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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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müssen uns jetzt wieder unserem Vorhaben widmen.«
    »Ja, natürlich«, stimmte sie ihm ernüchtert zu.
    Während sie weitermarschierten, wurde Forrest das Bild nicht los, wie sie sich ganz wie eine Nymphe benahm. Wie sehr er das Spiel mit ihr hatte spielen wollen! Doch Imbri vorgeben zu lassen, keinen Verstand zu besitzen, und sie glauben zu machen, dass sie ihn damit zufrieden stellte – nein, das konnte er nicht tun. Und auf keinen Fall wollte er sie bitten, sich ihm hinzugeben, ohne dabei eine Nymphe zu spielen, denn damit hätte er von ihr echte Beteiligung verlangt, und dazu besaß er kein Recht. Imbri begleitete ihn im Auftrag des Guten Magiers und sollte ihm helfen, einen Faun für einen Baum zu finden. Wenn diese Aufgabe vollbracht war, hatte Imbri ihre Dienstpflicht gegenüber Humfrey erfüllt und besaß jede Freiheit zu gehen, wohin sie wollte.
    »Forrest, du bist noch immer niedergeschlagen«, sagte Imbri irgendwann. »Ich weiß, dass ich daran schuld bin. Ich wünschte – «
    »Nein. Es liegt an mir.« Und er wusste, dass er die Wahrheit sprach. Woher sollte er das Recht nehmen, ihre Reinheit mit seinen unrealistischen Sehnsüchten zu beflecken? »Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.«
    »Selbstverständlich«, sagte sie niedergeschlagen.
    Auf dem Weg drohte ihnen kein Unheil, denn der Pfad war verzaubert. Er führte durch eine Berglandschaft, wand sich jedoch mal in die eine, dann in die andere Richtung zwischen den Anhöhen hindurch, sodass er so gut wie nie anstieg. Deshalb fiel Forrest und Imbri das Gehen nicht schwer, und sie konnten den Ausblick unbeschwert genießen. Nur wenn ihm keine andere Wahl blieb, stieg der Weg in die Höhe.
    Nach nicht allzu langer Zeit erreichten sie so Schloss Roogna, das in einem bewaldeten Tal lag. Der Weg führte sie über einen Hügelkamm, und dann breitete sich vor ihren Augen das Tal aus wie ein großes Gemälde. Doch etwas stimmte an diesem Gemälde nicht. »Was sind das für Linien?«, fragte Forrest erschrocken. »Beim letzten Mal habe ich sie gar nicht bemerkt.« Denn das Tal war kreuz und quer, von der einen Bergflanke zur anderen, mit langen, farbigen Linien überzogen, als hätte ein Riese mit einem Paket Buntstiften gespielt. Nur in der unmittelbaren Umgebung des Schlosses fanden sich keine Farbstriche.
    »In Xanth sind sie jedenfalls nicht da gewesen«, stimmte Imbri ihm zu. »Aber hier sind wir nicht in Xanth, sondern auf einer kleineren Nachbildung.«
    »Trotzdem haben wir solche Linien noch nirgendwo auf Ptero gesehen. Ich glaube nicht, dass sie normal sind.«
    »Was meinst du – ob sie mit dem Problem zusammenhängen, das wir lösen sollen? Der Einsäumung?«
    »Die Einsäumung«, wiederholte Forrest nachdenklich. »Die Striche sehen irgendwie nach Randstrichen aus. Als hätte jemand Linien gezogen, um das Tal von der Umgebung abzutrennen. Danach sind innerhalb der Eingrenzung immer mehr Randstriche gezogen worden, und der freie Bereich wird immer enger. Das erinnert mich an ein Spiel, das ich als Faun gespielt habe.«
    Imbri lachte. »Heißt das, du bist jetzt kein Faun mehr?«
    Das hatte Forrest sich in der Tat schon gefragt. Die Faune im Faunen- und Nymphen-Reservat sind seichte Gemüter, die nur eins im Kopf haben – und das wird ihnen wiederum von den Nymphen gegeben. Die Faune, die das Reservat verlassen und sich eine nützliche Beschäftigung suchen, gewinnen zwar bald an Tiefe, aber nicht sehr; gerade so viel, um zu erkennen, dass das Jagen von Nymphen nicht das Einzige ist im Leben – aber es bleibt das Wichtigste. Die Faune, die sich an einen Baum binden, erhalten noch mehr Tiefe, doch auf keinen Fall würde ein Außenstehender sie als ernstzunehmende Wesen bezeichnen. Während seiner selbstauferlegten Suche war Forrest immer nachdenklicher geworden, und die Ereignisse auf Ptero hatten diese Entwicklung vorangetrieben. Nur deswegen hatte er in der vergangenen Nacht eine natürliche Regung unterdrückt und am Morgen trotz beträchtlicher Versuchung Imbris Angebot abgelehnt, für ihn Nymphe zu spielen. Kein Faun, von dem er je gehört hatte, hätte sich so verhalten. Auf keinen Fall konnte Forrest für einen normalen Angehörigen seiner Art gehalten werden. Aber all das war ihm im Moment zu kompliziert, um weiter darüber nachzusinnen. »Als ich noch jung war«, verbesserte er sich.
    »Wie ging das Spiel?«
    »Wir haben es mit Steinmessern gespielt. Wir strichen ein Stück Erdboden glatt, und dann warfen wir abwechselnd mit unseren

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