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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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treffen. »Das reicht«, tröstete er mich. »Bevor sich der Mörder wieder davon erholt hat, sind Meginfried und ich zur Stelle. « In einem aber erwies ich mich als ein gelehrigerer Schüler. Beringo kannte so manchen Griff, wie man auch einen großen Angreifer schnell entwaffnen oder zu Boden schleudern konnte. Selbst einen Mann, der um ein Vielfaches schwerer war. Meginfried musste bei unseren Übungen die Rolle des Angreifers spielen, und er tat es voller Geduld, obwohl er sich dabei einige blaue Flecken einhandelte. Ich allerdings auch. Denn Meginfried machte es mir keineswegs leicht.
    Beringo sah meine Fortschritte mit Zufriedenheit. »Aus Euch wäre doch noch ein brauchbarer Krieger geworden«, meinte er, wenn ich den Hünen wieder einmal besonders schwungvoll zu Boden geworfen hatte. Meginfried setzte sich derweil wieder auf, nickte heftig und rieb sich den schmerzenden Rücken. Dank dieser Übungsstunden fühlte ich mich möglichen Angreifern mit der Zeit nicht mehr ganz so schutzlos ausgeliefert wie bisher. Außerdem lernte ich von dem Bretonen, wie man ein Pferd so zurichtet, dass man es mit der Stimme lenken kann. Das machte das Reiten für mich um vieles leichter. Denn ich hatte in meinen so oft gebrochenen Beinen gerade genügend Kraft, um mich im Trab oder im schnellen Galopp auf dem Pferderücken zu halten. Zumindest dann, wenn das Tier eine einigermaßen sanfte Gangart hatte. Einige Wochen später erreichte Udalrich von Godesheim mit seinen Dienern und einer königlichen Eskorte unser Lager. Wir hatten in einem kleinen Weiler Quartier genommen, dessen Namen ich vergessen habe. Der Godesheimer überbrachte eine Botschaft des Königs, und Herzog Rudolf ließ mich zu sich rufen, damit ich sie auch hören konnte.
    Udalrich nickte mir freundlich zu, als ich mich zu ihnen gesellte. »Das ist Waldo, Mönch aus St. Blasien. Einer meiner liebsten Ratgeber und ein Gefolgsmann, dessen Treue erprobt ist, trotz seiner Jugend«, stellte der Herzog mich vor.
    Udalrich bedachte mich mit einem interessierten Blick. »Das dachte ich mir schon. Es gibt kaum jemanden in diesem Reich, der noch nicht vom kleinen Mönch des Herzogs von Schwaben und seinen vielen Talenten gehört hat. Die Leute erzählen sich jedenfalls so manche Geschichte über ihn. Es war leicht, Eurer Spur zu folgen, ich brauchte nur nach dem Herzog mit dem Zwerg zu fragen.«
    »Das ist zuviel der Ehre«, murmelte ich.
    Rudolf von Rheinfelden lachte. »Waldo von St. Blasien hört es nicht gern, wenn man gut von ihm spricht. Denn Bescheidenheit gehört auch zu seinen Eigenschaften. Doch nun, werter Graf, sagt mir, was hat König Heinrich mir mitzuteilen? «
    »Zuerst lasst mich sagen, dass der König sehr erzürnt war, als er aus Regensburg zurückkehrte und erfuhr, dass Ihr Würzburg so plötzlich verlassen habt. Er vermutete eine Finte dahinter. Denn die Sachsen hatten den Erzbischof von Mainz daraufhin erneut bedrängt, endlich einen neuen König zu wählen. Oder zumindest einen geeigneten Mann zu stellen, da ihm durch das Primat des Mainzer Stuhls in erster Linie die Befugnis der Wahl und der Weihe eines neuen Königs zusteht. Der Mainzer Erzbischof will nun die Fürsten aus dem ganzen Reich in seine Stadt einladen, um Euch durch gemeinsamen Beschluss als König einzusetzen.
    Heinrich tobte, als er dies hörte, und verließ daraufhin unverzüglich Baiern. In Ladenburg, in der Nähe von Worms, wurde er dann so schwer krank, dass man dachte, er werde es nicht überleben. Dann hätte die ganze Angelegenheit ohne Blutvergießen beigelegt werden können, nicht wahr? Jetzt ist er in Worms und wird beschützt von den Bürgern dieser Stadt, die alle gelobt haben, für ihn zu kämpfen.«
    Rudolf wusste genau, was der Godesheimer damit sagen wollte. Doch er machte keine Bemerkung dazu.
    Graf Udalrich seufzte und fuhr dann mit seinem Bericht fort. »Es gelang uns inzwischen, den König zu beruhigen und versöhnlich zu stimmen. Wie jeder weiß, habt Ihr Euch bisher immer geweigert, ihn zu entthronen. Er lässt Euch ausrichten, dass er nichts von einem Mordplan gegen Euch weiß und auch keinen Anteil daran hat, wie ihm unterstellt werde. Er sei auch bereit, entweder selbst oder mittels eines Mannes, den er für geeignet hält, die Herausforderung dieses Lügners Regenger anzunehmen und sich dem Gottesurteil des Zweikampfes zu stellen.«
    Der Herzog hörte Udalrich von Godesheim an, ohne eine Frage zu stellen. Dann wandte er sich an mich. »Was meinst du, Waldo

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