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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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wäre; die Sache sähe vielleicht anders aus, wenn man sich beim Dorfmetzger sein Murmeltier bratfertig ausnehmen ließe.
    Kleidung und ein paar gelegentliche Ausgaben (dieser Punkt ist wenig aufschlußreich) aus der gleichen Zeitspanne kosteten mich:
    -5 8 -

    $
    8,403/4
    Öl und einige Haushaltswaren

    2,00
    Waschen und Flicken wurde meistens außer Haus erledigt, und die Rechnungen dafür habe ich noch nicht erhalten. Alle finanziellen Aufwendungen laufen also insgesamt auf folgendes hinaus (für mehr muß man in diesem Teil der Welt sein Geld nicht notwendigerweise ausgeben):
    Haus

    $

    28,12½
    Anbau in einem Jahr

    14,72½
    Lebensmittel für acht Monate

    8,74
    Kleidung etc. für acht Monate

    8,403/4
    Öl etc. für acht Monate

    2,00

    _____________
    Alles in allem
    $
    61,993/4
    Ich wende mich hier an diejenigen meiner Leser, die sich ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Dafür habe ich für folgende Summe die Erträge meines Anbaus verkauft
    $
    23,44
    und nahm ein für Tagelohn

    13,34

    ___________
    Alles in allem
    $
    36,78
    Zieht man die Einnahmen von den Ausgaben ab, erhält man einen Restbetrag von 25,213/4 Dollar auf der Sollseite, welches fast exakt dem Kapital entspricht, mit dem ich angefangen hatte, und auf der Habenseite, neben Muße, Unabhängigkeit
    -5 9 -

    und Gesundheit, ein komfortables Haus, in dem ich wohnen kann, solange es mir gefällt.
    Meine Statistik mag zufällig und damit unverläßlich scheinen, sie besitzt jedoch eine gewisse Vollständigkeit und dadurch auch einen gewissen Wert. Mir wurde nichts geschenkt, über das ich hier nicht Buch geführt hätte. Aus der obigen Schätzung geht hervor, daß mich die Lebensmittel allein ungefähr
    siebenundzwanzig Cent die Woche kosteten. In den folgenden zwei Jahren lebte ich von Roggen und Maismehl ohne Hefe, Kartoffeln, Reis, ein wenig gepökeltem Schweinefleisch, Melasse, Salz und Trinkwasser. Als Bewunderer der indischen Philosophie hätte ich auch von Reis allein leben können. Und um den Vorwürfen einiger unverbesserlicher Krittler zu
    begegnen, möchte ich gleich hier erwähnen, daß, wenn ich manchmal auswärts essen ging - wie ich es vorher getan hatte und auch in Zukunft zu tun gedenke -, dies meiner häuslichen Diät häufig zum Nachteil gereichte. Da das Auswärtsessen aber, wie gesagt, Bestandteil meines Lebens ist, kann es auf eine Vergleichsstudie wie diese keine Auswirkungen haben.
    Meine zweijährige Erfahrung lehrte mich, daß es auch in unseren Breitengraden unglaublich wenig Mühe kostet, sich die erforderliche Nahrung zu beschaffen; daß sich der Mensch so einfach wie ein Tier ernähren und dabei doch gesund und stark bleiben kann. Eines meiner in mehr als einer Hinsicht
    ausreichenden Gerichte bestand aus einer Schüssel Portulak (Portulaca oleracea), den ich mir von meinem Maisfeld holte, kochte und salzte. Der lateinische Name kann nichts von seinem Wohlgeschmack vermitteln. Und was könnte ein
    vernünftiger Mensch in friedlichen Zeiten als Alltagsgericht mehr verlangen als eine reichliche Menge gekochter
    Maiskolben mit etwas Salz dazu? Ja, sogar die kleine
    Abwechslung, die ich mir gestattete, war mehr ein
    Zugeständnis an meinen Appetit als Rücksicht auf meine
    Gesundheit. Aber es ist mit den Menschen schon so weit
    gekommen, daß sie oft verhungern, nicht, weil es ihnen am Notwendigen fehlt, sondern weil es sie nach Leckerbissen gelüstet; und ich kenne eine gute Frau, die davon überzeugt ist,
    -6 0 -

    ihr Sohn sei ums Leben gekommen, weil er nichts anderes mehr als Wasser trank.
    Der Leser wird bereits bemerkt haben, daß ich diesen
    Gegenstand mehr vom ökonomischen Standpunkt als vom
    diätetischen her behandle, und wird es wahrscheinlich nicht riskieren, eine ähnliche Enthaltsamkeit an sich zu versuchen, es sei denn, er besitze eine gutgefüllte Speisekammer.
    Brot machte ich mir anfangs aus reinem Maismehl und Salz. Es waren richtige grobe Maiskuchen, die ich im Freien auf einer vom Hausbau übriggebliebenen Schindel oder einem anderen flachen Holzstück herausbackte. Aber sie wurden leicht rauchig und schmeckten nach Harz. Ich versuchte es auch mit
    Weizenmehl, entdeckte zuletzt jedoch eine Mischung aus
    Roggen- und Maismehl, die sehr bekömmlich und
    wohlschmeckend war. Bei kühler Witterung hatte ich meinen Spaß daran, mehrere dieser kleinen Laibe hintereinander zu backen, sie so liebevoll zu wenden und zu drehen wie der Ägypter seine brütigen Hühnereier. Es waren wirkliche
    Kornfrüchte, die

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