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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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ganz darauf, würde ich wahrscheinlich nur weniger Wasser trinken. Ich habe nie gehört, daß es den Indianern je eingefallen wäre, sich Salz zu verschaffen.
    So konnte ich nun alles Handeln und Tauschen vermeiden, was meine Ernährung betraf, und da ich ein Dach über dem Kopf hatte, blieb mir nur noch die Frage der Kleidung und des Heizmaterials. Die Hose, die ich am Leibe habe, wurde von einer Farmersfamilie gewebt. Dank dem Himmel, daß sich noch so viel Tugend unter den Menschen findet! Denn ich halte den Abstieg vom Landmann zum Fabrikarbeiter für ebenso
    bedeutsam und einschneidend wie den vom freien Menschen zum Landarbeiter. Brennmaterial aber ist in einem neuen Land eine Belastung. Hätte ich nicht weiterhin die Möglichkeit, als Pächter zu leben, dann könnte ich einen Morgen Land erstehen zu dem gleichen Preis, zu dem das von mir bebaute verkauft wurde, nämlich für acht Dollar und acht Cent. Doch wie die
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    Dinge lagen, glaube ich, daß ich als Pachtsiedler den Wert des Landes erhöhte.
    Es gibt eine Sorte ungläubiger Menschen, die manchmal die Frage an mich stellen, ob ich denn glaube, von Pflanzenkost allein leben zu können? Um die Sache gleich bei der Wurzel zu packen - denn die Wurzel ist Glaube -, antwortete ich gewöhnlich, daß ich von Kistennägeln leben könnte. Wenn sie das nicht begreifen, werden sie auch vieles andere, was ich zu sagen habe, nicht begreifen. Ich meinesteils freue mich, wenn ich von ähnlichen Experimenten höre. So versuchte ein junger Mann vierzehn Tage lang von harten rohen Maiskolben zu
    leben, wobei er die eigenen Zähne als Mahlsteine benutzte.
    Das Volk der Eichhörnchen versuchte das Reiche und hatte Erfolg. Solche Versuche sind für die Menschheit von Nutzen, auch wenn ein paar alte Weiber, die zu derlei nicht mehr fähig sind oder ihr Geld in Mühlen angelegt haben, darüber außer sich geraten.
    Meine Einrichtung, die ich mir zum Teil selbst machte und deren sonstige Kosten ich sorgfältig aufzeichnete, bestand aus einem Bett, einem Tisch, einem Schreibtisch, drei Stühlen, einem Spiegel von drei Zoll Durchmesser, einem Kaminständer und einer Feuerzange, einem Kessel, einem Kochtopf, einer Bratpfanne, einem Schöpflöffel, einer Waschschüssel, zwei Messern und Gabeln, drei Tellern, einem Trinkbecher, einem Löffel, einem Sirup- und einem Ölkrug und einer mit Japanlack überzogenen Lampe. Es ist wohl niemand so arm, daß er auf einem Kürbis sitzen müßte. Das wäre sehr ungeschickt, denn eine Menge Stühle, wie ich sie besonders gerne habe, stehen auf den Dachböden herum und sind um das Fortschaffen zu haben. Möbel! Gott sei Dank, ich kann sitzen und stehen, ohne mich mit einem Möbellager zu umgeben. Wer, außer einem
    Philosophen, würde sich nicht schämen, seine Möbel, auf einen Karren gepackt, dem Licht des Himmels und den Augen der Menschen ausgesetzt, durch das Land geführt zu sehen - eine armselige Schaustellung leeren Gerümpels? Das ist Spauldings Einrichtung. Ich konnte beim Anblick einer solchen Fuhre nie feststellen, ob er einem sogenannten Reichen oder einem
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    Armen gehörte. Ihr Eigentümer schien mir immer
    bedauernswert. Und wirklich, je mehr solcher Dinge man

besitzt, desto ärmer ist man. Jede Fuhre sieht aus, als enthielte sie den Inhalt eines Dutzends Armeleutehütten. Und wenn schon eine solche Hütte Armut bedeutet, dann bedeuten ein Dutzend zwölfmal soviel! Wozu, um Himmels willen, ziehen wir denn aus, als um unsere Einrichtung, unsere exuviae, loszuwerden; um schließlich aus dieser Welt in eine andere, neu eingerichtete, zu ziehen und die alte den Flammen zu überlassen? Es ist, als wären alle diese Habseligkeiten dem Menschen an den Gürtel geschnallt, als könnte er sich nicht durch das unwirtliche Land, in das ihn sein Schicksal
    verschlagen hat, bewegen, ohne die eigene Falle
    mitzuschleppen. Glücklich der Fuchs, der seinen Schwanz in der Falle zurückließ! Die Bisamratte nagt sich die Beine ab, um sich zu befreien. Kein Wunder, daß der Mensch seine
    Elastizität verloren hat. Wie oft tritt er auf der Stelle! »Sir, wenn ich so frei sein darf, was meinen Sie damit?« Ein Seher sieht die ganze Habe eines Menschen hinter ihm, und sogar viel von dem, dessen Besitz er leugnet, von der Kücheneinrichtung bis zu all dem Plunder, den er aufhebt und nicht verbrennen will; dieser Fuhre ist er vorgespannt und versucht voranzukommen.
    Auf der Stelle tritt er meines Erachtens, wenn er durch ein Astloch oder durch

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