Waldmeister mit Sahne
vielsagend.
„Nee. Das glaube ich jetzt nicht.“ Olaf schüttelte den Kopf. Sein Zeigefinger bohrte sich in Michaels Brust. „Was hat der Kerl, was ich nicht habe?“
„Er ist für mich da, Olaf. Und er nimmt mich nicht aus. Was ist nun mit meiner Kohle?“
„Mann! Ich komme extra aus San Francisco, um dich zu besuchen und du hast nur dieses blöde Geld im Kopf.“
Allmählich wurde Michael ungeduldig. „Olaf!“
Wieso musste sein Ex dauernd seine Arme um ihn wickeln? „Micha.“ Nun versuchte der es mit schmeicheln. „Ich hatte gehofft, ein paar Tage bei dir wohnen zu können. Weißt du, ich bin eben ein bisschen blank und …“
Erneute versuchte Olaf ihn zu küssen. Dieses Mal wich er rechtzeitig aus und wand sich aus seinem Griff. Ohne ein weiteres Wort hob Michael eine Kiste mit Sprudel aus dem Golf und schleppte sie zur Haustür.
„Micha! Was ist denn nun?“
„Ich wünsche dir ein schönes Leben, Olaf.“ Damit ließ Michael die braungebrannte Zahnpastareklame einfach stehen.
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„Jo?“
Joachim drehte sich nicht um, sondern blickte weiterhin auf den Garten hinaus.
„Es tut mir leid, Jo. Olafs Manieren lassen seit jeher zu wünschen übrig.“ Micha schmiegte sich an seinen Rücken und legte die Arme um seine Mitte. Joachim blieb weiterhin mit verschränkten Armen und stocksteif stehen.
„Er hat dich geküsst.“
„Das war von mir garantiert nicht gewollt“, antwortete Micha. „Außerdem küsst er wie eine tote Qualle.“
„Er ist jung, sportlich, modisch und ohne Anhang. Ich dagegen bin nur ein spießiger Opa.“ Joachim wusste, dass er ziemlich eifersüchtig klang.
„Ich kann mich gar nicht daran erinnern, Kukident oder Ersatzreifen für einen Rollator gekauft zu haben.“
„Er ist dein Ex.“
„Genau. Und das bleibt er für immer und ewig. Es gibt für dich überhaupt keinen Grund eifersüchtig zu sein.“
„Ich bin nicht eifersüchtig.“
„Und ich nicht Michael Döring, sondern Vatsyayana.“
Nun drehte sich Joachim doch um. „Vatsy… was?“
„Der Verfasser des Kamasutras, das wir unbedingt noch durcharbeiten müssen.“ Micha lachte und küsste Joachim. „Ich liebe nur dich, Jo. Kein Grund zur Eifersucht. Wir sind schließlich wie Winnetou und Old Shatterhand, wie Pat und Paterchon, Fix und Foxi, Scott und Huutsch, Batman und Robin, Starsky und Hutch, Dick und Doof, Tim und Struppi, Marianne und Michael …“
„Hör schon auf. Marianne und Michael! Brems dich, bitte!“ Zögernd umarmte Joachim nun auch seinen Freund. „Ich bin dir wirklich nicht zu alt?“
„Nö“, murmelte Micha an seiner Schulter. „Obwohl du manchmal nach dem Joggen ganz schön hechelst.“
Joachim biss ihm ins Ohr.
„Autsch! Aber du hast mit Abstand den schönsten Arsch, den ich kenne.“
„Ist das alles?“, fragte Joachim und schmiegte nun seine Wange an Michas Lockenschopf.
„Bezaubernde Lachfältchen. Auf die fahre ich total ab.“
„Falten!“ Joachim seufzte. „Du stehst auf meine Falten?“
„Und auf Stützstrümpfe. Da habe ich einen regelrechten Fetisch entwickelt. Ich wollte seit Langem mit dir in ein Sanitätsgeschäft und dort ausgiebig shoppen.“
Endlich konnte Joachim wieder lachen und er drückte Micha fest an sich.
„Marty, sie schmusen!“
Joachim und Micha fuhren auseinander. Lucas grinste sie von der Tür her an.
„Die Einkäufe sind in der Küche. Wann kriegen wir Mittag?“, fragte er. Sein Bruder erschien neben ihm auf der Bildfläche.
„Wir haben Hunger. Sicherlich will der Richter, dass ihr uns füttert“, sagte Martin mit einem belustigten Blick. Joachim verdrehte angesichts dieser Frechheit die Augen.
„Holt eure Schwester von Ilse und Werner ab. In der Zwischenzeit koche ich.“
„Spaghetti“, rief Lucas.
„Fischstäbchen“, verlangte Martin.
„Es gibt Schnitzel“, erklärte Michael. „Mit Rühreipanade.“
„Ach, verflixt, die Eier. Ich besorge morgen neue, okay?“
„Solange kraule ich deine“, flüsterte Micha in Joachims Ohr und gab ihm einen letzten Kuss.
„Das haben wir gehört.“ Lucas grinste. Joachim streckte streng den Arm aus und deutete auf die Haustür.
„Hennie!“, kommandierte er. Kichernd rannten die Jungs los.
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Mit dem Handtuch rieb sich Michael die Haare trocken, während er über den Flur in Richtung Schlafzimmer lief. Er war frisch geduscht und seine Lockenpracht hatte er mit dem Kokosshampoo gewaschen, das Jo so toll fand. Das Bett war neu bezogen, er hatte
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