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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Scheichs Saadi von Schiras wird ein Weiser gefragt: »Von den vielen gepriesenen Bäumen, die der Allmächtige so hoch und schattig geschaffen hat, wird keiner azad oder frei genannt. Nur die Zypresse, die keine Früchte trägt. Welches Geheimnis verbirgt sich
    dahinter?« Der Weise antwortet: »Jeder Baum trägt die ihm angemessenen Früchte, und jeder hat eine bestimmte Zeit, wann er ausschlägt und erblüht und wann er dürr wird und verwelkt; die Zypresse aber ist diesen Zeiten nicht unterworfen, sie ist immer grün. Und von ihrer Art sind die Azads, die religiös Unabhängigen. Hänge dein Herz nicht an das Vergängliche: denn der Dijlah oder Tigris wird noch durch Bagdad fließen, wenn das Geschlecht der Kalifen erloschen ist. Hat deine Hand reichlich, sei freigebig wie ein Dattelbaum; doch wenn du nichts zu verschenken hast, sei ein Azad, ein Mensch, frei wie die Zypresse.« Ergänzende Verse
    Anmaßende Armut
    »Zuviel maßt du dir an, elender Tropf,
    Am Firmament dir einen Platz zu fordern,
    Weil deine dürftige Hütte oder Tonne
    So manche kleinliche und träge Tugend
    Im billigen Sonnenschein, am schattigen Quell
    Mit Wurzeln nährt und Kräutern; deine Rechte
    Reißt alle Menschen-Neigung aus der Brust,
    Auf deren Stamm die schönen Tugenden erblühn,
    Erniedrigt die Natur und lahmt den Sinn,
    Versteint gorgonengleich den tätigen Mann.
    Was brauchen wir die reizlose Gesellschaft
    Deiner erzwungenen Enthaltsamkeit,
    Und deine Stumpfheit, wider die Natur,
    Die Freud nicht kennt und Leid?
    Oder den Leidensmut, fälschlich erhoben
    Über den Mut zur Tat. Jene gemeine Brut,
    Die sich den Platz im Mittelmaß erschleicht,
    Sie paßt zu eurem Sklavengeist; doch wir erheben
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    Nur solche Tugenden, die Übermaß erlauben,
    Tapfre, freizügige Taten, königliche Pracht,
    Allsichtige Klugheit, Großmut,
    Die keine Grenzen kennt, und jene Heldentugend,
    Für die das Altertum uns keinen Namen ließ,
    Sondern nur Muster, so wie Herkules,
    Achilles, Theseus. Heim in deine ekle Zelle!
    Und siehst du erst den Erdkreis neu erleucht,
    Such zu verstehn, was jene Helden warn.«
    T. Carew
    II.
    Wo ich lebte und wofür
    Von einem gewissen Alter an beginnen wir jeden Fleck der Erde auf seine Eignung als Grundstück für unser Haus zu prüfen. So habe ich jeden Punkt unserer Gegend in einem Umkreis von einem Dutzend Meilen durchforscht. In meiner Phantasie habe ich hintereinander alle Anwesen gekauft, denn sie waren alle zu kaufen, und ich kannte ihren Preis. Ich durchstreifte das Land jedes Farmers, kostete seine wilden Äpfel, unterhielt mich mit ihm über Landwirtschaft, kaufte die Farm zum verlangten Preis (zu jedem Preis!), stellte im Geist bereits einen Pfandbrief aus. Ja, ich setzte sogar einen höheren Preis für sie an, tat alles, nur nicht den entscheidenden Schritt.
    Ich nahm sein Wort für den Vertrag, denn ich liebe solche Gespräche über alles, kultivierte die Farm und, wie ich glaube, bis zu einem gewissen Grad auch den Farmer. Und hatte ich mich lange genug daran erfreut, dann zog ich mich zurück und überließ ihm die Weiterführung seiner Farm. Dieser
    Erfahrungen wegen wurde ich von meinen Freunden als eine Art Grundstücksmakler betrachtet. Wo ich auch saß, hätte ich leben können, und dementsprechend schien die Landschaft strahlenförmig von mir auszugehen. Was ist ein Haus anderes als ein sedes, ein Sitz? Und ist es ein Landsitz, um so besser.
    Ich entdeckte so manchen Platz, den wohl nicht so bald ein Haus zieren würde, weil er den meisten zu weit vom Ort
    abgelegen gewesen wäre. In meinen Augen war es der Ort, der
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    zu weit abgelegen war. Ja, hier möchte ich leben, sagte ich mir.
    Und ich lebte dort eine Stunde, einen Sommer und einen
    Winter lang, sah die Jahre an mir vorüber ziehen, kämpfte gegen den Winter an und sah den Frühling ins Land kommen.
    Wo auch immer die zukünftigen Bewohner dieses Gebiets ihre Häuser bauen werden, ich bin ihnen zuvorgekommen. Ein
    einziger Nachmittag genügte mir, um den Grund in Obstgarten, Wald und Weideland abzugrenzen, welche von den schönen
    Eichen oder Kiefern vor dem Haus stehenbleiben sollten und von wo jeder einzelne Baum den schönsten Anblick bot. Dann ließ ich das Ganze liegen, brachliegen sozusagen, denn der Mensch ist um so reicher, je mehr er auf seinem Wege
    liegenlassen kann.
    Ja, ich ging in meiner Phantasie so weit, daß ich für mehrere Farmen sogar das Vorkaufsrecht besaß. Das Vorkaufsrecht war alles, was ich wollte, niemals

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