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Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Uralt-Mercedes. Der Zaun war gespickt mit Fahrrädern, den Garten bevölkerten Leute mit Gläsern in den Händen, die Luft schwirrte von Musik, Stimmen und Gelächter. Auch im Wohnzimmer tummelten sich ein halbes Dutzend Jugendliche, ein Teil tanzte auf dem bunten Teppich, andere versuchten, ihre Körper und Zungen ineinander zu verknoten. In der Küche stank es nach Zigarettenrauch, überall standen Flaschen, schmutzige Gläser und Teller herum. Anscheinend war ein Malheur mit der Spaghettisoße geschehen: Die frisch gestrichene Wand um den Herd herum war rot besprenkelt. Drei Typen hielten qualmend Wache vor einem kleinen Bierfass. Moritz saß bei ihnen, er blickte fröhlich in die Runde und nuckelte an einer Flasche.
    Wie eine Furie schoss Marie durch die Küche und entriss ihrem Bruder den Bier-Mix.
    »Seid ihr bescheuert, dem Kleinen so ein Zeug zu geben?«, fuhr sie die Kerle an.
    Blödes Grinsen war die Antwort, einer sagte: »Jetzt stress hier nicht rum!«
    Marie rannte ins Wohnzimmer und baute sich vor ihrer Schwester auf, die gerade am Arm von Axel hängend die Treppe herunterkam.
    »Kann ich dich mal sprechen?«
    »Sprich dich ruhig aus«, sagte Janna mit leichtem Zungenschlag.
    »Komm mit nach oben!«
    »Da war ich gerade«, kicherte Janna und küsste Axel auf den Hals.
    »Marie, ich glaube, das hat jetzt keinen Sinn.« Emily legte Marie eine Hand auf den Arm, aber sie beachtete sie nicht weiter, sondern fuhr zu Axel herum. »War das deine Scheißidee?«
    »Was machst du mich an, wovon redest du überhaupt?«, blaffte Axel zurück.
    »Lass sie los, ich hab mit ihr was zu besprechen. Oder kannst du alleine nicht mehr stehen?«
    »Geh schon mal vor, ich komm gleich«, nuschelte Janna ihrem Liebsten ins Ohr.
    Axel hob brummend die Arme, dann mischte er sich unter die Tanzenden, wobei er mit dem Kopf ruckelte wie ein Huhn. Marie bugsierte Janna die Treppe hinauf in deren Zimmer. Emily, etwas unschlüssig, folgte den beiden.
    »Toll, Janna, großartig! Unsere Großmutter ist gerade mal eine Woche tot und du machst hier Party!«
    »Soll ich in Schwarz gehen und mit niemandem mehr reden?« Janna warf theatralisch die Arme in die Luft.
    »Was ist, wenn die was merken?«, zischte Marie.
    »Was sollen die merken? Ich hab gesagt, Oma ist im Krankenhaus. Wir feiern doch nur die Renovierung«, verteidigte sich Janna.
    »Die Küche könnt ihr morgen gleich noch mal streichen!«, fauchte Marie.
    »Jaja. Jetzt beruhig dich gefälligst wieder. Was passt dir eigentlich nicht?«
    »Was mir nicht passt? Diese Arschlöcher da unten haben Moritz Bier zu trinken gegeben, das passt mir zum Beispiel nicht!«
    »Davon stirbt er schon nicht.«
    »Du bist doch so verdammt bescheuert!« Marie blitzte ihre Schwester wütend an, aber die setzte noch einen drauf: »Hast du Panik, dass er wegen einem Bier zum Alki wird, so wie Mama?«
    Maries Augen wurden schmal. Sie ging einen Schritt auf Janna zu. »Nimm das zurück«, sagte sie und hob die Faust.
    »Ich denk nicht dran.«
    »Sie ist kein Alki. Sie ist krank«, ereiferte sich Marie unter Tränen.
    »Krank vom Saufen. Das hat Oma auch gesagt: Einmal Säufer, immer Säufer...«
    Marie wollte sich auf ihre Schwester stürzen, aber die lief die Treppe hinunter und Emily fiel Marie in den Arm. »Lass sie! Mit Betrunkenen streitet man nicht. Komm, wir gehen in dein Zimmer. Ich hole Moritz, damit er nicht noch mehr abkriegt.«
    »Du blödes, besoffenes Miststück, schau dich doch an, du bist selbst schon ein Alki«, brüllte Marie ihrer Schwester hinterher, aber ihre Stimme ging in der Kakofonie aus House-Musik, Gelächter und Stimmen unter.
    Emily holte den widerstrebenden Moritz aus dem Wohnzimmer. Er wollte in den Garten. Emily ließ ihn gehen, nicht ohne ihn zu ermahnen, die Finger vom Alkohol zu lassen. Ein Mädchen drückte ihr einen Drink in die Hand. »Hier, der ist gerade über.« Das Getränk war eiskalt, schmeckte erst süß und dann sauer.
    »Lecker, was ist das?«
    »Was das ist? Ein Caipi, was denn sonst?«, sagte die Unbekannte und war schon verschwunden.
    Marie stand auf der Treppe und schaute finster auf die Tanzenden hinab. Emily fand die Musik gar nicht so schlecht und hätte gerne mitgetanzt. Aber sie wollte Marie nicht in den Rücken fallen, also nahm sie ihr Getränk mit und ging nach oben.
    Auf dem Fußboden in Maries und Emilys Zimmer hockten zwei Jungs und zwei Mädchen in unterschiedlichen Stadien der Entkleidung. In der Mitte lagen Spielkarten und Chips, hinter

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