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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Pentièvre«, rief er erstaunt aus. »Einer der Vasallen des Normannen Wilhelm. Was will der König von England denn von Rudolf? «
    Ich war noch zu erschöpft von den Geschehnissen der Schlacht, um mich um diese Frage zu kümmern. Es sollte einer der schwersten Tage in meinem Leben werden.
    Die Besucher wurden sofort zum König gebracht. Sie blieben jedoch nicht lange in seinem Zelt. Dann kamen sie mit verärgerten Gesichtern wieder heraus.
    Schon kurz danach sah ich einen von Rudolfs Bediensteten mit suchendem Blick durch das Lager eilen. Als er mich erblickte, hellte sich seine Miene auf. »Der König wünscht Euch sofort zu sehen, Herr«, teilte er mir mit.
    Rudolf schaute mich seltsam an, als ich eintrat. Er lächelte mir nicht zu wie sonst. »Da bist du ja, Waldo«, begrüßte er mich knapp und kam gleich darauf zur Sache.
    »Der englische König fordert von mir ein Schwert zurück. Es ist ihm einst bei einem Mordanschlag gestohlen worden. Damals war er noch ein Knabe. Da es sich um eine sehr wertvolle Waffe handelt, die von einer Pilgerreise seines Vaters in das Heilige Land stammt, sandte Wilhelm Männer aus, um sie zu suchen. Die Spur führte sie bis an meinen Hof. Sie erklärten mir, ein Bretone habe dieses Schwert. Und er sei einer meiner Vasallen. Ich sagte ihnen, ich wisse nichts von einer solchen Waffe.« Rudolf machte eine Pause. Dann kam die Frage, die ich fürchtete: »Hast du jemals von diesem Schwert gehört, Waldo von St. Blasien?«
    Ich überlegte nicht einen Moment lang, ob ich ihn belügen sollte oder nicht, sondern erzählte ihm die ganze Geschichte, ohne etwas zurückzuhalten. Ich berichtete auch von dem Brief, in dem ihn Mathilde, die Tochter Kaiser Heinrichs III., des Mordes anklagte.
    Rudolf war völlig fassungslos, als er dies hörte. Nachdem ich geendet hatte, stand er auf und ging durch das Zelt, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Dann wandte er sich zu mir um.
    »Also das ist es, was all die Jahre zwischen uns stand, Mönch. Ich habe immer gespürt, dass du mir gegenüber Vorbehalte hast, aber nie recht verstanden, weshalb. Doch mir lag an deiner Freundschaft und deinem Vertrauen, auch wenn ich dich anfangs geringachtete. Ich weiß, dass ich in meinem Leben viele Fehler gemacht habe. Ich hätte es aber niemals für möglich gehalten, dass du glaubst, ich hätte meine erste Gemahlin Mathilde getötet. Sie starb, weil sie ein Kind erwartete. Doch sie war selbst noch ein Kind und wusste nichts von den Gefahren der Schwangerschaft. Vielleicht dachte sie deshalb, ich hätte sie getötet. Aber sie ist daran gestorben - und am Heimweh nach ihrer Mutter.
    Jetzt verstehe ich auch, warum Agnes von Burgund mich so viele Jahre lang kühl behandelt hat. Warum kamst du nicht zu mir? Warum hast du nicht mit mir über das Schwert gesprochen und das, was in seinem Griff verborgen ist? Du musst doch gewusst haben, wie sehr mir eine solche Reliquie in meinen Verhandlungen mit dem Papst hätte helfen können. Welchen Vorteil und welche Macht über die Seelen der Menschen sie dem verschafft, der sie besitzt! Aber du trautest mir nicht. Selbst später, als wir uns besser kannten, kamst du nicht zu mir. Also auch du. Auch du hast mich verraten.« Seine Stimme klang so verbittert und enttäuscht, dass ich bis ins Mark getroffen war.
    »Ich hatte über all die Jahre Angst, auch Ihr könntet der Versuchung des Schwertes nicht widerstehen. Auch Ihr könntet den Fluch erneut weitertragen.« Meine Antwort klang selbst in meinen eigenen Ohren sehr lahm.
    Deswegen versuchte ich noch einmal, ihm mein Verhalten zu erklären. »Erst war es die Angst vor Eurer Rücksichtslosigkeit, Eurer Macht, die mich nicht von diesem Brief sprechen ließ. Später dann schwieg ich, weil ich fühlte, dass ich selbst das Schwert finden musste. Ich wollte den Bann brechen, den Fluch lösen, der Unglück über alle bringt, die es besitzen.
    Agnes von Burgund, die ehemalige Kaiserin, nannte mich einst den Hüter des Schwertes. Es klingt vielleicht hochmütig, doch ich glaube, der bin ich wirklich. Nicht nur, weil meine Eltern wegen dieses Schwertes ermordet wurden oder weil ich erfuhr, dass Maelcat, mein Vater, bei dem Mordanschlag auf Wilhelm das Schwert stahl Nicht nur, weil ich deshalb eine Schuld abzutragen habe. Ich glaube, diese Waffe hat mich selbst zu ihrem Hüter erkoren. Und eine höhere Macht hat bestimmt, dass diese wertvollen Stücke des Kreuzes, an dem der Erlöser starb, nach St. Blasien kommen sollen. Ich schwieg, denn ich

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