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Wald

Wald

Titel: Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Waechter
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über allem aber ist es nicht gut, wenn er sich mehr für Poesie interessiert als für die Strategie!«, schalt ihn der Fürst. »Von nun an sollst Du jeden Tag an meiner Seite im Schloss wachen und lernen, wie Du einst ein guter Herrscher werden kannst, die Kunst der Rechthaberei weiter zu verfolgen aber verbiete ich dir, mein Sohn!«
    Palamon versprach dem Regenten, sich tunlichst daran zu halten, zog sich sodann in seine Gemächer zurück und wurde sehr traurig, denn er liebte seinen Vater sehr. Doch fühlte er, dass er zu Höherem berufen war, dass er mehr als nur Fürst eines kleinen Landes werden würde, nämlich ein Fürst der Wissenschaften. So war es für ihn unumgänglich gewesen, den Vater zu belügen und noch in derselben Nacht stahl er sich davon. Mit sich stahl er einen Schimmel, ein prächtiges Schild aus rötlichem Gold, dazu einen übergroßen Sack voller Goldstücke und einen Siegelring, um freies Geleit zu garantieren.
    Als der Vater erwachte, am nächsten Tag, und die Kunde an ihn herangetragen wurde, da brach es ihm das Herz. Denn auch der Fürst hatte seinen Sohn geliebt. Ob er zu hart gewesen war, das fragte er sich oft und jeden neuen Morgen und jeden neuen Abend, solange bis er starb, stand er auf dem höchsten Turm seines Schlosses und hielt Wache, ob sein Sohn zurückkehren würde, was niemals geschah.
    Palamon trottete dahin, sanft und weich über das Land, Jahr um Jahr und Stadt um Stadt. Er verkündete den Bauern ebenso wie den Fürsten, die ihn gerne zur Unterhaltung an ihren Höfen aufnahmen, seine Lehre vom guten Menschen. Und wenn ihm sein erhellter Sinn danach stand, dann zog er weiter, sodass sein Leben bald tatsächlich beharrlich voranfloss wie ein Fluss.

    Eines Tages, es war im Frühling, sein Haar zeigte mittlerweile Stellen von Grau, da betrat er das Land des Fürsten Svetopluk, dessen Ruhm weit über die Grenzen bekannt war. An dessen Tafel wurde Palamon herrschaftlich empfangen, und man servierte ihm süßen Wein ebenso wie Met und dazu königliche Gewürze in köstlichem Ingwerbrot, außerdem Kümmel und reinen Zucker. Stundenlang lauschte der Fürst seinen Reden, von denen er zutiefst beeindruckt war. Bis an einem Abend das Gespräch in der fürstlichen Runde auf den Höllenwurm kam, der in den verwunschenen Wäldern im Osten des Reiches seine Heimstätte gefunden hatte.
    »Was redet Ihr tapferen Herren!«, rief Palamon empört. »Ihr haltet einen furchtbaren Drachen auf Eurem Grund und fürchtet Euch fürwahr? Ich aber sage euch, entweder ist das Höllenbiest nur ein Bewohner Eurer eigenen Fantasie, die Euch verdammen will (was ich ehrlichgesagt am meisten glaube), so gäbe es nichts zu befürchten. Oder aber das Biest ist echt, aus Blut und Schuppen und Zähnen, dann wäre es an der Zeit, dass man es tötet, denn für das Böse gibt es keinen Platz in dieser Welt! Ich aber bin vom Guten beflügelt und so fürchte ich mich nicht. Gebt mir ein Schwert und einen Diener, der die Lanze tragen kann und ich werde Euch beweisen, dass es keinen Grund gibt, vor der Bestie zu erzittern!«
    Nach Ablauf einer Woche brach Palamon zusammen mit einem Knecht mit Namen Alfric auf.
    »Nie habe ich eine Waffe gegen einen Menschen erhoben, doch gegen das Böse habe ich stets gekämpft«, sprach er zu seinem Abschied. »Nun, nach vielen Jahren, hat sich mir schließlich eine Möglichkeit ergeben, den Beweis zu bringen, dass das Böse nur ein Trugbild ist und wir uns auf das Gute besinnen müssen. So seid unbesorgt, ich werde wieder hierher zurückkommen und Euch über den Drachen in weniger als vier Wochen die Wahrheit berichten!«
    Dann brach Palamon auf, zog mit dem Knecht in die Wälder, an dem großen Fluss entlang, und ward nie mehr gesehen.

»Gute Taten«
     
    Die Burg steht friedlich. Der Nordwind dreht sich. Und Svetopluk trauert.
     
    Svetopluk (zum erneuten Male zur Mittagszeit sich noch in seinem Bette windend): Oh, Er schon wieder, kann Er mich nicht wenigstens in Ruhe betrübt sein lassen?
    Narr: Ihr habt nach mir rufen lassen, mein Grundgütiger.
    Svetopluk: Ach ja --- Er hat Recht! Was habe ich mir nur dabei gedacht?!
    Narr: Ist es möglicherweise so, dass Ihr meinen Beistand wolltet, um Euch über Eure Misserfolge in der Liebe hinwegzutrösten?
    Svetopluk: Ich fürchte so war es. Nun, wo Er tatsächlich da ist, sage Er mir, hat Er die Komtess heute schon gesehen?
    Narr: Nein, mein Herr, dies muss ich gründlich verneinen! Die holde Jungfer scheint sich vorübergehend in

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