Waldos Lied (German Edition)
ein. »Ihr müsst Euren Herzog warnen, Waldo von St. Blasien. Der König plant einen Mordanschlag gegen ihn und Berthold von Zäh-ringen«, brach es aus ihm heraus.
Ich war wie vom Donner gerührt. »Woher wisst Ihr das? «
Regenger zögerte ein wenig, entschloss sich aber dann doch dazu, mir die Wahrheit zu sagen. »Weil ich selbst zu den Verschwörern zähle. Heinrich hat mich und noch einige andere aus seinem engeren Umkreis durch viele Bitten und Versprechungen dazu überredet, den Herzog noch während des Treffens hier in Würzburg zu ermorden. Dafür sollten wir einen Moment abwarten, in dem er sich eine Zeitlang von der Menge entfernt. Ich war der einzige, der es ablehnte, bei solch heimtückischem Vorhaben zu helfen. Darüber entbrannte Heinrich mit solcher Wut, dass er auch mich durch den Dolch eines seiner Schergen hätte umbringen lassen, wäre ich nicht rechtzeitig aus seinen Gemächern geflohen.«
Ich konnte es kaum fassen, in welcher Gefahr der Herzog und der Zähringer geschwebt hatten. Heinrich wusste mehr von der Verschwörung gegen ihn, als er zeigte. Ich mimte den Ungläubigen. »Warum wollte der König das tun? «
»Um einen alten Widersacher und Rivalen loszuwerden. Er weiß sehr wohl, dass es Fürsten gibt, die lieber Rudolf statt seiner auf dem Thron sähen. Er glaubt, dass Berthold von Zähringen dazugehört. Deshalb hat er auch dessen Tod beschlossen. Hinzu kommt, dass er dem Zähringer sein Herzogtum nicht mehr wiedergeben will, weil er es ja bereits einem Verwandten schenkte. Er hat aber keinen Grund, es ihm zu verweigern.
Und er will noch immer das Herzogtum Schwaben, um sich Friedrich von Büren zu verpflichten, dem er mehr vertraut als Rudolf. Heinrichs Plan, den Herzog des Hochverrats anzuklagen, scheiterte damals am Einspruch der anderen Fürsten. Er wagt es nicht, diese Sache noch einmal aufzugreifen. Denn ihm ist bewusst, dass viele im Herzog von Schwaben einen zukünftigen König sehen. Und seht doch, wie viele Fürsten inzwischen schon von Heinrich abgefallen sind oder ihn mit Ausreden hinhalten. Rudolf hat inzwischen wesentlich mehr und mächtigere Anhänger um sich versammelt als Heinrich. Deshalb will der König Rudolf töten lassen.«
»Seid Ihr bereit, das auch vor Gott und den Menschen zu beschwören?«
Regenger nickte. »Ich bin bereit, mich dem Gottesurteil zu stellen und mit dem König selbst einen Zweikampf auszufechten, um die Wahrheit meiner Worte zu beweisen.«
»Und warum kommt Ihr damit zu mir? Warum seid Ihr nicht ganz geflohen?«
»Täte ich das, wäre mein Leben nichts mehr wert. Heinrich könnte mich leicht irgendeines schrecklichen Vergehens bezichtigen und hinterrücks ermorden lassen. Ich wäre nicht der erste, glaubt mir das. «
»Das glaube ich Euch aufs Wort«, erwiderte ich offen. »Ihr kennt den König gut. Und nun hofft Ihr, wenn es sich herumspricht, dann wagt der König nicht, sich an Euch zu vergreifen.«
Regenger nickte. »Ja, das würde er niemals tun. Heinrich ist zu schlau. Das könnte ja aussehen wie das, was es ist, nämlich wie ein Schuldeingeständnis.«
»Ihr müsst mit mir zum Herzog«, erklärte ich knapp. Regenger hatte keine Einwände.
Als Rudolf hörte, dass es um seine Ermordung ging, schien er nicht sonderlich überrascht zu sein. »Ich habe damit gerechnet«, erklärte er mit einem kurzen Lachen und wies auf Kuno von Genf, der neben ihm stand.
Der junge Mann lachte ebenfalls. »Meine Männer und ich sind bereit. Unsere Klingen sind geschärft.«
Nun begriff ich, warum ich Kuno in der letzten Zeit immer in Rudolfs Nähe gesehen hatte.
»Warum habt Ihr mich nicht eingeweiht, Herr?« fragte ich ihn vorwurfsvoll und erzählte ihm von der geheimnisvollen Stimme aus dem Gebüsch. Vielleicht hatte sie ja etwas mit dem geplanten Mordanschlag zu tun.
»Weil du uns jetzt nicht mehr weiterhelfen kannst, nur noch Kuno und seine Kämpfer. Warum also sollte ich dich mit meinem Verdacht beunruhigen, für den ich bis heute keinen Beweis hatte? «
Dann wandte er sich an Regenger. »Was weißt du über diese seltsame Stimme? «
Dieser schüttelte den Kopf mit allen Anzeichen des Entsetzens und schlug das Kreuz zum Schutz vor bösen Mächten. »Darüber weiß ich nichts, bei meiner Ehre. Es scheint, als habe sich Waldo von St. Blasien auch einen Feind geschaffen. Sei es nun ein Wesen von dieser Welt oder einer anderen.«
Rudolf nickte. »Ich glaube Euch.« Dann warf er einen Blick zu Kuno von Genf hinüber, der meiner Erzählung
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