Wald-Schrat
denen jede dreieckig war. Die Pyramide rotierte um eine Achse, die durch die Spitze und die nach unten weisende Grundfläche verlief. Dadurch waren drei Dreiecksflächen in Bewegung.
Forrest fand das ein wenig schwer zu begreifen. »Ist… ist das auch eine eigenständige Welt – so wie Ptero?«
»Aber ja. Obwohl wir nicht wissen, was sich darauf befindet. Noch niemand ist je dort gewesen. Aber wir vermuten, dass sich dort alle Ideen befinden, die nie verwirklicht wurden.«
»Das leuchtet mir ein«, sagte Forrest.
»Und was führt euch Xanthier in unser Reich?«, erkundigte sich Ida höflich. »Wir haben nur sehr selten Besucher von dort.«
»Forrest muss einen Faun für seinen Nachbarbaum finden«, erklärte Imbri.
»Oh, dazu müsst ihr aber noch weiter ins Hin vordringen«, sagte Ida. »Dort liegt das Faunenland.«
»Vorher muss ich aber eine Aufgabe für den Guten Magier erledigen«, sagte Forrest. »Ich soll die Prinzessinnen Dawn und Eve beraten, damit sie das Menschengebiet vor der Einsäumung retten können.«
»Ach, das ist eine großartige Neuigkeit! Wir hatten schon befürchtet, dass uns keine Hilfe mehr erreichen würde. Nun endlich habe ich neue Hoffnung, dass alles wieder in Ordnung kommt.«
»Ich weiß aber kaum, was ich tun soll.«
»Der Gute Magier hätte dich nicht hierher geschickt, wäre er nicht sicher, dass du die Aufgabe erfüllen kannst. Unsere Situation kann man getrost verzweifelt nennen. Von uns sind nur so wenige übrig.«
»So wenige?«, forschte Imbri nach.
»Kommt, ich bringe euch vor König Ivy. Sie wird mir helfen, euch ins Bild zu setzen.«
»König wer?«
»König Ivy. Sie musste den Thron besteigen, als König Dor verloren ging. Hier entlang, bitte.«
»Und was ist mit König Dolph?«, fragte Imbri.
»Oh, er käme erst später an die Reihe. Aber auch er ist verloren.«
»Verloren?«
»Von uns sind nur noch sechs übrig. Aha, da sind wir ja.«
Sie hatten den Thronsaal erreicht. Tatsächlich saß eine etwa vierzig Jahre alte Frau auf dem Thron. Als sie eintraten, erhob die Frau sich und schritt zu ihnen.
»König Ivy, das sind Forrest Faun und Mähre Imbrium von Xanth«, sagte Prinzessin Ida. »Sie sind hier, um es Dawn und Eve zu ermöglichen, mit der Einsäumung fertig zu werden.«
»Solch eine Erleichterung!«, rief König Ivy. »Das verlangt nach einem Bankett.«
»Haben wir dazu denn Zeit?«, fragte Forrest. »Ich meine, wenn die Zeit drängt – «
»Bei einem Bankett redet es sich am besten«, erklärte Prinzessin Ida. »Dann finden alle zusammen.«
Schon bald waren sie im Bankettsaal. Die anderen Schlossbewohner erschienen und wurden vorgestellt: Prinzgemahl Grey, ein stattlicher Mann gerade jenseits der Vierzig, Prinzessin Electra, die nun achthundertzweiundsiebzig oder achtunddreißig Jahre alt war, je nachdem, ob man die chronologische oder die normale Lebenszeit zählte, und ihre Töchter Dawn und Eve, die prachtvolle achtzehn waren. Dawn hatte feuerrotes Haar und grüne Augen; sie trug ein helles Kleid. Eve hatte kohlrabenschwarzes Haar und ebensolche Augen; ihr Kleid war dunkel. Beide waren bezaubernd schön.
»Als ich euch beide das erste Mal traf, vor wenigen Tagen, wart ihr noch sechs«, sagte Forrest verblüfft.
»Ja, das ist unser blindes Jahr«, stimmte Dawn ihm zu.
»Deshalb kennen wir dich nicht«, sagte Eve. »Aber du bist bestimmt ein interessantes Wesen.«
»Mädchen, benehmt euch nicht so frühreif.«
»Ach was«, widersprach Dawn. »Er ist doch ein Faun.«
»Völlig unmöglich, dass wir ihn in Verlegenheit bringen«, pflichtete Eve ihr bei.
Und beide beugten sie sich vor, sodass ihre Dekolletés sich öffneten und vier beeindruckende Halbkugeln offenbarten. Und Forrest errötete zum zweiten Mal in seinem Leben.
»Mädchen!«, rief Electra indigniert aus.
»Siehst du?«, meinte Dawn zu ihrer Schwester, als sie sich wieder aufrichteten. »Ich habe dir gleich gesagt, dass es möglich ist, einen Faun in Verlegenheit zu bringen.«
»Du hast gewonnen«, sagte Eve. »Aber ich wette, es gelingt uns kein zweites Mal.«
»Allerdings nicht!«, rief Electra, bevor sie es versuchen konnten. »Du musst meine unüberlegten Kinder entschuldigen.«
Die beiden Mädchen hoben die Achseln und wirkten dabei halbwegs selbstzufrieden. Forrest empfand nun eine gewisse Nervosität angesichts der Aussicht, die beiden beraten zu müssen. Was würden sie ihm zeigen, während er versuchte, ihnen zu zeigen, was sie tun sollten? Es wäre gewiss
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