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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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grauhaarigen, etwas gebeugten Kirchenfürsten richtete. Um Heinrich hatten sich, wie von Geistern gerufen, seine Wächter, Waffengefährten und einige Ritter geschart. Jeder von ihnen hatte ebenfalls die Hand am Griff seines Schwertes.
    Die Frauen schrien auf. So konnte ich die ersten Worte Heinrichs nicht hören. Dann trat Kaiserin Agnes zu ihrem Sohn und legte die Hand beschwichtigend auf seinen Schwertarm.
    »Lasst ab von Bischof Anno von Köln, mein Sohn und König. Hat er Euch nicht zu Güte, Selbstbeherrschung und Weisheit erzogen? «
    Diese Worte machten Heinrich noch zorniger. Die Adern an seinen Schläfen schwollen an. Er war kurz davor, seine Mutter mit Gewalt zur Seite zu stoßen. Ein Raunen des Entsetzens ging durch die Pfalz. Der König war inzwischen rot vor Wut. Bischof Anno stand vor ihm und schaute ihn nur gelassen an.
    »Mein Sohn, zieht nicht mit Feuer und Schwert gegen jene, die Euch und dem deutschen Reich wohlwollen und dienen«, beschwor ihn seine Mutter Agnes von Burgund noch einmal.
    Heinrichs Miene wurde starr. Doch ich spürte den Zorn und die Verletztheit, die in ihm tobten.
    »Habt Ihr denn weise gehandelt, Frau Mutter, als Ihr mich diesem da überlassen habt? Mit Gewalt hat mich dieser nach Euren Worten so heilige und weise Mann einst von Eurer Seite gerissen. Wisst Ihr nicht mehr? Beinahe wäre Euer Sohn bei jener Entführung gestorben, die dazu diente, die Macht im Reich an sich zu reißen. Oder haben mich Otto von Northeim, den Ihr zum Herzog von Baiern machtet, Graf Ekbert von Braunschweig und dieser von Gott zur Lauterkeit verpflichtete Erzbischof von Köln bei der Insel des heiligen Switbert etwa nicht durch eine List auf ein Schiff gelockt und entführt? Andere nennen das Hochverrat. «
    Agnes von Burgund, prächtig und hoheitsvoll anzusehen, wollte ihren Sohn unterbrechen. Doch Heinrich ließ seine Mutter nicht zu Wort kommen.
    Die Männer Bischofs Anno hatten sich inzwischen ebenfalls um ihren Herrn geschart und rückten enger zusammen, um ihn zu schützen. Heinrich achtete nicht darauf. Er schien entschlossen, diesen Ehrentag seiner Schwertleite auch zum Tag der Abrechnung werden zu lassen.
    Ich wusste ja, wer ihm diesen Gedanken eingeflößt hatte, und ließ meinen Blick über die Reihen der umstehenden Fürsten und Bischöfe schweifen. Ich vermutete, dass der junge Fürst neben Heinrich, Graf Werner, sein engster Vertrauter sein könnte.
    Dann sah ich auch den Mann, mit dem Graf Werner sich im Stall beraten hatte. Das Aufblitzen der Sonne auf seinem Siegelring verriet ihn, als er scheinbar beschwichtigend die Hand hob: »Bischof Adalbert von Bremen fleht Euch im Namen des Allmächtigen an, an diesem Tag Euren Zorn zu zügeln und Milde gegenüber jenen walten zu lassen, die Euch Übles taten«, bat der Verräter heuchlerisch. Graf Werner zog bei diesen Worten erschrocken die Luft durch die Nase ein. Aber er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Heinrich war entschlossen, sich am Tag seiner Mündigkeit endgültig als Sohn, Mann und König Respekt zu verschaffen.
    »Heute ist der Tag, an dem Wir, Heinrich IV., König von Gottes Gnaden, Gericht halten werden.« Scharf durchschnitt seine Stimme den Raum und schlug alle in ihren Bann.
    »An diesem Tage sollen alle wissen, was Heinrich dem Kind geschah. Und was Heinrich der Mann, nun König aus eigenem Recht, mit dem Schwert rächen wird. Ich habe es mir geschworen.
    Ich folgte den Entführern einst mit kindlichem Vertrauen und voller Einfalt. Ich freute mich darauf, das Schiff zu sehen, das der Erzbischof für meinen Besuch besonders prächtig hatte ausstatten lassen, und dann ließen sie die Taue kappen und das Schiff in die Mitte des Rheinstromes steuern. Da saß ich nun, gefangen und gedemütigt in der Hand meiner Feinde. Ich, Euer Sohn, Kaiserin Agnes von Burgund, der König des deutschen Reiches, war in die Hände von Verrätern gefallen. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als in den Fluss zu springen. Wäre nicht einer der Entführer, Graf Ekbert von Braunschweig, hinter mir her in die gefährlichen Strudel des Rheins gesprungen, ich wäre elendiglich ertrunken.«
    Mein Herr, Rudolf von Rheinfelden, war ebenfalls wieder nach vorne getreten. Er hatte seinen Eid bereits geleistet. Nun stand er zwischen dem König und seiner Mutter, bereit, einzugreifen, wenn es notwendig sein sollte. Ich hatte mich in seinem Schutz ebenfalls noch weiter mit vorgedrängt und trat beinahe einer prächtig gekleideten jungen Frau auf die

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