. »Ich wäre dir wohl kaum ein guter Gefährte.«
Sie lachte. »Ganz bestimmt nicht, ich hätte lieber jemanden mit Intelligenz und Flügeln. Ich meine, dass du eine Gefährtin deiner Art brauchen könntest. Ein Ogerweib.«
»Na, ich weiß nicht. Am Ende ist sie hässlicher als ich, und dann zieht das Schloss sie mir vor.«
»Vielleicht ein nicht allzu hässliches Ogerweib?«, fragte Imbri.
»Wer würde denn ein nicht allzu hässliches Ogerweib wollen?«
Das führt zu nichts, dachte Forrest. Trotzdem ging die Idee schon in die richtige Richtung. »Wie wäre es mit einer, die dir in Bezug auf Kraft, Hässlichkeit und Dummheit deutlich unterlegen ist, deine ogerischen Vorzüge aber wirklich zu schätzen weiß?«
Orgy dachte nach, und die Flöhe begannen ängstlich umherzuspringen. »Das klingt nicht schlecht.«
Nun fügte sich alles zusammen. Sie hatten beabsichtigt, dem Oger zu schmeicheln und ihn den Hässlichkeitswettbewerb gewinnen zu lassen. Zwar hatten sie ihr Ziel erreicht, doch ein Ogerweib hätte sich darauf natürlich viel besser verstanden. »Jemand, der bewundert, mit welcher Leistungsfähigkeit du ununterbrochen die Wände einschlägst. Was nützt eine noch so gut ausgeführte Arbeit, wenn niemand sie je wahrnimmt?«
Die Flöhe sprangen höher; ihnen wurde es zu heiß unter den Füßen. »Tja, darüber habe ich noch nie nachgedacht.«
»Natürlich nicht«, sagte Forrest triumphierend, »denn dazu bist du zu dumm. Wir aber, die wir dir in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen können, wir dachten daran, und das ist es auch, was wir für dich tun wollen: Wir suchen dir solch ein Ogerweib.«
Orgy nickte, und die wenigen verbliebenen Flöhe klammerten sich an seiner Mähne fest. »Dafür würde ich euch dann auch sagen, wo das Liebes-Horn ist. Holt mir dieses Ogerweib.«
»Hör zu: Wenn du uns sagst, wo das Liebes-Horn ist, können wir es gebrauchen, um sie zu
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