Walden Ein Leben mit der Natur
zehn Fuß breit, fünfzehn lang und acht Fuß hoch, mit einer Bodenkammer, einem eingebauten Schrank, einem breiten
Fenster an jeder Seite, zwei Falltüren, einer Eingangstür und ihr gegenüber einem Backsteinkamin. Da ich alle Arbeit selbst getan und für das verwendete Material den üblichen Preis bezahlt hatte, betrugen die genauen Kosten meines Hauses wie folgt - ich gehe ins Detail, weil nur sehr wenige sagen können, wieviel ihr Haus genau gekostet hat, und die
allerwenigsten, wie sich die Kosten auf die verschiedenen Baustoffe verteilen -: Bretter (meist Schuppenbretter)
$
8,03½
Ausschußschindeln für Dach und Wände
4,00
-4 7 -
Latten
1,25
2 gebrauchte Fenster mit Glas
2,43
1000 alte Ziegel
4,00
2 Faß Kalk (das war teuer!)
2,40
Roßhaar (mehr als ich brauchte)
0,31
Eisen für Kamineinfassung
0,51
Nägel
3,90
Türangeln und Schrauben
0,14
Türklinke
0,10
Kreide
0,01
Fuhrlohn (das meiste trug ich auf meinem Rücken)
1,40
_____________
Alles in allem
$
28,12½
Das war das ganze Material, das ich brauchte, bis auf die Balken, Steine und den Sand, die ich mir auf Grund meines Rechtes als Ansiedler aus dem Wald holte. Ich fügte auch einen kleinen Holzschuppen an, zu dem ich hauptsächlich das beim Hausbau übriggebliebene Abfallholz verwendete.
Ich habe vor, ein Haus zu bauen, das in Vornehmheit und Luxus alle Häuser an der Hauptstraße Concords übertrifft, sobald es mir so gut gefällt und mich nicht teurer zu stehen kommt als mein gegenwärtiges.
Auf diese Art machte ich die Entdeckung, daß sich ein Student ein Heim auf Lebenszeit verschaffen kann, das nicht mehr kostet als die Miete, die er sonst jährlich zahlt. Wenn das alles als Prahlerei erscheint, so möge man mir zugute halten, daß ich es mehr im Interesse der Menschheit tue als für mich selbst.
-4 8 -
Einige Unzulänglichkeiten und Ungereimtheiten auf meiner Seite sollen die Wahrheit meiner Behauptungen nicht
beeinträchtigen. Ungeachtet mancher leeren Phrase und
Scheinheiligkeit - Spreu, die ich schwerlich von meinem Weizen trennen kann, so leid es mir auch tut - werde ich frei at men und mich diesbezüglich strecken; es ist eine solche Erleichterung für das körperliche wie das seelische Befinden. Ich habe nicht die Absicht, aus falscher Bescheidenheit zum Anwalt des Teufels zu werden, sondern werde mich bemühen, ein gutes Wort für die Wahrheit einzulegen. In Cambridge kostete die bloße Miete eines Studentenzimmers, nur wenig größer als das meinige, dreißig Dollar im Jahr, obwohl die Anstalt den Vorteil hatte, zweiunddreißig Zimmer nebeneinander unter einem Dach bauen zu können, was für den einzelnen den Nachteil hat, unter vielen lärmenden Nachbarn und womöglich im vierten Stock wohnen zu müssen. Ich glaube, wenn wir in solchen Dingen mehr Weisheit bewiesen, brauchten wir nicht nur weniger Erziehung - denn dann besäßen wir ja bereits eine bessere -, sondern auch der finanzielle Aufwand für sie würde größtenteils wegfallen. Die Annehmlichkeiten, die der Student in Cambridge oder sonstwo verlangt, kosten ihn oder einen anderen ein zehnmal größeres Opfer an Lebenskraft, als bei klügerem Vorgehen von beiden Seiten nötig wäre. Denn die
kostspieligsten Dinge sind niemals die, die der Student wirklich braucht. Die Studiengebühren zum Beispiel machen einen
bedeutenden Teil der Gesamtkosten aus, während die viel wertvollere Erziehung, die der Umgang mit den gebildetsten Zeitgenossen vermittelt, ihm unentgeltlich geboten wird. Die gängige Methode, ein College zu gründen, besteht darin, einen Beitrag von ein paar Dollar und Cent zu erheben und dann blind dem Grundsatz der Arbeitsteilung zu folgen, - ein Grundsatz, dem man niemals ohne Umsicht folgen darf; man beauftragt einen Unternehmer, der wiederum Iren und andere Arbeiter einstellt, welche das Fundament legen, während von den
zukünftigen Studenten erwartet wird, sich gefälligst
anzupassen. Für diese Delegierungsarbeit müssen die
künftigen Generationen zahlen. Es wäre meines Erachtens besser für die Studenten oder andere Nutznießer der Institution,
-4 9 -
selbst das Fundament zu legen. Der Student, der sich die gewünschte Ruhe und Muße dadurch sichert, daß er sich
systematisch von jeder, dem Menschen so nötigen Arbeit
drückt, erhält eine nur unwürdige und unfruchtbare Muße, weil er sich selbst um die Erfahrung bringt, die allein die Muße fruchtbar machen kann. »Sie meinen doch nicht
Weitere Kostenlose Bücher