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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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einfacher gewesen, mit den beiden Sechsjährigen zusammenzuarbeiten, denn deren Boshaftigkeit hätte noch engere Grenzen gekannt.
    Das Bankett war schmackhaft; es gab Scheiben gebutterter Brotfrucht, Kartoffelstäbchen und genügend zu trinken. Forrest erspähte eine Flasche, deren Aufschrift ›Malzbier‹ zu lauten schien, und goss sich einen Krug voll ein, denn er mochte alle Pflanzenprodukte. Er nippte daran, und es schmeckte ihm sehr gut. Doch Dawn, die ihm gegenüber saß, blickte ihn augenzwinkernd an. »Du trinkst Balzbier?«, fragte sie schelmisch.
    Hoppla – hatte er etwa das Falsche getrunken? Immerhin hatte er nur den hinteren Teil des Etiketts gesehen. Das fehlte ihm noch, dass er während eines Banketts mit dem König anfing, Dawn und Eves Avancen zu erwidern! Doch dann sah er, dass auf der Flasche tatsächlich ›Malzbier‹ stand. Beide Mädchen hatten sein Gesicht beobachtet und prusteten nun vor Lachen. Sie hatten ihn hereingelegt.
    Electra sah sie strafend an, und die beiden wurden still. Das wird anstrengend, dachte Forrest.
    »Wie können wir euch bei eurer Aufgabe helfen?«, fragte König Ivy, als sie sich dem Nachtisch zuwandten.
    »Leider muss ich zugeben, nicht die leiseste Ahnung zu haben, wie ich vorgehen soll«, antwortete Forrest. »Ich glaube nicht, dass ich in irgendeiner Weise qualifiziert bin.«
    »Nun, qualifiziert bist du auf jeden Fall«, beruhigte ihn Prinzgemahl Grey. »Der Gute Magier weiß es immer am besten. Du musst nur ergründen, worin deine Qualifikation besteht.«
    »Aber ich weiß doch rein gar nichts über Menschenfrauen, geschweige denn Prinzessinnen. Wie kann ich mich erdreisten, sie zu beraten?«
    »Deine Autorität erhältst du vom Guten Magier«, erklärte Ivy. »Die Zwillinge schmollen vielleicht deswegen…« Während sie sprach, zogen Dawn und Eve niedliche Schmollmündchen. »Trotzdem wissen sie beide, wie ernst deine Aufgabe ist, und tun ihr Bestes. Sie sind sich klar, dass es keine andere Möglichkeit gibt, Prinz Dolph, ihren Vater, zu retten.« Und nun blickten die Zwillinge übergangslos völlig ernst drein.
    »Könntest du mir einfach die Lage schildern? Wir haben mehrere Linien überschreiten müssen, als wir zum Schloss kamen, aber wir wissen nicht, was sie bedeuten.«
    Der König seufzte. »Sie haben zu bedeuten, dass das Menschenland von Ptero immer weiter eingesäumt wird. Seit einigen Wochen belagert uns ein unbekannter Feind. Nun hat er uns so weit eingeschlossen, dass wir nur noch in die unmittelbare Umgebung vordringen können. Wir vermögen nicht mehr unser Leben zu durchstreifen und so alt zu sein, wie wir wollen. Das heißt, dass ich im Alter von vierzig Jahren festsitze, was für eine Frau alles andere als angenehm ist. Meiner Schwester Ida geht es genauso. Aber das ist nur das kleinere Übel. Alle Bewohner unseres Landes sind zwischen den Saumlinien gefangen, und nur wir sechs sind noch übrig. Wenn es dir nicht gelingt, die Zwillinge erfolgreich anzuleiten, dann sind bald auch wir verschwunden.«
    »Alle sind verschwunden?«, fragte Imbri entsetzt.
    »Jawohl, alle«, bekräftigte Ivy. »Am Anfang haben wir Leute ausgesandt, die sich um die Bedrohung kümmern sollten, doch keiner von ihnen ist zurückgekehrt. Selbst Magier und Zauberinnen verschwanden. Unsere Töchter Melody, Harmony und Rhythm sind fort, dazu meine Großeltern Magier Trent und Zauberin Iris, auch Greys Eltern, Magier Murphy und Zauberin Vadne. Sie zogen aus und sitzen nun zwischen den Saumlinien fest.«
    »Diese Saumlinien sind also die Striche, die wir gesehen haben?«, vergewisserte Forrest sich.
    »Ja. Sie tauchen unvermittelt auf, und was immer zwischen ihnen gefangen ist, verschwindet. Manchmal können wir die Gestalten ganz schwach innerhalb der Gefängnisse erkennen, aber wir können sie nicht erreichen.«
    »Ihr könnt die Linien nicht überqueren?«, fragte Forrest.
    »Wir können sie nicht überschreiten. Sie sind so undurchdringlich wie eine Wand aus Glas.«
    »Aber wir haben sie ohne jede Schwierigkeit durchquert.«
    »Es scheinen Einwegwände zu sein«, warf Grey ein. »Ich habe das Talent, Magie zunichte zu machen, aber es ist mir nicht gelungen, die Saumlinien zu beseitigen. Deshalb können sie nur die Auswirkung eines Zaubers sein, der in größerer Entfernung gewirkt wurde, als mein Talent reicht – so vermute ich wenigstens. In ganz ähnlicher Weise vermag Eve nichts über die Saumlinien heraufzufinden, obwohl ihr Talent ihr das Wissen über alles

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