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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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wie du mir?«
    Er dachte nach. »Nein.«
    »Ich bin nur eine Tagmähre, das weiß ich, aber auch ich habe Gefühle. Ich möchte genauso wenig, dass dir etwas zustößt, wie umgekehrt. Und was soll ich anfangen, wenn du durch meine Schuld nicht unversehrt zurückkommst?«
    Sie hatte Recht. »Entschuldige, Imbri. Angenommen, wir wechseln uns bei den Risiken miteinander ab?«
    »Einverstanden. Ich entschuldige mich auch. Ich hätte dir nicht vorwerfen sollen, dass du etwas für mich empfindest.« Sie machte einen Schritt vor und überschritt die Linie.
    Nichts geschah. Anscheinend war die Linie für sich genommen ungefährlich, oder der Mantel des Vergessens schützte sie ausreichend. Forrest folgte Imbri über den Strich. Er spürte nichts; es handelte sich nur um eine Markierung, aber um kein echtes Hindernis.
    Forrest atmete auf. »Wahrscheinlich müssen wir noch mehrere andere Linien überqueren, aber es scheint ja nicht riskant zu sein.«
    Imbri nickte, und sie gingen weiter in Richtung Schloss. Auch andere Linien, von denen jede eine andere Farbe hatte, überschritten sie, ohne dass es Schwierigkeiten gab; ob es an dem Vergessenszauber lag, dem magischen Weg oder dem Umstand, dass die Linien ungefährlich waren, konnte Forrest nicht sagen. Gern verschwendete er einen Zauber nicht, aber ebenso ungern ging er unnötige Risiken ein. Bevor sie nicht verstanden hatten, was genau hier vorging, mussten sie sehr vorsichtig sein.
    Der Weg führte sie nun in einen ausgedehnten Garten, in dem Kuchenbäume, Schuhbäume und andere nützliche Arten angepflanzt waren. Er umging einen Friedhof, an dessen Eingang ein Schild warnte: VORSICHT! ZOMBIES! Schließlich endete er an einem tiefen Graben, aus dem sie ein altes Ungeheuer aufmerksam anblickte. Kurz gesagt, in der Umgebung des Schlosses war alles wie gewohnt. Selbst das Ungeheuer war das Gleiche: »Hallo, Soufflé!«, rief Imbri.
    »Dieses Ungeheuer ist aber zu alt, um Soufflé zu sein«, bemerkte Forrest.
    »Du vergisst, dass wir weit nach Westen gekommen sind, ins Hin«, erinnerte sie ihn. »Die Leute hier müssen also älter sein.« Sie trat näher und klopfte dem Grabenungeheuer auf die Nase. Doch Soufflé wich scheu vor ihr zurück; das Monstrum erkannte Imbri nicht.
    »Du hast das falsche Aussehen«, raunte Forrest ihr zu.
    »Ach ja.« Sie sah das Monster an. »Du kennst mich anders.« Sie verschwamm und nahm Mährengestalt an, die zwar nicht sonderlich dicht, aber deutlich zu erkennen war.
    Soufflés Augen leuchteten auf. Nun hatte er die Tagmähre erkannt und senkte den Kopf. Als Imbri sich wieder Mädchengestalt gab und ihm erneut die Nase tätschelte, ließ er es sich gefallen. »Nur in dieser Gestalt besitze ich genügend Dichte«, erklärte sie. »Außerdem reise ich mit Forrest Faun, da habe ich es als Zweibeiner einfacher. Trotzdem bin ich noch immer Mähre Imbri.«
    Nun überquerten sie den Graben und kamen ans Tor des Schlosses. Dort empfing sie eine Frau, der etwas um den Kopf kreiste. »Prinzessin Ida!«, rief Imbri.
    »Kennen wir uns?«, erkundigte sich die Prinzessin höflich.
    »Ich bin Mähre Imbrium. Ich habe menschliche Gestalt angenommen, weil meine Masse zu mehr nicht ausreicht. Das hier ist Forrest Faun. Vor einigen Tagen sind wir uns in Xanth begegnet.«
    Forrest nickte, als Imbri ihn vorstellte. Auch die Frau war älter als die Prinzessin Ida, deren Bild er vor Augen hatte.
    »Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht an euch erinnern. Das ist natürlich kein Wunder, dann wir alle haben keine Erinnerung an die Zeit, die wir in Xanth verbracht haben. Das ist unser ›blindes Jahr‹, wie wir es gern nennen.«
    »Blindes Jahr?«, fragte Forrest.
    »Denk an Eugen Oger«, murmelte Imbri.
    Ach, natürlich. Nun begriff er: das Jahr, das sie für ihre Existenz in Xanth verloren.
    »Welches Jahr ist nun?«, fragte Imbri.
    »Ivy und ich sind nun vierzig, also muss es zwölf Jahre her sein.«
    Das erklärte ihr Alter, doch an dem Mond war etwas anders. »Als wir das letzte Mal hier waren, war dein Trabant rund«, sagte Forrest.
    Prinzessin Ida lächelte. »Natürlich. Meine gegenwärtige Existenz hier ist ein Abkömmling jener Wirklichkeit, und deshalb ist mein Mond hier anders als dort.« Sie neigte den Kopf, sodass der Mond ganz in Sicht geriet. »Das ist Pyramid.«
    Forrest konnte nun deutlich sehen, dass der Mond nicht etwa rund war, sondern dreieckig. Genauer gesagt, besaß er einen dreieckigen Umriss und war aus vier Flächen zusammengesetzt, von

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