Waldmeister mit Sahne
Die Erde würde sich weiter drehen, auch wenn er nun nicht mehr mit dem Mann seiner Träume zusammen war. Bereits am nächsten Tag kehrte er ins Amt zurück. Von seinen Kindern erfuhr er, dass sie weiterhin mit Vanessa bei deren Eltern wohnten, was ihn nicht besonders überraschte. Vanessa würde sich solange dort einnisten, bis man sie gewaltsam rauswarf. Er zahlte pünktlich seinen Unterhalt für Henriette, Lucas und Martin und verbrachte die Abende damit, von Micha zu träumen.
Ein Wermutstropfen war Post von einem Rechtsanwalt, weil Magda unbedingt das Sorgerecht für sich wollte. Daher hatte er nochmals mit seinem eigenen Anwalt gesprochen, damit der die Angelegenheit in seine fähigen Hände nahm.
Mit Frauke, seiner Arbeitskollegin, ging Joachim dreimal die Woche gemeinsam Mittagessen und zwischen ihnen entspann sich eine innige Freundschaft. Ihr konnte er von seinen Sehnsüchten und Problemen erzählen und sie half ihm, im Laufe der folgenden Wochen die allmählich abflauenden Sticheleien im Büro zu überstehen. Dafür half er Frauke bei einigen kleineren Reparaturen in ihrer Wohnung und hörte sich im Gegenzug Ihre Beziehungssorgen an. Resigniert stellte er fest, dass seine Geschmacksnerven nicht mehr auf Waldmeistereis ansprachen und seitdem mied er die Eiscafés.
Als er Micha eines Nachmittags bei Kaufland entdeckte, versteckte er sich feige hinter dem Regal mit eingemachtem Obst und verfolgte ihn heimlich bis zur Kasse. Micha trug einen Hut über dem schmaler gewordenen Gesicht, dazu ein schwarzes Sakko, Jeans und Turnschuhe. Er hätte in jedem Al Capone-Film die Hauptrolle spielen können und sah unglaublich attraktiv aus. Joachim ließ seinen Einkaufswagen zwischen den Regalen stehen und fuhr ohne Lebensmittel nach Hause zurück. Dort stellte er sich sofort unter die Dusche, um sich einen runterzuholen. Hinterher fragte er sich stöhnend, was er da eigentlich tat.
Als er Frauke davon erzählte, blickte die ihn nur ernst an.
„Wenn man etwas ganz dringend will und es einem nicht gleich wie ein reifer Apfel in den Schoß fällt, muss man eben darum kämpfen, Jo“, erklärte sie.
„Ich fürchte, ich bin keine große Kämpfernatur.“ Joachim seufzte resigniert.
„Dann wird es Zeit, dass du es lernst. Oder du wirst ewig nur Ein-Mann-Partys feiern.“
Bei Frauke klang das alles so simpel. Die Arschloch-SMS hatte allerdings sein Handy und nicht ihres erreicht.
„Micha hat mich einen Eierstocktrommler und einen Vaginalwurm genannt. Wie genau soll ich deiner Meinung nach diesen Eindruck widerlegen?“
Frauke lachte herzhaft. „Vaginalwurm? Das ist gut. Kreativ ist er ja, dein Schatz. Warum versuchst du es nicht einfach mit einem neuen Anfang und ihr lernt euch ein weiteres Mal beim Cruisen kennen? Oder glaubst du nicht, dass er erneut auf die Suche gehen wird?“
„Wahrscheinlich allein aus Trotz.“ Joachim lächelte schwach und versuchte gleichzeitig vor Frauke eine neue Befürchtung zu verbergen: Was wäre, wenn Michael ihn bereits vergessen hatte und inzwischen in festen Händen war?
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Michael war auf dem Weg zum Kennel. Sein ganzer Körper brannte vor Verlagen und heute hatte er endlich vor, sich Abhilfe zu verschaffen. Wer brauchte denn einen Jo, wenn es genug williges Fleisch auf dem Markt gab? Er machte sich etwas vor, das war ihm durchaus klar. Aber er war sehr erfolgreich im Verdrängen von Dingen, die ihm nicht gefielen. Doch in diesem Augenblick war es vorrangig bestimmte Bedürfnisse zu erfüllen. Die ständigen Privatorgien mit seiner rechten Hand und Jos Gesicht vor Augen mussten endlich ein für alle Mal ein Ende haben.
Am Parkplatz angekommen suchte Michael nach Beute. Er entdeckte den Russen, der ihn schon öfters angeflirtet und bereits einmal den Mut gezeigt hatte, ihn anzusprechen. Und den Michael hatte abblitzen lassen. Hässlich war er nicht, wenn man auf den etwas kantigen Typ stand. Goldblondes Haar und hellblaue Augen. Sein Shirt war verwaschen und seine Jeans hatte am Knie ein großes ausgefranstes Loch, das der Hose einen modischen Trend verleihen sollte. Michael nickte dem Mann auffordernd zu und ging ihm voran zu seinem bevorzugten Platz zwischen den Sträuchern. Der Russe rannte förmlich hinter ihm her und schaute ihn mit einem Blick an, als wäre Michael ein Lotterielos mit dem Hauptgewinn darauf. Wäre der Blonde ein Hund gewesen, hätte er garantiert Männchen gemacht.
„Blasen“, kommandierte Michael schroff. „Und hinterher fick mich. Kein
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