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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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reicher, je mehr Dinge er unbeschadet am Wege liegen lassen kann.
     
    Meine Phantasie trieb ihr Spiel so weit, daß ich für manche Farmen sogar das Vorkaufsrecht besaß. Das Vorkaufsrecht war übrigens wirklich alles was ich wollte. Ich habe niemals meine Finger an realem Besitz verbrannt. Ich war allerdings nahe daran, Grundbesitzer zu werden, als ich Hollowell kaufte. Ich hatte schon begonnen die Saat auszulesen und auch schon Material zur Herstellung eines Schubkarren gesammelt, um sie darin zu transportieren. Bevor mir jedoch der Besitzer den Vertrag aushändigte, besann sich sein Weib – jedermann hat solch ein Weib – eines bessern und wünschte die Farm zu behalten. Er bot mir zehn Dollars Entschädigung an. Nun besaß ich selbst, um der Wahrheit die Ehre zu geben, auf Gottes weiter Welt nur zehn Cents, und meine Rechenkunst erwies sich als vollkommen ungenügend, um festzustellen, ob ich der Mann war, der zehn Cents besaß oder eine Farm oder zehn Dollars oder alles zusammen. Kurzum – ich ließ ihm die zehn Dollars und die Farm obendrein, denn ich hatte mein Spiel weit genug getrieben. Mit andern Worten: um großmütig zu sein, verkaufte ich die Farm um denselben Preis an ihn, den ich bezahlt hatte und schenkte ihm, da er kein reicher Mann war, zehn Dollars. Trotzdem hatte ich noch meine zehn Cents, die Aussaat und das Material für einen Schubkarren in meinem Besitz. Und so erkannte ich, daß ich ein reicher Mann gewesen war, ohne an meiner Armut irgend eine Einbuße erlitten zu haben. Die Landschaft blieb ja ohnehin mein Eigentum, und alljährlich habe ich seither, was sie hervorbrachte, ohne einen Schubkarren davongetragen. Ja, die Landschaft! ...
     
    "Soweit mein Auge reicht, bin ich der König!
"Dies Recht soll niemand mir bestreiten."
     
    Ich sah häufig einen Dichter, der die Farm verließ, wenn er an ihren wahren Schätzen sich erquickt hatte. Der mürrische Farmer dagegen glaubte, daß er sich nur ein paar wilde Äpfel genommen habe. Ja, der Besitzer selbst weiß oft jahrelang nichts davon, daß ein Dichter sein Landgut in Reime setzte, es durch das herrlichste, unsichtbare Gitter einhegte, die Kühe molk, den Rahm von der Milch schöpfte, und dem Farmer nichts als abgerahmte Milch zurückließ.
     
    Daß mir gerade die Hollowell-Farm so sehr gefiel, hatte folgende Gründe: Das Gut war völlig abgelegen, denn die Entfernung bis zum Dorf betrug zwei Meilen, bis zum nächsten Nachbar eine halbe Meile. Außerdem trennte ein breites Feld das Farmhaus von der Landstraße. Ferner grenzte das Besitztum an den Fluß, und die Nebel – so behauptete wenigstens der Eigentümer – schützten es im Frühling vor Nachtfrösten. Das war mir allerdings ganz einerlei. Die graue Farbe, der verfallene Zustand des Hauses und des Stalles, und die zerbrochenen Zäune vergrößerten den Zeitraum, der zwischen mir und dem letzten Bewohner verstrichen war. Die hohlen, mit Flechten bedeckten Apfelbäume waren von Kaninchen benagt und zeigten mir, von welcher Art hinfort meine Nachbarn sein würden. Vor allem aber wurde ich an meine ersten Fahrten flußaufwärts erinnert. Das Haus konnte man von dort aus nicht sehen, es lag in einem dichten Hain roter Ahornbäume versteckt. Nur den Haushund hörte man bellen. Ich hatte es eilig mit dem Kauf, um zu verhüten, daß der Besitzer einige Felsblöcke ganz bloßlege, die hohlen Apfelbäume umhaue und einige junge Birken, die auf der Weide in die Höhe sproßten, ausgrübe, kurz, um weitere Verbesserungen seinerseits hintenan zu halten. Um diese Vorzüge genießen zu können, war ich bereit die Farm zu übernehmen. Ich wollte, wie Atlas, die Welt auf meine Schultern nehmen – ich habe übrigens niemals erfahren können, welches Entgelt er dafür bekam –, alle Arbeit willig verrichten; und zwar hatte ich dafürkeinen andern Grund, keine andre Entschuldigung, als daß ich nach geleisteter Zahlung mich ungestört ihres Besitzes erfreuen wollte. Denn das wußte ich während der ganzen Zeit, daß die Ernte, auf die es mir ankam, überreichlich ausfallen würde, wenn ich allen Dingen ihren Lauf ließe. Die Angelegenheit endete übrigens so wie ich bereits mitteilte.
     
    Alles was ich also über Landwirtschaft im großen Stil sagen kann, – ich habe stets einen Garten gehabt – ist, daß ich meine Aussaat vorbereitet hatte. Viele glauben, daß der Samen mit der Zeit besser wird. Ich bezweifle nicht, daß die Zeit das Gute vom Bösen scheiden wird, und wenn ich schließlich

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