Waldos Lied (German Edition)
Rückkehr in der Normandie aus dem Griff holen.
Aber Robert der Normanne sah seine Heimat niemals wieder. Nicht lange danach traf auch ihn der Fluch des Schwertes. Auf seiner Heimreise starb er überraschend und unter nie geklärten Umständen.«
»Und das Schwert, was wurde aus dem Schwert?« Ich konnte das Ende der Geschichte kaum abwarten.
Wieder musterte mich Agnes misstrauisch. »Erinnert Euch daran, Ihr habt mir geschworen, mir danach zu erzählen, warum Ihr an dieser Erzählung so interessiert seid.«
Ich nickte. Alles, was ich wollte, war, dass sie weitersprach.
Wieder schaute sie mich prüfend an. Dann, plötzlich, machte sie die einzige Anspielung auf den Mordanschlag auf mich und seinen Urheber. »Euch scheint wirklich viel an dieser Geschichte zu liegen. Das ist sehr merkwürdig. Doch wie ich hörte, steht meine Familie in Eurer Schuld. Nun denn. Ein treuer Gefolgsmann Roberts übergab dieses Schwert nach dem Tod des Normannenherzogs dessen Bastard Wilhelm. Er hatte es ihm in seiner letzten Stunde ausdrücklich vermacht. Wilhelm war beim Ableben seines Vaters gerade sechs Jahre alt. Noch lange Zeit nach dem Tod von Robert dem Normannen schwebte er immer in Gefahr, ermordet zu werden. Ebenso wie mein eigener Sohn musste er sich schon früh vor seinen Widersachern in acht nehmen.« Sie seufzte. »Ich wollte, ich hätte Heinrich besser schützen können. Dann wäre er vielleicht ein anderer Mensch geworden.« Den letzten Satz sprach sie mit großer Trauer und schwieg dann. Schließlich schreckte sie aus ihren Gedanken auf und fuhr fort.
»Nun gab es aber auch Mächtige im Reich, die den jungen Wilhelm unterstützten. Zum Beispiel sein Onkel, der Erzbischof von Rouen, und Walter, der Bruder von Herlève, der Mutter Wilhelms, der den Jungen beschützte. So auch in jener Nacht. Wilhelm muss damals etwa neun Jahre alt gewesen sein, da stürmten mehr als zwanzig Söldner das Haus, um den Knaben zu töten. Durch die Kühnheit seines Onkels Walter, die Tapferkeit seiner Diener und dem beherzten Eingreifen des jungen Wilhelm selbst gelang es, sie einen nach dem anderen unschädlich zu machen. Wilhelm schwang dabei das Schwert, das sein Vater ihm vermacht hatte und das er immer bei sich trug. Er ahnte nichts davon, dass es gestohlen war. Er wusste auch nichts von den heiligen Reliquien in seinem Griff und dem Fluch.
Drei der gedungenen Mörder konnten damals entkommen — zwei Bretonen und ein Normanne, wie mir mein Vater erzählte. Von dem Normannen weiß ich nichts. Die beiden Bretonen sollen zwei Edle gewesen sein, Söhne aus dem mittleren Adel, die hofften, als Söldner auf den Schlachtfeldern ein Vermögen zu gewinnen.
Mit diesen dreien verschwand das Schwert. Niemand weiß, wohin. So, Waldo von St. Blasien, das war meine Geschichte. Und nun erzählt mir die Eure.«
Ich konnte nicht sofort antworten. Die Gedanken wirbelten mir durch den Kopf. Ein Normanne und zwei Bretonen — im Brief Mathildes war nur von zwei Männern die Rede gewesen. Dann könnte der dritte also mein Vater gewesen sein. Außerdem hatte Mathilde erwähnt, das Schwert stamme von einem Spross der Wikinger. Jeder wusste, dass der Herzog der Normandie ebenfalls ein Wikinger war. Es deutete vieles darauf hin, dass es sich hier um dieselbe Waffe handeln könnte, die auch mein Schicksal bestimmt hatte. Doch eines musste ich vorher noch wissen. »Herrin, ich werde erzählen. Aber bitte, beantwortet mir vorher noch eine Frage. Trug dieses Schwert ein Zeichen? «
»Was weißt du davon? Das ist ein Geheimnis, das niemand kennt. Ja, es trug ein Zeichen. Doch mein Vater beschwor mich, es niemals jemandem zu verraten. Es sollte nicht noch ein Mensch diesem unheilvollen Schwert verfallen.«
»Ich verspreche Euch, Euer Geheimnis mit einem anderen, wohl ebenso wertvollen zu vergelten. Es betrifft Eure Tochter Mathilde. Aber ich flehe Euch an, ich muss es erfahren.«
»Mathilde? Was ist mit meiner Tochter? Sie starb schon vor vielen Jahren. Ich kannte alle ihre Geheimnisse, denn wir standen uns sehr nah.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Herrin, ihr letztes und furchtbarstes kanntet Ihr nicht.«
Agnes von Burgund kämpfte lange Zeit mit sich. Dann siegte das Gefühl der Mutter für ihr Kind. Aber sie misstraute mir nun wirklich. »Und doch, ich muss erst sicher sein, dass Ihr nicht zu jenen Glücksrittern gehört, die nach diesem Schwert streben. Es hat schon genügend Unheil angerichtet in dieser Welt. Also, erst Eure Geschichte.«
Ich
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