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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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so daß unsere Sportsmänner den Rückzug in den Ort zu ihren Geschäften, ihren liegengebliebenen Arbeiten antreten müssen. Doch nur zu oft hatten sie auch Erfolg. Wenn ich frühmorgens um einen Eimer Wasser ging, sah ich den stattlichen Vogel häufig ein paar Meter vor mir aus der Bucht hinaussegeln. Wollte ich ihn mit dem Boot überholen, um zu sehen, wie er sich verhält, dann tauchte er meistens unter und
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    blieb verschwunden. Oft konnte ich ihn dann erst am späten Nachmittag wieder entdecken. An der Oberfläche jedoch war ich ihm überlegen. Bei Regen flog er gewöhnlich auf und davon. Als ich an einem sehr ruhigen Oktobernachmittag das Nordufer entlangpaddelte und vergeblich nach Eistauchern spähte - denn an solchen Tagen lassen sie sich wie das Seidenspinst des Schwalbenwurzsamens besonders gern auf dem See nieder -, schwamm plötzlich einer wenige Meter vor mir vom Ufer auf die Mitte des Sees zu und verriet sich durch sein wildes Gelächter. Ich verfolgte ihn, und er tauchte unter; als er sich wieder an der Oberfläche zeigte, war ich ihm jedoch näher als zuvor. Er tauchte noch einmal, doch hatte ich mich in der Richtung, die er nehmen würde, geirrt und die Entfernung vergrößert, etwa achthundert Fuß weit weg, als er wieder auftauchte. Wieder lachte er laut und lange und diesmal mit mehr Berechtigung als zuvor. Er wich mir so geschickt und schlau aus, daß ich nicht näher als höchstens zweihundert Fuß an ihn herankommen konnte. Jedesmal, wenn er an die
    Oberfläche kam, wandte er den Kopf nach allen Seiten,
    überblickte kaltblütig Wasser und Land und schien jenen Kurs zu wählen, der ihm beim Wiederauftauchen die größte
    Wasserfläche vor sich und die weiteste Entfernung vom Boot versprach. Es war erstaunlich, wie rasch er sich entschloß und diesen Entschluß in die Tat umsetzte. Er lockte mich an die breiteste Stelle des Sees und ließ sich von dort nicht vertreiben.
    Während er seine Streiche ausheckte, bemühte ich mich, ihm hinter seine Schliche zu kommen. Es war ein hübsches Spiel, das wir auf der glatten Oberfläche spielten: Mensch contra Eistaucher. Plötzlich war der gegnerische Bauer unter dem Spielbrett verschwunden, und das Problem bestand nun darin, meinen Bauern dahin zu setzen, wo seiner am ehesten wieder auftauchen würde. Manchmal tauchte er unerwartet auf der anderen Seite des Bootes auf - er war direkt unter ihm durchgeschwommen. So langatmig und unermüdlich war er,
    daß er selbst nach der weitesten Strecke, die er zurückgelegt hatte, sofort wieder untertauchte. Dann konnte auch der Schlaueste nicht erraten, wo er unter der glatten Fläche des tiefen Sees geschwind wie ein Fisch dahingleiten mochte, denn
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    er hatte Zeit und war imstande, den Grund des Sees an der tiefsten Stelle aufzusuchen. In den Seen von New York sollen Eistaucher in achtzig Fuß Tiefe an Angelhaken gefangen
    worden sein, die man für Forellen ausgeworfen hatte. Der Waldensee ist jedoch tiefer. Wie mußten sich die Fische über diesen seltsamen Gast aus einer anderen Sphäre wundern, der da mitten durch ihre Schwärme hindurchglitt! Doch schien er seinen Kurs unter dem Wasser ebenso zu kennen wie auf dem Wasser, denn er schwamm dort viel schneller. Ab und zu sah ich, wie sich das Wasser kräuselte, wo er sich der Oberfläche näherte, dann aber steckte er nur kurz den Kopf heraus, um die Lage zu prüfen, und tauchte sofort wieder unter. Ich kam darauf, daß es besser war, mit den Rudern in den Händen zu rasten und sein Auftauchen abzuwarten, als zu berechnen, an welcher Stelle er wieder heraufkommen würde. Denn oft genug schaute ich mir in einer bestimmten Richtung die Augen aus, um plötzlich von seinem unheimlichen Gelächter hinter meinem Rücken überrascht zu werden. Warum aber verriet er sich, nachdem er so viel Schlauheit aufgeboten hatte, mir zu
    entkommen, immer wieder durch sein lautes Gelächter, sooft er auftauchte? Verriet ihn nicht schon seine weiße Brust? Es war wirklich ein alberner Vogel, dachte ich. Gewöhnlich konnte ich auch am Platschen des Wassers hören, wo er nach oben kam, und ihn dadurch aufspüren. Doch nach einer Stunde wirkte er so frisch wie eh und je, tauchte so gern und schwamm sogar noch weiter als zuvor. Es war erstaunlich anzusehen, wie gelassen er mit unbewegter Brust an der Oberfläche dahinglitt, während er die ganze Arbeit mit den Schwimmfüßen darunter erledigte. Das dämonische Gelächter, das noch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem

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