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Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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Sorge, Kleiner, jetzt kann er wieder mit deiner Mami kuscheln.“ Michael kehrte ihm den Rücken zu und wollte gehen.
    „Meine Eltern haben sich getrennt“, sagte der Junge, Jos Sohn, hinter ihm leise. Michael hielt inne und drehte sich langsam um. Jos Sohn stand ziemlich steif da und sah ihn herausfordernd an.
    „Tut mir leid“, sagte Michael aus Ermangelung einer besseren Entgegnung. Denn Blondie war ihm egal und Jo konnte ihn mal am Arsch lecken (oh ja!). Dagegen war für die Kinder eine Scheidung bestimmt nicht leicht. Und der junge Mann vor ihm war ein Opfer eines höchst brisanten Beziehungschaos. Quasi wie ein Tanker, der in das berüchtigte Bermudadreieck geriet.
    „Ich will mit dir reden“, sagte Jos Sohn.
    „Hast du nicht Schule?“, fragte Michael, weil er keine Lust hatte sich weiterhin mit Jo zu beschäftigen, geschweige denn mit einem seiner Nachkommen. Jo Junior grinste.
    „Habe ich geschwänzt.“
    Unwillkürlich erwiderte er das Grinsen. „Wenn das dein Vater wüsste.“
    „Der schwänzt ja selbst. Vor ein paar Tagen hat er sich krankschreiben lassen“, informierte ihn der Sohnemann.
    Jo krank? So fest zugeschlagen hatte er gar nicht. Oder?
    „Kalle, ich mache mal Pause, ja?“, rief Michael seinem Kollegen zu. Der winkte und Michael gab Junior ein Zeichen ihm zu folgen. Folgsam lief der ihm bis in den Aufenthaltsraum hinterher.
    „Cola?“, fragte Michael und reichte ihm nach seinem Nicken eine Flasche und ein Glas. Aus der Kanne goss er sich Kaffee in seinen Lieblingsbecher und setzte sich dem Jungen gegenüber.
    „Wie heißt du eigentlich?“
    „Marty.“
    „Wie Marty McFly aus Zurück in die Zukunft ?“
    Marty nickte.
    „Cooler Film“, sagte Michael.
    „Na ja, eigentlich heiße ich Martin. Aber der Film ist wirklich ziemlich cool.“
    „Und was ist nun mit deinem Vater?“
    „Der sitzt zu Hause und heult“, antwortete Marty mit entwaffnender Ehrlichkeit. Na, das waren endlich mal erfrischende Neuigkeiten.
    „Gut“, brummte Michael. Warum sollte es dem Dünnbrettbohrer besser gehen als ihm?
    „Nein, gar nicht gut. Und daran bist du schuld. Du hast dich an meinen Paps herangemacht.“
    Michael ließ die Anschuldigung einfach mal so stehen, da er absolut keinen Bock hatte, einen Minderjährigen über das Cruisen aufzuklären.
    „Er sagt, du wärst wie Waldmeistereis mit Sahne.“
    Waldmeistereis? Still saß Michael da und blickte in seinen Kaffee. Waldmeister war Jos Lieblingssorte. Und nach Sahne war er total verrückt. Vielleicht hatte Jo ihm deshalb derartig gerne einen geblasen …
    „Magst du meinen Paps?“
    Michael richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Marty.
    „Dein Vater ist ein Kotzbrocken. Er hat mich von hinten bis vorne angelogen und mir etwas vorgemacht.“
    „Du bist ziemlich sauer auf ihn, nicht wahr?“, fragte der Sohnemann. Michael nickte, obwohl sauer die Untertreibung des Jahres war.
    Auf einmal motzte ihn Marty an: „Hör mal. Mein Paps ist der beste Vater der Welt. Für mich und meine Geschwister würde er alles tun, nur damit es uns gut geht. Meine Mutter interessiert sich nicht die Bohne für ihn, geschweige denn für mich und meine Geschwister und ich habe meinen Paps erst seit einem Vierteljahr wirklich glücklich erlebt. Und momentan sitzt er zu Hause und sumpft, weil du mit ihm Schluss gemacht hast. Bloß weil er nicht früh genug gemerkt hat, dass er Waldmeister besser findet als Zitrone. Mein Paps ist total verknallt in dich und du Arschloch merkst es nicht einmal.“
    „Du solltest dich mit schwulen Personen nicht über Aschlöcher unterhalten. Diese Diskussion kannst du nur verlieren“, antwortete Michael.
    „Soll das vielleicht witzig sein? Du spielst doch nur den Coolen, weil es dir ebenfalls dreckig geht“, fauchte Marty. Oha! Erwischt! Michael wurde es bewusst, dass er sich gerade von einem pubertären Teenie die Leviten lesen ließ. Irgendwie gefiel ihm das gar nicht. So eine Rotznase!
    „Also, raus mit der Sprache – und lüg mich ja nicht an – liebst du meinen Paps?“
    Er saß da und musterte diesen aufgebrachten Jungen, der für seinen ,sumpfenden‘ Vater mit einem ihm völlig fremden Mann kämpfte. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wie er sich einen sumpfenden Jo vorstellen sollte. Im Moment hatte er nur einen völlig hilflosen Teenager vor sich, der seinen Vater offensichtlich abgöttisch liebte. Gegen seinen Willen nickte Michael.
    Marty atmete auf.
    „Er liebt dich auch. Und er hat mittlerweile allen gesagt,

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