Wald
Ihren Gemächern verschanzt zu haben.
Svetopluk: --- ohh ---
Narr: Ihr scheint sie in der Tat ein wenig verschreckt zu haben.
Svetopluk: --- ohhh ---
Narr: Aber wie ich dagegen sehe, ward Ihr in der Zwischenzeit trotzdem nicht untätig.
(Der Narr deutet auf die zahlreichen Flecken auf den Bettdecken und dem Baldachin)
Svetopluk: Wie wagt Er es, mit seinem Herrscher zu sprechen. Er weiß ganz genau, dass ich heute viel zu schlecht gelaunt bin, um einen ungezogenen Untergebenen hängen zu lassen.
Narr: Schon gut! Etwas anderes --- die Komtess habe ich zwar nicht gesehen, dafür lief mir Graf Harad mit einigen Eurer Berater über den Weg. Er war nicht gerade erfreut zu hören, dass ich eine Audienz bei Euch habe, während Euere Leibwache Ihm dieselbe mehrmals verwehrt hat.
Svetopluk (sich die Stirn abtupftend, so als würde er schwitzen): Wenigstens auf die Wache ist noch verlass!
Narr: Ihr wisst, warum Harad Euch sprechen möchte?
Svetopluk: Ja, ja, die Seemacht im Westen will meine Stadt erobern, ich weiß schon.
(Svetopluk stöhnt auf)
Svetopluk: Aber sagt Narr, was haltet Ihr von dieser Geschichte?
Narr: Nun, soweit ich weiß ist deren Flotte in diesen Gewässern nur auf Piratenjagd unterwegs, aber wie Ihr wisst, verstehe ich mich besser auf seichte Unterhaltung, als auf laute Kriegstreiberei. Ich fürchte mein Rat in diesen Dingen ist nicht von großem Wert.
Svetopluk: Ihr habt recht. Eigentlich brauche ich Euren Rat in anderen Dingen. Wie Ihr bereits erraten konntet, verlief mein gestriges Treffen mit der Komtess in der Form einer mittelgroßen Katastrophe.
Narr: Ihr seid zu ehrlich.
Svetopluk: Das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Wie soll ich meinen Auftritt bei Llyle wieder gut machen? Die Ärmste muss gedacht haben, dass ich sie am liebsten auf der Stelle auf mein Bett gezerrt hätte!
Narr: Ach. Und ich dachte, das wäre tatsächliche Euer Ziel gewesen?
Svetopluk: Aber doch nicht sofort! Mit einer Frau wie der Komtess muss man viel behutsamer umgehen, oder etwa nicht?
Narr: Nun, da habt Ihr wohl recht. Ich fürchte Ihr habt die Sache zu unüberlegt angegangen. Jetzt erhofft Ihr Euch anscheinend, ich könnte Euch helfen, eine Entschuldigung auszudenken.
Svetopluk: Genau! Eine Entschuldigung! Aber nur wie?
Narr: Na, na, Ihr braucht nicht gleich mit dem Weinen beginnen. Sagt Fürst, könnt Ihr Euch noch an Palamon und seine Lehren erinnern?
(Svetopluk nickt andächtig)
Narr: Wenn ich mich recht entsinne, hatte Palamon jahrelang über die Natur des Menschen geforscht. Und sagte er nicht auch, dass ein Mann sich nur durch gute Taten von dem Fluch der bösen Welt befreien könnte? Heute in den Morgenstunden musste ich seit Langem wieder an den edlen Ritter denken, und nun da Ihr mich um Rat fragtet, kam mir die Idee, dass Ihr der Komtess vielleicht in der Tat durch eine gerechte Handlung beweisen solltet, dass auch Ihr im Kern Eures Herzens ein guter Mensch seid. Was haltet Ihr davon?
Svetopluk (erhebt sich und küsst dem Narr die Stirn): Das ist genial!
(Svetopluk springt mit heruntergelassener Hose aus dem Bett und denkt nach, dann dreht er sich wieder zum Narr)
Svetopluk: Sagt, mein Freund, warum seid Ihr eigentlich Narr geworden? Seid Ihr nicht zu schlau, um Euch in dieses idiotische Kostüm zu zwängen, und Euch erniedrigen zu lassen?
Narr: Ursprünglich strebte ich an nach Rom zu reisen und mich zum neuen Kaiser krönen zu lassen, aber nachdem ich erfahren habe was mit dem letzten Cesar passierte, habe ich das Angebot freudig abgelehnt.
Svetopluk: Ihr habt Euren Witz noch nicht verlernt. Sehr schön. Ihr ward so ernst heute, dass ich mir beinahe hätte Sorgen machen können, wäre ich nicht zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt.
Narr: Selbst ich kann nicht jeden Tag lustig sein, mein Herr.
(Der Narr verbeugt sich)
Svetopluk: Natürlich, aber ---
(er dreht sich zum Fenster)
Svetopluk: Sagt, was für eine Tat könnte es sein die ich vollbringen soll?
»Der Schnee fällt«
Die Verschleierung des Waldes beginnt in den frühen Morgenstunden. Unerbittlich. Die Temperaturen schlagen um. Der Regen geht, dafür kommt der Schnee. Bereits bei Sonnenaufgang reicht die glitzernde Pampe bis an die Knöchel der Drachenjäger, die den Winter nun von einer noch nie gesehenen Seite kennenlernen. Die Flocken peitschen in ihre Gesichter und drücken auf die Gemüter. Sie bedecken das Geäst, das Unterholz, die Baumkronen. Der Matsch und alle dunklen Stellen des Waldes werden
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