Waldmeister mit Sahne
vorzulegen. Die Verhandlung ist vorerst geschlossen.“
Der Golf war bis unters Dach mit ihren Einkäufen vollgeladen. Es war erstaunlich, was eine fünfköpfige Familie in der Woche zum Leben benötigte. Allein die Windeln für Hennie waren ein Vermögen wert. Jo lachte bloß, als Michael mit einem Seufzen ausstieg, und öffnete den Kofferraum. Klopapier, Taschentücher und die Riesentüte mit Bananen rutschten ihm entgegen. Geschickt fing Jo alles auf. Leider folgte nun ebenfalls der restliche Einkauf der Schwerkraft.
„Verdammt! Micha, steh da nicht rum, sondern hilf mir lieber.“
Michael rettete die Fernsehzeitung und die Tüte mit den Lakritzschnecken. Man musste halt Prioritäten setzen.
„Micha!“ Jo konnte die restlichen Einkäufe nicht mehr halten. Klar, er war ja kein Krake. Ein Großteil plumpste links und rechts von seinen Füßen auf den Boden.
„Sieht aus, als gäbe es heute Rührei.“ Michael grinste Jo an, der sich Eiglibber vom Turnschuh schüttelte und ihm einen resignierenden Blick schenkte.
„Ich mache es wieder gut“, sagte Michael und hinderte Malzbier und Cornflakes daran, ebenfalls aus dem Wagen zu fallen.
„Ach! Und wie?“
„Ich werde dir so einheizen, dass wir die Eier direkt auf deiner Haut braten können.“
„Lass uns ausladen.“ Auf einmal hatte es Jo eilig.
Michael lachte amüsiert und in dieses Lachen hinein sagte hinter ihm eine fröhliche Stimme: „Hi!“
Michael kreiselte herum und abrupt verging ihm das Lachen. Obwohl er ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte, er von der Sonne dunkel gebräunt war und sich die Haare weißblond gefärbt hatte, erkannte Michael ihn sofort.
„Olaf!“
Was machte denn der Spackel hier? Ehe er sich versah, schlang sein Ex die Arme um ihn und drückte ihm einen widerlich nassen Kuss auf. Jo stand wie vom Blitz getroffen da und starrte sie an.
„Und? Freust du dich, dass ich wieder da bin?“ Olaf strahlte Michael mit einem Zahnpastalächeln an.
„Wenn du mir die siebenhundert Euro mitbringst, die du mir schuldest, freue ich mir ein zweites Loch in den Hintern“, antwortete Michael und schob ihn energisch von sich. Bereits im nächsten Moment lag Olafs Arm besitzergreifend um Michaels Schultern.
„Ooch, Micha. Kannst du nur an Geld denken? Wer ist denn der sprachlose Opa da?“
„Mein Freund“, fauchte Michael und wischte Olafs Arm beiseite. Jo war feuerwehrrot angelaufen.
„Dein Freund? Dieser alte Sack?“ Olaf lachte ungläubig. „Du hast also nicht auf mich gewartet?“
„Du bist von einem Tag auf den anderen nach Amerika gegangen. Ich habe nicht einmal ein Tschüss von dir gehört und bis heute nicht ein einziges Wort, kein Anruf, keine Postkarte, kein Nix.“
„Ich war ziemlich beschäftigt“, erklärte Olaf.
„Beinahe zwei Jahre lang?“
Er zuckte mit den Schultern und kam erneut einen Schritt auf ihn zu. Michael rettete sich an Jos Seite, doch der schnappte sich das Windelpaket vom Boden und trat die Flucht ins Haus an. Dabei hätte Michael ein wenig Schützenhilfe ganz gut gebrauchen können.
„Ist der Opa so inkontinent, dass er Windeln benötigt?“
Drei Minuten Olaf und schon war Michael kurz davor ihm eine reinzuhauen.
„Du sprichst von meinem Freund, also brems dich mal lieber. Die Windeln sind für seine Tochter und nicht für ihn. Und wenn du mir nicht mein Geld geben willst, dann verschwinde über den großen Teich und lass mich in Ruhe.“
„Du bist mit einer Hete zusammen?“ Ungläubig sah Olaf ihn an. „Mit einem alten Knacker, der ein Kind hat?“
„Drei“, sagte Michael und deutete auf Marty und Lucas, die gerade mit ihren Rädern auf die Einfahrt gebrettert kamen.
„Hallo, Micha“, riefen sie im Chor und musterten ungeniert Olafs herausgeputzte Gestalt.
„Stellt die Räder ordentlich ab und nehmt gleich ein paar Einkäufe mit rein“, sagte Michael.
„Wer ist denn das?“, fragte Marty.
„McFly, verzieh dich.“ Den Tonfall kannte Marty inzwischen. Er schnappte sich einen Karton mit Milch und wartete nur kurz auf Lucas, der sich ein Toast unter den Arm klemmte und eine Flasche mit Waschmittel aus dem Kofferraum zerrte. Warum sie nicht erst die zu Boden gefallenen Lebensmittel aufhoben, erschloss sich Michael nicht. Olaf beobachtete gebannt, wie sie im Haus verschwanden.
„Ich erkenne dich ja gar nicht mehr. Gleich erzählst du mir noch, dass du mit dem Typen zusammenwohnst und deine heiß geliebte Bude aufgegeben hast.“
Michael lächelte bloß
Weitere Kostenlose Bücher