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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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ebenfalls mit großen Augen gefolgt war. »Passt mir gut auf meinen Ratgeber auf, Neffe. Ich brauche ihn noch.«
    Kuno verneigte sich leicht. »Wenn es um Wesen geht, gegen die man mit dem Schwert kämpfen kann, ist er sicher. Ich werde sofort zwei meiner Männer zu seinem Schutz abstellen. Kommt die Nachricht allerdings vom Teufel, dann muss er sich selbst schützen. Das kann er besser als ich.«
    Rudolf von Rheinfelden sah mein ablehnendes Gesicht. »In dieser Sache dulde ich keinen Widerspruch, Mönch. Ich weiß, du liebst die Einsamkeit. Doch du wirst dich mit deinen Beschützern abfinden müssen. Hol den Herzog von Zähringen«, befahl er einem seiner Diener. »Auch sein Leben ist schließlich in Gefahr.«
    Berthold von Zähringen nahm die ganze Angelegenheit nicht so leicht wie Rudolf. Nach einer kurzen Beratung beschlossen die beiden Männer, dem König eine Botschaft zu senden: Sollte er die Vorwürfe zur Anstiftung zum Mord nicht entkräften können, dann fühlten sie sich nicht mehr an den Eid gebunden, mit dem sie ihm Treue und Gehorsam geschworen hatten. Das war eine Kriegserklärung. Noch in derselben Nacht brachen wir auf und verließen Würzburg.
    Meginfried war ein Hüne. Er gehörte zu den Hintersassen des Klosters St. Blasien. Ich hatte ihn schon einige Male gesehen. Während Meginfried etwa so alt sein mochte wie ich, war mein zweiter Beschützer wohl um einiges älter. Ich schätze, Beringo zählte damals etwa vierzig Jahre oder sogar mehr. Er war einer der bretonischen Söldner, die für den Herzog kämpften und gut dafür entlohnt wurden. Beringo war klein, sein Gesicht und sein Leib gezeichnet von den Narben zahlreicher Schlachten. Während Meginfried die Feinde mit seiner schieren Körperkraft erdrückte und derart in Wut geraten konnte, dass jedem bei seinem Anblick angst und bange wurde, war Beringo das genaue Gegenteil: berechnend, stets überlegt und in seiner Schnelligkeit kaum zu greifen.
    Anfangs war es ein seltsames Gefühl für mich, Bewacher und gleichzeitig Diener zu haben. Ich versuchte immer wieder, ihnen zu entkommen. Doch jedesmal wenn ich dachte, ich hätte es geschafft, hatte ich mich geirrt. Einmal bogen sich zwei Äste eines Busches auseinander, und die blauen Augen des Bretonen lachten mir entgegen. Ein anderes Mal bewegte sich plötzlich ein Baum in einer Ebene, und es stellte sich heraus, es war Meginfried.
    Eine Zeitlang machten beide mein dummes Katz- und Maus-Spiel mit, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Eines Tages jedoch war es ihnen zuviel geworden. »Wenn Ihr gerne Spiele spielt wie die Kinder, dann können wir so weitermachen. Wenn Ihr aber ein Mann seid, wofür nun wieder Euer Alter spricht, dann findet Euch mit Eurer Lage ab, Mönch. Wir werden Euch beschützen, wie es uns Rudolf von Rheinfelden befahl.« Beringo sprach in einem seltsam singenden Tonfall, so dass ich anfangs nicht alle seine Worte gleich verstand. Doch das war auch nicht notwendig. Aus seinen Augen sprach die Entschlossenheit eines ernsthaften Soldaten.
    Als ich ihn so betrachtete, hatte ich plötzlich das Gefühl, ihn schon lange zu kennen oder ihm schon einmal begegnet zu sein. Aber soviel ich auch nachdachte, ich konnte mich nicht daran erinnern.
    Von da an änderte sich unser Verhältnis. Man sah uns nun stets gemeinsam, den einen drei Schritte vor und den anderen einen Schritt hinter mir. Das machte unsere Unterhaltungen etwas schwierig. Doch beide bestanden darauf, dass es die beste Art sei, mich zu beschützen. Mit der Zeit entwickelten wir eine eigene Zeichensprache, um uns zu verständigen. Es dauerte nicht lange, da hatten die Männer des Herzogs einen Namen für uns. Sie nannten uns die Heilige Dreieinigkeit. Wir taten, als wüssten wir es nicht.
    Herzog Rudolf hatte sich entschieden, vorläufig nicht zu seiner Stammburg auf dem Stein im Rhein zurückzukehren, sondern seine Besitzungen zu bereisen, obwohl es bitterkalter Winter war.
    Ich hatte mich nur sehr widerstrebend darein gefügt, den Herzog zu begleiten. Doch Rudolf weigerte sich, mich aus seinem Dienst zu entlassen. »Solange ich in Gefahr bin, bist du es auch«, war seine Begründung. »Da bist du sicherer bei mir und meinen Leuten. Außerdem bringst du mir Glück, und ich schätze deinen Rat, also schlag dir das aus dem Kopf, Waldo.« Ich hatte keine andere Wahl. Wieder einmal war die Suche nach dem Schwert in unerreichbare Ferne gerückt. Es machte mich fast verrückt, dass ich einfach nicht weiterkam. Ständig schob sich

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