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Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Schreckliches abgespielt hatte, für eine Weile zu verlassen.
    Sie machte sich Sorgen um Marie, doch die war für sich geblieben, und als Emily gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, hatte sie sich noch mehr zurückgezogen. Gleich darauf hatte sie ihre Laufschuhe angezogen und war joggen gegangen.
    Moritz und Emily waren zu früh dran und Emily hielt vor dem Eiscafé und kaufte für sich und Moritz ein Eis in der Waffel. Sie aßen es auf der Bank, die vor dem Eingang der Grundschule stand.
    Lar a lieb t Danie l war zwischen allerlei Obszönitäten in das Holz geritzt worden.
    Lennart! Wärst du doch nur hier, dachte Emily unwillkürlich. Ich brauche jemanden. Nein, nicht jemanden. Dich!
    »Sag mal, Moritz, dieser Mann von heute Nacht, war das der böse Mann, von dem du dauernd erzählst?«
    »Hmm.«
    »Ich meine, hast du den vorher schon mal gesehen?«
    »Hmm.«
    »Wann denn?«
    »Mit Oma.«
    »Denselben Mann?«
    Seine Zunge pflügte durch das Zitroneneis.
    »Ja.«
    »Aber der hatte doch so ein schwarzes Ding auf dem Kopf. Wie kannst du ihn dann wiedererkennen?«
    »Der hat so geredet.« Moritz lutschte gelangweilt an seiner Waffel.
    »Du hast ihn also an der Stimme erkannt?«
    »Ja.«
    »Also ist der Mann schon mal hier gewesen und hat mit Oma geredet.« Emily versuchte möglichst beiläufig zu klingen, aber Moritz roch den Braten.
    »Krieg ich noch ein Eis?«
    »Du kriegst morgen wieder eins, ja?«
    »Schwör’s?«
    »Ich schwöre.«
    »Zwei Kugeln!«
    Kleine Mistkröte! »Von mir aus. Also: Der Mann hat mit deiner Oma geredet?«
    »Hmm.«
    »Wann war das?«
    Moritz schaute einer Frau nach, die einen fetten Dackel Gassi führte. Er ließ gelangweilt die Beine baumeln. »Weiß nicht.«
    »War es an dem Tag, an dem sie...im Garten...«
    Moritz nickte.
    »Und wo war da der Mann?«
    »Zuerst war er draußen, aber dann ist der reingekommen.«
    »In den Garten? Oder ins Haus?«
    »In den Garten.«
    Emily holte tief Atem: »Was hat der Mann zu deiner Oma gesagt?«
    »Weiß nicht.«
    »Aber du hast doch gerade gesagt, du hättest seine Stimme erkannt!« Ohne es zu wollen, war Emily ungeduldig geworden.
    »Die haben so komische Sachen gesagt«, verteidigte sich Moritz und zog eine missmutige Schnute.
    »Haben sie vielleicht von einem Bild geredet?«
    »Weiß ich nicht.« Moritz wirkte nun sehr genervt.
    »Schon gut, Moritz.« Emily wünschte, sie hätte Ahnung, wie man das Verhör eines Siebenjährigen anging, um möglichst viel aus ihm herauszubekommen.
    »Oma war stinkesauer«, fiel Moritz nun ein.
    »Hat sie ihn angebrüllt?«
    »Nein, sie hat so ganz, ganz leise mit ihm geredet, aber ihre Augen waren dabei furchtbar böse.«
    »Aber du weißt nicht, was sie gesagt hat?«
    »Nö.«
    Emily dachte kurz über das Gehörte nach, dann fragte sie: »Warum hast du vor diesem Mann eigentlich die ganze Zeit so Angst gehabt?«
    »Weil der Oma so gepackt hat. Halt mal mein Eis.« Emily nahm widerstrebend die tropfende Waffel und ließ sich von seinen eisverschmierten Händen an der Schulter packen und schütteln.
    »Okay, es reicht, ich hab’s verstanden.« Sie gab ihm sein Eis zurück. Die Waffel war komplett durchgeweicht, das Eis lief auf die Straße. »Und was war dann?«
    »Oma hat geflucht und Scheißekerl gesagt«, verriet Moritz grinsend.
    »Scheißkerl«, verbesserte Emily. »Und dann?«
    »Dann ist der wieder weg.«
    »Mit einem Auto? Mann, iss doch mal dein Eis auf, du saust ja alles voll!«
    »Ja. Ein fwarfer Golf«, präzisierte Moritz, den Mund voller Waffel.
    Emily schüttelte den Kopf. Typisch Junge! Sonst nichts raffen, aber sich an die Automarke erinnern!
    »Und weiter?«
    »Dann ist Oma wieder zu den Beeren gegangen und dann ist sie umgefallen«, sagte Moritz. »Und dann habe ich Janna geholt, weil Oma nicht mehr aufgestanden ist. Weil sie nämlich tot war«, fügte er hinzu, als wüsste Emily das nicht. Emily zog nun ihren Trumpf aus der Hosentasche. Vorhin war ihr die Idee gekommen und sie hatte aus dem Gedächtnis eine Zeichnung des angeblichen Obdachlosen angefertigt. Sie hatte ihn einmal
    mit und einmal ohne seine Bartstoppeln gemalt.
    »Schau mal, Moritz. War das der Mann? Oder das?«
    Moritz beugte sich über die Zeichnungen. Dann tippte er auf die ohne Bart. »Der da.«
    »Das ist der Mann, der am Zaun gewesen ist?«
    Moritz nickte und stand auf.
    »Warte mal«, rief Emily. »In der Nacht, nachdem das mit deiner Oma passiert ist – da hast du dich doch unter der Treppe versteckt, weißt du

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