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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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vermischten sich mit dem Geruch des Weines, aber auch mit den Ausdünstungen von Schweiß und Kot. Es herrschte ein solches Gedränge, dass fast kein Durchkommen mehr möglich war. Außerdem gab es kaum noch eine Unterkunft. Jene, die später gekommen waren, mussten oft auch mit einem einfacheren Obdach zufrieden sein. Für den Herzog und die Herzogin von Schwaben waren ihrem hohen Rang im Reich entsprechend natürlich zwei der schönsten Gemächer vorbereitet worden. Doch selbst in den zugigen und kargen Gesindequartieren war kein Platz mehr für mich, sie waren vollkommen überfüllt. Ich fand — ähnlich wie in den ersten Wochen auf der Burg auf dem Stein — ein molliges Plätzchen in den Pferdeställen, ganz in der Nähe eines prächtigen Rappen, dem es offensichtlich nichts ausmachte, einen Gast bei sich aufzunehmen. Er schnaubte freundlich, als ich in meine Ecke kroch, und ich schlief voller Erwartung auf das Leben bei Hofe ein.
    Anfangs dachte ich, ich sei noch mitten in einem Traum. Doch die Stimmen der beiden Männer flüsterten immer noch. Da wurde ich mit einem Ruck vollends wach. Ich konnte ihre Gestalten im Licht des Mondes, das durch die offene Tür in den Stall fiel, nur schemenhaft erkennen. Die Männer schienen von hoher Geburt und befehlsgewohntem Auftreten zu sein. Das war ihren Stimmen anzumerken, obwohl sie gedämpft sprachen. Ich drückte mich so leise wie möglich noch etwas tiefer in meine Ecke.
    »Glaubt Ihr, der König folgt Eurem Rat?« In der Stimme des kleineren, etwas schmächtigeren Mannes klangen Zweifel mit.
    Der größere, schlanke Mann lachte leise. »Der junge Heißsporn ist so leicht zu lenken. Ihr kennt Ihn doch, Graf Werner. Ein wenig Schmeichelei hier, ein verständnisvolles Ohr dort und Hilfe bei seinen kleinen, geheimen Schandtaten — schon ist er bereit, wahrhaft königlich zu geben. Ich habe ihn bei seiner Mannesehre gepackt und bei seiner Ehre als Herrscher von Gottes Gnaden.«
    Der Kleinere, der Stimme nach offensichtlich der jüngere von beiden, seufzte leise. »Ja, es ist manchmal recht mühsam mit unserem geliebten König, Gott segne ihn. Erst hat Kaiserin Agnes ihn verzogen und ihm bei seinen Streichen völlig freie Hand gelassen. Dann zog unser allseits verehrter Erzbischof Anno von Köln bei seiner Erziehung die Zügel straffer und versuchte es mit Härte und christlicher Demut. Glücklicherweise ist unser König kein Freund einer allzu festen Hand. Da ist er wie alle Füllen und bockt. Freundschaft, Liebe und Verständnis, das ist es, was er braucht, wie wir beide wohl wissen. Doch sagt an, hat er Euch zugesagt, so zu handeln wie besprochen?«
    Wieder lachte der Ältere. Es war ein eitles, selbstzufriedenes Lachen. »Ich musste ihm nur sagen, dass diese Schmach, diese Demütigung, die Anno ihm einst zufügte, nicht ungesühnt bleiben dürfe. Nun, da er mündig und ein König aus eigenem Recht und von Gottes Gnaden sein werde, müsse er sich da Respekt verschaffen, wo es seine Mutter, die Kaiserin, nicht tat. Er begriff sofort, dass er gleich zu Anfang ein Zeichen setzen müsse, um zu zeigen, dass er die Zügel der Macht mit kraftvollen Händen zu greifen gedenkt. >Nur so, mein König, könnt Ihr der vielköpfigen Hydra des Verrates den Garaus machen<, erklärte ich ihm. >Nur so Euren Untertanen beweisen, dass Ihr ein mächtiger, ein starker Herrscher seid, der Verräter und Aufständische in ihre Schranken weist.< Ja, er hat es versprochen.«
    »Bei Gott, werter Freund, auf Euch und Eure Beredsamkeit ist Verlass. Dann sind wir Euren lästigen Bruder in Christo, den Erzbischof von Köln, bald los. Wir haben ihn zwar mit Heinrichs Hilfe aus dem Staatsrat gedrängt, doch noch ist er zu mächtig. Er kann uns immer noch zu viel schaden. Auch die Gefahr, dass er mit Hilfe der Kaiserin wieder in das engste Umfeld des Königs zurückkehrt, ist nicht ganz gebannt. Doch nach dem morgigen Tag wird der stolze Anno von Köln nicht mehr sein als ein Häufchen Sch...«
    Der Größere konnte ein Auflachen kaum unterdrücken. »Graf Werner, wie sprecht Ihr von einem hohen Würdenträger der heiligen Kirche? Dennoch, Ihr habt es trefflich ausgedrückt. Auch Graf Otto von Northeim, von der Kaiserin Gnaden Herzog von Baiern, wird nach dem morgigen Tag wie ein geprügelter Hund in seine sächsische Heimat zurückkriechen. Das Herzogtum Baiern ist eine Beute, für die es sich zu kämpfen lohnt.«
    Der, den er Graf Werner genannt hatte, schnurrte fast. »Ihr sagt es. Neben dem

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