Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Goldstaub herniederrieselt. Dieser tapfere Vogel läßt sich durch den Winter nicht vertreiben. Oft wird er von Schneewehen verschüttet. Auch soll er "bisweilen während des Fluges plötzlich in den Schnee untertauchen, wo er sich ein paar Tage versteckt hält". Häufig verjagte mein Kommen sie auch auf freiem Felde; beim Sonnenuntergang kamen sie aus den Wäldern dorthin geflogen, um die wilden Apfelbäume "abzuknospen". Sie besuchen regelmäßig jeden Abend bestimmte Bäume, wo der verschlagene Jäger auf sie wartet. Die abseits vom Wege und nahe am Walde gelegenen Obstgärten haben nicht wenig von diesen Tieren zu leiden. Trotzdem: ich freue mich, wenn das Rebhuhn seine Nahrung findet. Es ist der Lieblingsvogel der Natur, der von Knospen und heilsamem Tranke lebt.
An dunkelen Wintermorgen oder kurzen Winternachmittagen hörte ich bisweilen ein Rudel Jagdhunde bellend und heulend durch die Wälder streifen. Sie konnten dem Jagdinstinkt nicht widerstehen, und der Klang des Jagdhorns, der bisweilen zu mir herüberscholl, bewies mir, daß ein Mensch mit im Spiel sei. Immer näher kamen sieheran, doch kein Fuchs brach aus dem Wald hervor und zeigte sich auf der Lichtung am Teichufer, keine Meute verfolgte ihren Aktäon. Abends sah ich dann ab und zu die Jäger heimkehren, die ihr Gasthaus aufsuchten. Eine einzige Rute, die am Schlitten herabbaumelte, war ihre Trophäe. Sie erzählten mir, daß der Fuchs wohl geborgen wäre, wenn er im Schoß der gefrorenen Erde bliebe, daß ihn, wenn er immer geradeaus laufen würde, kein Fuchshund einholen könne. Wenn er aber seine Verfolger weit hinter sich gelassen hat, unterbricht er seinen Lauf und horcht, bis sie wieder nahe herangekommen sind. Dann treibt es ihn wieder zu seinen alten Schlupfwinkeln zurück, wo die Jäger auf der Lauer stehen. Oft läuft er übrigens viele Meter auf einer Mauer entlang und springt dann weit nach einer Seite herunter. Auch scheint er zu wissen, daß Wasser seine Fährte nicht verrät. Ein Jäger erzählte mir, er habe einmal einen Fuchs gesehen, der aus dem Wald heraus auf das mit Pfützen bedeckte Eis geflohen sei. Er lief eine kleine Strecke auf das Eis hinauf und kehrte dann zu demselben Ufer zurück. Bald kamen die Hunde herbeigestürzt, aber hier verloren sie die Spur. Bisweilen kam auch ein Rudel Hunde, das auf eigene Rechnung jagte, an meinem Hause vorbei. Sie rannten kläffend und heulend wie toll um mein Haus herum, ohne von meiner Person Notiz zu nehmen und nichts konnte sie von ihrem Treiben abbringen. Sie rasten so lange im Kreise herum, bis sie aufs neue die Spur eines Fuchses entdeckten. Ihretwegen läßt aber ein kluger Sund alles andere im Stich. Eines Tages kam ein Mann aus Lexington zu meiner Hütte, um sich nach seinem Sunde zu erkundigen, der schon vor langer Zeit heimlich sich entfernt hatte und bereits seit einer Woche allein der Jagd huldigte. Ich fürchte indessen, daß mein Besucher durch alles, was ich ihm sagte, nicht klüger wurde, denn jedesmal, wenn ich mich bemühte, ihm eine Antwort zu geben, unterbrach er mich mit der Frage: "Was tun Sie hier?" Er hatte einen Sund verloren, aber einen Menschen gefunden.
Ein alter Jäger mit einer durstigen Kehle, der alljährlich einmal im Waldenteich zu baden Pflegte, wenn das Wasser am wärmstenwar, und der mir bei solchen Gelegenheiten einen kurzen Besuch abstattete, erzählte mir folgendes: Vor vielen Jahren nahm ich an einem Nachmittag meine Flinte unter den Arm, um in den Waldenwäldern zu kreuzen. Wie ich auf der Waylandstraße hinwandere, höre ich ein Hundegekläff, das immer näher kommt. Bald darauf springt ein Fuchs über die Mauer auf die Straße und verschwindet mit Windeseile über die entgegengesetzte Mauer. Ein sofort abgegebener Schuß verfehlte ihn. Etwas später erschien eine alte Hündin mit ihren drei Jungen in wilder Hetze auf der Bildfläche. Die Tiere jagten auf eigene Faust und waren schnell wieder in den Wäldern verschwunden. Als ich spät am Nachmittag mitten im Waldesdickicht südlich vom Teich rastete, hörte ich in weiter Ferne noch ihr Gebell, mit welchem sie gen Fair Haven den Fuchs verfolgten. Dann näherten sie sich wieder. Ihr Jagdgekläff erklang immer näher durch die Wälder, bald von Well-Meadow, bald von Bakers Farm. Lange Zeit blieb ich stehen, ohne mich zu rühren, und lauschte ihrem dem Ohr des Jägers so lieblichen Konzert. Da erschien plötzlich der Fuchs auf der Bildfläche. Im gemächlichen Trab kam er, der seine
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