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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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waren sie ganz aus Gras oder hatten ein wenig Sand in der Mitte. Man hätte denken können, sie seien durch die Bewegung des
    Wassers rundgeschliffen worden wie Kieselsteine, aber auch die kleinsten, einen halben Zoll dicken Kugeln bestanden aus dem gleichen groben Material und waren nur zu einer
    bestimmten Jahreszeit zu finden. Außerdem glaube ich, daß die Wellen weniger aufbauend als auflösend wirken auf ein
    Material, das bereits eine gewisse Festigkeit besitzt. Und jene Bälle halten sich, wenn man sie trocknet, unbegrenzt. Flintsee!
    So arm ist unser Namensregister! Welches Recht hatte jener unsaubere, stupide Farmer, diesem himmelblauen Gewässer, an das sein Besitz grenzte, seinen Namen zu geben? Dieser Geizhals, der das Ufer erbarmungslos rodete; dem die
    blitzende Oberfläche eines Dollars oder eines Cents, die ihm sein eigenes schamloses Gesicht zurückwarf, gewiß lieber war, der sogar die Wildenten auf dem See als »Unbefugte«
    betrachtete; dessen Finger von der langen Gewohnheit
    habgierigen Zusammenraffens zu hornhäutigen Klauen
    verkrümmt waren. Ich kann diesen Namen nicht anerkennen.
    Ich gehe doch nicht an den See, um an Herrn Flint erinnert zu
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    werden, der ihn nie gesehen hat, nie in ihm gebadet, ihn nie geliebt, nie behütet, nie ein gutes Wort für ihn eingelegt noch Gott dafür gedankt hat, daß der See von ihm erschaffen wurde.
    Man hätte ihn lieber nach den Fischen benennen sollen, die darin schwimmen, den wilden Vögeln oder den Vierfüßern, die an ihm wohnen, den wilden Blumen, die an seinen Ufern
    wachsen, oder nach einem Indianer oder einem Indianerkind, dessen Geschichte mit der seinen eng verbunden ist; aber nicht nach einem, der keinen anderen Anspruch darauf hatte als eine Urkunde, die ihm ein gleichgesinnter Nachbar oder
    Gesetzgeber ausgestellt hatte, - der nur an seinen Geldwert dachte, dessen Gegenwart seinen Ufern zum Fluch wurde, der das Land um ihn herum ausgebeutet hat und gerne auch das Wasser darin ausgebeutet hätte; der nur bedauerte, daß es kein englisches Heu oder eine Preiselbeerwiese war - es gab wahrlich nichts, ihn in seinen Augen aufzuwerten, und er hätte sein Wasser am liebsten ablaufen lassen, um den Schlamm auf seinem Grunde zu verkaufen. Der seinen Anblick nicht als Privileg empfand, zumal das Wasser nicht seine Mühle drehte.
    Ich habe keine Achtung vor der Arbeit, vor dem Besitz eines Mannes, für den alles seinen festgesetzten Preis hat; noch vor einem Menschen, der die ganze Landschaft, ja, der selbst Gott zu Markte tragen würde, wenn er etwas dafür bezahlt bekäme; und der darum für seinen Götzen zu Markte geht; auf dessen Farm nichts umsonst wächst, dessen Felder keine Früchte, dessen Wiesen keine Blume, dessen Bäume kein Obst,
    sondern Dollars tragen. Gebt mir die Armut, die sich des wahren Reichtums erfreut! Ein Farmer erscheint mir um so mehr der Achtung und Aufmerksamkeit wert, je ärmer er ist.
    Armer Farmer! Nur keine Musterfarm! Da steht das Haus wie ein Pilz auf einem Misthaufen, mit Räumen für Menschen, Pferde, Ochsen und Schweine, gereinigt und ungereinigt, alles dicht beieinander! Vollgestopft mit Menschen! Ein riesiger Fettfleck, der nach Dung und Buttermilch riecht! Eine schöne Kultur - mit den Herzen und Hirnen von Menschen gedüngt. Als wollte man seine Kartoffeln auf einem Friedhof ziehen! So sieht sie aus, eure Musterfarm!
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    Nein, nein! Wenn man schon die schönsten Landschaften nach Menschen benennen will, dann sollen es nur die würdigsten und edelsten sein. Geben wir unseren Seen wenigstens so treffende Namen wie den des Ikarischen Meeres, »dessen Küste noch von dem kühnen Wagnis kündet«.
    Der Gänsesee, ein kleineres Gewässer, liegt auf dem Weg zum Flintsee. Fair-Haven, eine Erweiterung des Concordflusses, die siebzig Morgen umfassen soll, befindet sich eine Meile
    südwestlich von mir, und der Weißensee, mit einer
    Wasserfläche von vierzig Morgen, liegt anderthalb Meilen hinter Fair-Haven. Das ist mein Seenland. Mit dem Concordfluß
    zusammen sind es meine Gewässer, die jahraus, jahrein, bei Tag und Nacht das Wasser auf meinen Mühlen sind.
    Seit die Holzfäller, die Eisenbahn und ich den Waldensee entweiht haben, ist der anziehendste, wenn nicht der schönste von allen, das Juwel, der Weißensee; übrigens ein recht gewöhnlicher Name, der sich entweder auf die besondere
    Klarheit des Wassers oder auf die Farbe des Sandes auf
    seinem Grund bezieht. Hierin wie auch in anderer Beziehung

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