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Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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nur noch im Klo hinunterspülen konnten.
    Nach dem Essen machte sich ihr Gast im Wohnzimmer breit, trank Bier, rauchte und sah fern, wobei er ständig zwischen Actionfilmen, Auswandererserien und Kochshows hin-und herzappte.
    Die Mädchen saßen in der Küche und spielten Rommé, aber keine von ihnen passte richtig auf. Durch die geöffnete Tür, die von der Küche direkt ins Wohnzimmer führte, behielten sie den Mann auf dem Sofa im Auge. Gegen elf Uhr vernahm man Schnarchtöne. Janna schlich sich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher aus.
    Wie verabredet gingen die Mädchen zu Bett, nur Marie nahm sich einen Stuhl, den sie oben neben das Treppengeländer stellte. Sie hatten im Wohnzimmer die Leselampe angelassen, sodass man den Schlafenden sehen konnte.
    Emily lag auf der schmalen Schlafcouch in Maries Zimmer, aber sie konnte nicht einschlafen. Je mehr sie sich dazu zwingen wollte, desto weniger klappte es. Zu viele Gedanken kreisten ihr im Kopf herum. Dennoch war sie völlig überrumpelt, als Marie sie an der Schulter rüttelte. Es brauchte eine ganze Weile, bis sie aus dem Tiefschlaf, in den sie unmerklich gefallen war, wieder auftauchte, und noch einige Sekunden länger, bis sie sich erinnerte, wo sie war und welche Aufgabe auf sie wartete.
    »Los, wach endlich auf! Ich will ins Bett«, quengelte Marie. Sie war bleich wie ein Gespenst und konnte kaum noch die Augen offen halten.
    »War was?«
    »Nein, der pennt«, sagte Marie, ließ sich ins Bett fallen und war im nächsten Augenblick nicht mehr ansprechbar. Emily bezog ihren Wachposten auf dem Stuhl neben der Treppe. Jetzt, wo sie wach bleiben sollte, war das Schlafbedürfnis übermäch tig und das rhythmische Schnarchen, das vom Wohnzimmer nach oben drang, hatte etwas Hypnotisches.
    Sie schrak zusammen, als sie fast vom Stuhl glitt und ihr Kopf dabei gegen das Geländer schlug.
    Draußen ertönte ohrenbetäubender Lärm, ein Kreischen und Brausen, das Haus bebte, in der Anrichte klirrten die Weingläser.
    Ein Güterzug. Hatte sie geschlafen?
    Emily warf einen Blick nach unten ins Wohnzimmer. Alles war dunkel.
    Dunkel? Was war mit der Leselampe?
    Schlagartig war sie hellwach. Der Zug war vorbei, aber nun hörte man draußen Donner grollen. Wenigstens das war nicht gelogen, der Mann hatte ja behauptet, es würde Gewitter geben. War er doch nur ein widerwärtiger, aber im Grunde harmloser Schnorrer? Hatte er die Lampe ausgeknipst, weil sie ihn beim Schlafen gestört hatte?
    Es blieb keine Wahl, sie musste nachsehen. Leise stand sie auf und suchte nach dem Lichtschalter, aber als sie ihn gefunden hatte, überlegte sie es sich anders. Womöglich wurde der Kerl durch das grelle Licht geweckt und auf eine nächtliche Unterhaltung mit ihm konnte sie nun wirklich verzichten.
    Schritt für Schritt tastete sie sich die knarrende Treppe hinunter. Das Haus war stockdunkel. Draußen tobte das Unwetter, kein Licht fiel durch die Fenster.
    Emily überkam plötzlich die beklemmende Vorstellung, sie könnte in der Dunkelheit mit dem Mann zusammenstoßen. Was, wenn er genau wie sie im Haus herumschlich?
    Fast glaubte sie, seine Atemzüge vor sich zu hören, seine Körperausdünstung zu riechen, seine widerlich schwammige Hand auf ihrem Arm...
    Ein Blitz zuckte auf, gleißendes Weiß erhellte das Wohnzimmer für Sekundenbruchteile. Die genügten Emily.
    Das Sofa war leer!
    Ihr Herz begann zu rasen. Sie stolperte die letzten Stufen hinab, suchte panisch nach einem Lichtschalter. Die Deckenstrahler flammten auf.
    Der Mann war weg, aber sein Rucksack lag unter dem Couchtisch. Am Schreibtisch von Frau Holtkamp standen Türen und Schubladen offen, auch im Bücherregal herrschte nicht die gewohnte Ordnung.
    Pech gehabt, dachte Emily unwillkürlich. In weiser Voraussicht hatte Janna sämtliche Bargeldbestände und auch die Schatulle mit dem wenigen Schmuck ihrer Großmutter mit ins Bett genommen.
    Aber wo war der Kerl? Er musste noch irgendwo im Haus sein, denn dass er sich bei dem Gewitter aus dem Staub gemacht hatte, konnte sich Emily nun wirklich nicht vorstellen. Noch dazu ohne sein Gepäck.
    Emily ging zum Kamin und ergriff den Schürhaken. So bewaffnet fühlte sie sich sicherer. Sie kontrollierte die Küche, das Bad, die Toilette. Niemand. Auf dem Schuhschrank im Flur fand sie eine Taschenlampe. Sie machte das Deckenlicht wieder aus und knipste die Taschenlampe an.
    Ein leises Poltern ließ sie zusammenfahren. War das von oben gekommen? Emily schlich die Treppe hinauf und

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