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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Mönch bist. Ich muss mir vorläufig selbst helfen. Denn der Allmächtige hat nicht immer gerade dann Zeit, wenn die Menschen ihn brauchen.«
    »Ich dachte nicht an den Allmächtigen selbst, sondern an seinen Stellvertreter auf Erden. Der neue Papst Gregor soll mit eisernem Besen kehren. Vielleicht kann er den König zur Vernunft bringen.« So, wie Alexander einst Euch zur Vernunft gebracht hat, fügte ich im Stillen hinzu.
    »Und was soll ich ihm schreiben? Ich kann ihm ja wohl schwerlich mitteilen, dass ich meinem König misstraue und darüber nachdenke, ihm die Gefolgschaft aufzukündigen. Das ist Hochverrat.«
    »Nun, Ihr könntet ihm aber vielleicht Eure Unterstützung anbieten. «
    »Und in welcher Sache?«
    »Der König ist wütend, weil er von der Wahl Hildebrands zum Papst ausgeschlossen wurde. Viele glauben deshalb, dass er den künftigen Papst Gregor VII. nicht als Hüter des Apostolischen Stuhls anerkennen wird. Bietet Hildebrand doch Eure Hilfe und Unterstützung beim König an, Herr. Wenn er einmal zum Papst geweiht ist, wird er Euch das sicher nicht vergessen und sich mit all seiner Macht für Euch einsetzen, falls Ihr einmal seine Hilfe gegen Heinrich brauchen solltet. «
    »Das ist ein schlauer Plan, Mönch. Aber auch ein gefährlicher. Noch ist er nicht zum Papst geweiht. Eine solche Unterstützung könnte sich sehr zu meinen Ungunsten auswirken, falls Hildebrand gezwungen wird zurückzutreten. Die lombardischen Bischöfe lieben ihn nicht besonders und stehen zu Heinrich. Es heißt, Hildebrand habe einige von ihnen bereits mit einem Bann belegt.«
    »König Heinrich muss ja nichts von Eurem Anerbieten erfahren. Ich werde diesen Brief für Euch verfassen. Und ich werde sicherlich niemandem davon erzählen.«
    Rudolf lachte. In diesem Lachen lag schon eine gewisse Erleichterung. »Du bist listig wie ein Fuchs, Waldo. Ja. Das werden wir tun.«
    »Dann werde ich jetzt gehen, wenn Ihr gestattet, Herr, und mich sofort an die Arbeit machen. Es ist wichtig, dass die Nachricht Rom erreicht, bevor Heinrich seine Entscheidung bezüglich Gregor getroffen hat.«
    Herzog Rudolf hielt mich zurück. »Da ist noch etwas. Ich halte es für besser, mit meinen Truppen nicht bis zum vereinbarten Treffpunkt zu ziehen. Der König hat befohlen, dass sich die Fürsten mit ihren Truppen in Kappeln zu versammeln hätten. Sie selber aber sollten vorher nach Goslar kommen, um sich mit ihm über den Krieg gegen die Polen und Liutizen zu beraten. Doch ich glaube, ich begebe mich lieber nicht zu sehr in die Nähe des Königs und damit in Gefahr. Ich habe also beschlossen, meine Männer nur bis Mainz zu führen. Aber ich muss auch wissen, was in Goslar beschlossen wird.«
    »Ihr spracht von Eurem alten Freund und Waffengefährten, Berthold, dem Zähringer? Zieht er denn nicht nach Goslar? «
    »Doch das tut er. Denn er wird es nicht ohne Gegenwehr hinnehmen, dass der König ihm sein Herzogtum Kärnten gestohlen hat. Er will mit ihm alleine sprechen, um eine Sinnesänderung zu bewirken. Das wäre zwar nicht meine Weise, die Dinge zu regeln, aber gut. Berthold weiß im Allgemeinen, was er tut. Er wird mir treulich berichten, was die Fürsten in Goslar beschlossen haben. Doch halt. Ich habe da noch einen anderen Gedanken. Vier Ohren hören mehr als zwei.«
    Ich blickte ihn erstaunt an. »Ich meine dich, Waldo von St. Blasien. Du wirst als mein Kaplan und Bote im Gefolge des Zähringers zur Versammlung des Königs reisen. Und Gnade dir Gott, wenn du mir auch nur ein Wort von dem verschweigst, was dort geschah.«
    So kam es, dass ich zum Spion Herzog Rudolfs wurde. Er ließ mir keine andere Wahl.
    An diesem Tag hatte ich noch zwei andere Begegnungen. Die eine erfolgte, als ich gerade auf meinem Weg zur zweiten war. Herzogin Adelheid hatte mir ausrichten lassen, sie wünsche mich zu sehen. Da wollte ich sofort zu ihr eilen und wäre in meiner Hast beinahe mit einem Ritter des Herzogs zusammengestoßen.
    »Könnt Ihr nicht aufpassen, wohin Ihr lauft? Bei Eurer Größe müsste doch Platz genug sein, um andere vorbeizulassen. Potzblitz, diese Gestalt kenne ich doch! Ist das nicht Waldo, der Zwerg aus St. Blasien, der aufgeblasene Heilige, dessen Name hier in aller Munde ist? Was ist denn mit Euch geschehen. Seid Ihr in Eurem Alter etwa noch gewachsen? «
    Nun erkannte auch ich diese Gestalt und diese Stimme. Kuno von Genf, mein alter Rivale um die Gunst der Herzogin, stand plötzlich wieder vor mir.
    »Ihr seid also auch hier«, stellte ich

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