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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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ein anderes Hindernis zwischen das Rosenschwert und mich. Und zwischen Sophia und mich. Nur allzugerne wäre ich wieder in mein stilles Kloster zurückgekehrt. Doch es sollte nicht sein.
    So reisten wir also durch Rudolfs Besitzungen in Schwaben, die er durch seine Heirat mit der Kaisertochter Mathilde bekommen hatte. Der Herzog blieb immer nur kurz in jedem Ort, um Recht zu sprechen und Fragen zu klären. Doch immer öfter musste ich an seiner Stelle die Streitigkeiten seiner Untertanen schlichten. Er saß nur dabei, damit die Leute wussten, dass ich in seinem Namen handelte. Das sprach sich herum. Nach einer Weile kamen viele Dorfbewohner gleich zu mir, um mir ihre Anliegen vorzutragen. Ich tat, was ich konnte. Aber ich half nur solchen, die nicht versuchten, mich mit Gold oder Versprechungen zu bestechen, also den Ärmsten. Denn sie können es sich nicht leisten, die Gerechtigkeit zu kaufen.
    »Hast du schon wieder einen Schützling, dem ich ein neues Dach für seine Hütte schenken oder dessen Abgaben ich erlassen soll, weil er, seine Frau oder seine Kinder krank sind?« pflegte der Herzog mich oft aufzuziehen, wenn ich wieder einmal mit einem Anliegen zu ihm kam. »Waldo von St. Blasien, du hast einfach ein zu weiches Herz«, fügte er dann meist hinzu. »Du bringst mich noch an den Bettelstab.« Dann tat er aber dennoch fast immer, worum ich ihn bat. Er wusste, dass ich niemals leichtfertig zu ihm kam. Und obwohl er es war, der half, sahen die Leute in mir ihren Schutzengel.
    Es bestand mit Sicherheit nicht die Gefahr, dass Rudolf jemals arm werden würde. Allein die Einkünfte aus seinen Allodien reichten aus, um fürstlich hofzuhalten. Rudolf verfügte über mehr als der König, dessen Einnahmen nach dem Abfall der meisten Fürsten sehr spärlich flossen.
    Bis zu dieser Reise war mir nicht klargewesen, wie mächtig der Herzog wirklich war. Ich wusste, er war der Abkömmling einer Seitenlinie des burgundischen Königshauses der Rudolfinger. So hatte er auch große Allodien in Burgund zwischen der Saane, dem großen St. Bernhard und der Ponte Genevensem, dem Grenzpunkt zwischen den Diözesen Genf und Lausanne. Sein Besitz dort dehnte sich bis zum Juragebirge und den Alpen aus. Hinzu kamen viele Klöster. Seinen Hof Herzogenbuchsee im oberen Aargau mit den Kirchen Buchsee, Seeberg und Huttwil schenkte seine Tochter Agnes später dem Schwarzwaldkloster St. Peter. Und dann war da noch das Kastell bei Burgdorf im Emmental, zu dem erheblicher Besitz gehörte. Dort wartete Rudolfs Gemahlin Adelheid bereits auf das Eintreffen des Herzogs. Er hatte sie, seine beiden Töchter und seinen Sohn Berthold nach Bekanntwerden des Mordplans gegen ihn sofort von einem Teil seiner Streitkräfte auf diese Festung in Sicherheit bringen lassen. Einen weiteren Teil schickte er zum Schutz seiner Ländereien an den Rhein. Doch die meisten Männer hatte er behalten. Er wollte gewappnet sein, sollte es zur Auseinandersetzung mit dem König kommen.
    Meginfried und Beringo beließen es auf dieser Reise nicht damit, mich zu bewachen. Jeden freien Augenblick, den wir unterwegs hatten, musste ich mich im Gebrauch von Waffen üben. Das wärmte und bewahrte uns vor dem Erfrieren in diesem kalten Winter.
    Wir drei teilten uns die Ecke eines Zeltes, wenn wir einmal auf dem freien Feld übernachten mussten. Ein solcher Schutz stand lange nicht all unseren Männern zur Verfügung, nur den höhergestellten Personen im Gefolge Rudolfs und natürlich dem Herzog selbst. Die meisten anderen mussten sehen, wie sie zurechtkamen.
    Doch die Nächte unter freiem Himmel waren eine Ausnahme. Der Herzog wählte die Strecken so, dass wir meist bei einem Hof oder in einem Kloster übernachteten und die Leute in seinem Gefolge wenigstens durch Mauern vor dem Wind geschützt waren.
    Meginfried wollte mir auch den Kampf mit dem beidhändigen Schwert beibringen, das er als Waffe bevorzugte. Aber ich weigerte mich. Es war viel zu groß und zu schwer für mich. So zog sich der Hüne seufzend auf den Posten eines Beobachters zurück, während Beringo alles daransetzte, damit ich wenigstens einigermaßen mit dem Dolch umgehen konnte. Ich erreichte jedoch niemals seine Geschicklichkeit. Außerdem war der kleine Bretone ein Meister im Umgang mit dem Bogen. Er konnte mit seinen Pfeilen einem Raben im Flug ins Auge treffen.
    Auch hier erwies ich mich als nicht besonders begabt. Aber ich konnte nach einiger Zeit immerhin einen großen Baum auf eine größere Entfernung

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