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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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Messern darauf, dass sie mit der Spitze stecken blieben. Dann zogen wir längs der Klinge eine Linie in beide Richtungen und teilten dadurch das Stück Boden in zwei Teile. Der kleinere Teil galt als verloren, und wir warfen auf die größere, freie Hälfte. Wer sie verfehlte oder wessen Messer nicht stecken blieb, hatte verloren. Die freie Fläche wurde immer kleiner, weil jedes Mal etwas abgeteilt wurde, bis sie schließlich zu klein war, um überhaupt getroffen werden zu können. Der Letzte, der mit dem Messer traf, hatte gewonnen.«
    »Und welchen Sinn hatte das Spiel?«
    »Zu gewinnen. Wir mussten uns schließlich irgendwie beschäftigen, wenn keine Nymphen in Sicht waren. Das war alles.«
    Sie warf ihm einen langen Seitenblick zu. »Seither hat sich dein Horizont beträchtlich erweitert.«
    Wenn sie nur gewusst hätte, wie sehr! »Ja. Was ich aber sagen wollte: Dieses Tal lässt mich an das Spiel denken. Es war schwierig, das Messer genau an die richtige Stelle zu werfen, dass die Klinge auch noch in die richtige Richtung zeigte, und deshalb wurde vom verbleibenden Feld meistens nur ein schmaler Streifen abgetrennt. Wenn das hier ein Spiel wäre, dann wäre es zu drei Vierteln vorüber.«
    »Wer sollte solch ein Spiel denn mit dem Menschengebiet auf Ptero spielen?«
    »Unsichtbare Riesen?«
    Imbri nickte zustimmend. »Wenn es ein Spiel ist, was hat der Gewinner davon?«
    »Schloss Roogna«, antwortete Forrest. »Und mit dem Schloss die Oberhoheit über alle Menschen auf Ptero.«
    Erneut nickte sie. »Und du musst Dawn und Eve helfen, das Menschengebiet vor der Einsäumung zu retten. Nun haben wir wohl schon etwas über die Bedrohung erfahren.«
    »Einsäumung«, wiederholte er. »Randbeschneidung, bis in der Mitte nichts mehr übrig ist. Das sieht wirklich ganz nach einer Sache aus, gegen die etwas unternommen werden muss.«
    »Aber auch hier müsste der König ein Magier sein«, entgegnete Imbri. »Wieso sollte er nicht selbst gegen diese Übergriffe kämpfen können?«
    »Ihm muss etwas zugestoßen sein. Wir sollten zusehen, dass wir so schnell wie möglich ins Schloss kommen, bevor es noch schlimmer wird.«
    »Wenn die Riesen uns sehen, werden sie versuchen, uns aufzuhalten. Besonders, wenn sie bereits einen Verdacht hegen, weshalb wir kommen.«
    »Da hast du Recht. Vielleicht sollten wir Katrins Mantel des Vergessens einsetzen.« Er holte die kleine Büchse aus dem Rucksack.
    »Du wirst wirklich immer klüger. Daran hätte ich gar nicht mehr gedacht.«
    »Bitte mach mir keine Komplimente.«
    Erstaunt blickte sie ihn an. »Warum denn nicht, wenn du es doch verdient hast?«
    Am liebsten hätte sich Forrest auf die Zunge gebissen, doch dazu war es bereits zu spät. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. »Weil ich dich in deiner gegenwärtigen Gestalt ohnehin schon zu sehr mag, und Komplimente machen es nur noch schlimmer.«
    Sie starrte ihm fassungslos ins Gesicht, dann nickte sie nachdenklich. »Ich will versuchen, vorsichtiger zu sein.«
    Forrest hielt die Büchse hoch und sagte: »Ich erwecke dich.«
    Nichts geschah, doch was sollten sie auch bemerken? Forrest packte die Dose ein, und sie machten sich an den Abstieg vom Hügel.
    Am Waldrand kamen sie an die erste Linie und blieben kurz davor stehen. Der Strich war grün und verlief über den Boden, ohne darin einzuschneiden; ein wenig erinnerte er an einen Schatten. Auf gleiche Weise überwand er Felsen und Bäume. In der Luft war er unsichtbar, doch zeigte sich die grüne Farbe auf Ästen und auf Blättern, also konnte man davon ausgehen, dass es sich um eine senkrechte Fläche handelte.
    »Hältst du es für ungefährlich, einfach hindurchzuschreiten?«, fragte Forrest.
    »Unter dem Schutz des Mantels müsste es ungefährlich sein«, antwortete Imbri. »Aber vielleicht sollten wir uns beim Durchdringen vorsichtig bewegen und nicht viel reden.«
    »Das meine ich auch. Ich gehe zuerst.«
    »Wieso?«
    »Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt, wenn es doch gefährlich ist.«
    »Aber du musst die Mission erfüllen, nicht ich. Ich sollte dich beschützen, nicht umgekehrt.«
    Ihre Logik war zwar einwandfrei, doch genügte sie Forrest nicht. Den Gedanken, Imbri in Gefahr zu bringen, hätte er nicht ertragen. »Bitte, Imbri«, sagte er. »Lass mich als Ersten gehen.«
    »Du Idiot!«, schrie sie.
    Damit überraschte sie ihn völlig. »Wie bitte?«
    »Hast du jemals in Erwägung gezogen, dass ich dir ähnliche Gefühle entgegenbringe

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