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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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und in den Wissenschaften kundiger Mann. Ich unterhielt mich gerne mit ihm. Er war neugierig auf alles, was wir ihm aus der Welt erzählen konnten, aus der wir kamen. Besonders groß aber war seine Freude, als er hörte, dass ich Abt Hugo von Cluny kannte, den er sehr verehrte. Die Mönche von St. Sauveur lebten schon seit 1050 nach den Regeln des heiligen Benedikt, die aus Nantes zu ihnen gekommen waren. Für Almodus war der Abt von Cluny nach Wilhelm von Volpiano der größte Denker, den die Schule der Cluniazenser jemals hervorgebracht hatte. Ich musste ihm bis ins Kleinste alles von Hugo von Cluny erzählen. Als ich ihm anbot, für ihn eine Verbindung nach Cluny und Fruttuaria zu knüpfen, da war er so froh, dass er von seinem Stuhl aufsprang. Und als er dann noch hörte, dass ich in St. Blasien der Leiter des Scriptoriums war, klatschte er in die Hände. »Wenn Ihr von Eurem Reiseziel zurückkommt, müßt ihr unbedingt noch einmal hier bei den Mönchen von St. Sauveur und dem heiligen Conwoiön vorbeischauen. Dann werde ich Euch in unser Scriptorium zu Bruder Judicaël bringen, der hier dieselbe Aufgabe versieht wie Ihr in St. Blasien. Er arbeitet an einem großen Werk. «
    Nun begannen auch meine Augen zu leuchten. Doch Almodus winkte schmunzelnd ab. »Nein. Jetzt nicht. Auf diese Weise bin ich sicher, dass Ihr auf jeden Fall noch einmal herkommt.«
    Natürlich wollte auch er wissen, warum ich diese weite Reise machte. Da erzählte ich ihm die Geschichte des Kreuzes von Ar Kroazig und meiner Vision mit dem Schwert, ohne jedoch die Papiere der Kaisertochter Mathilde zu erwähnen. Zu meiner Überraschung verfinsterte sich seine Miene. »So seid Ihr also auch nichts weiter als einer dieser Glücksritter, die immer wieder hierherkommen und einen Schatz finden wollen, den es nicht gibt«, stellte er schließlich missmutig fest. »Es gibt dieses Kreuz. Aber dort gibt es kein Schwert. Ihr könnt Euch diesen Weg also sparen.« Ich glaube, wenn ich nicht Hugo von Cluny gekannt hätte, dann hätte er mich ohne weitere Umstände des Klosters verwiesen.
    Ich beruhigte ihn und berichtete ihm von der Stimme. »Sie rief mich hierher. Es geht mir nicht darum, einen Schatz zu finden. Zumindest keinen, der zu dieser Welt gehört. Ich will Buße tun für meine Sünden und Gnade finden vor dem Angesicht des Allmächtigen. Das ist der Schatz, nach dem ich von ganzem Herzen strebe. Denn der Herr schickte mir die Stimme. Und er schickte mir eine Vision. Ich gab mich in seine Hand und vertraue seiner Botschaft.« Das war zumindest nicht gelogen.
    Da hellte sich sein Gesicht wieder etwas auf. »So seid Ihr auf Eure Art also auch auf der Suche nach dem Heiligen Gral, wie einst König Anus und seine Ritter, als sie in diesem Land lebten.« Ich war erstaunt, denn ich kannte die Geschichte dieses Königs.
    Dennoch nickte ich. »Ja, so könnte man es umschreiben. Aber ich dachte immer, dies alles hätte sich in Britannien zugetragen? «
    »Hier ist das kleine Britannien, eben die Bretagne«, klärte mich der Abt von Redon auf. Hier liegt der Wald von Brocéliande. Und hier liegt Arms der Legende nach begraben, unter einem Dolmen bei Trébeurdan. Ebenso der Magier Merlin. Aber das sind natürlich alles nur Märchen, die sich die Menschen hier erzählen.«
    »Gibt es hier viele Dolmen?« fragte ich ihn. »Etwas mehr als eine Tagesreise von hier entfernt stehen Tausende solcher riesiger Steine. Der Ort nennt sich Carnac.«
    »Man erlebt auf einer Reise doch viele Wunder und hört einiges, das staunenswert ist«, befand ich.
    »Das sind keine Wunder, sondern Zeichen eines längst vergangenen Volkes, das heidnische Götzen mit einem Phallus verehrte. Zu meinem großen Verdruss gehen Frauen, die kinderlos sind, jedoch noch heute zu diesen Steinen und reiben sich in obszöner Weise mit dem nackten Unterleib daran. Es ist widerwärtig und abstoßend. Deswegen haben wir diese Steine getauft und Kreuze hineingeritzt.« Der gute Abt von Redon war über die Maßen aufgebracht.
    An diesem Abend machte ich wieder einmal einen meiner einsamen Ausflüge. Meginfried war im Kloster geblieben. Ich war unruhig, denn ich wartete auf die Rückkehr des Bretonen. Beringo hatte sich bereits am Tag nach unserer Ankunft im Kloster Redon von uns verabschiedet. Es hatte mich erstaunt, dass er Meginfried und mich nicht gebeten hatte, ihn zu begleiten. Doch ich vermutete, er wollte in der ersten Wiedersehensfreude mit seiner Familie allein sein. Wir hatten vor seiner

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