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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Burgen?«
    »Soweit ich weiß, ist die zweite der großen königlichen Burgen, die Heimburg, bereits gefallen«, erwiderte der Herzog. »Allerdings, wie ich höre, mehr durch Bestechung als durch Kampf. Dreitausend Thüringern war es nicht gelungen, die Männer des Königs zur Aufgabe zu zwingen. Da zog Pfalzgraf Friedrich von Sachsen noch einmal sechstausend Mann zusammen. Doch auch das reichte nicht aus. Schließlich bewirkten reiche Geschenke und die Garantie eines freien Abzugs, was die Waffen nicht vermochten. Der Pfalzgraf ist ein listiger Mann. Außerdem hat Friedrich nun auch seine Burg Vockenrode wieder, die ihm der König gestohlen hatte. Und auch die Festung Lüneburg ist gefallen. Heinrich musste Magnus von Sachsen endlich aus seiner Haft freigeben — und hat wieder ein Faustpfand weniger. Ich bin in diesem Falle besonders froh darüber. Der König hatte nämlich siebzig meiner Schwaben dort als Besatzer hineingelegt, die nun ebenso wieder freikamen. Ich glaube, Heinrich stimmte diesem Handel auch zu, um sich die Unterstützung des Herzogs von Schwaben nicht zu verscherzen.«
    »Was ist mit der Burg Wigantenstein, der Mosburg, den Burgen Sachsenstein und Spatenberg sowie der Hasenburg? «
    »Sie alle sind inzwischen von den Sachsen belagert, einige wanken. Die einzige königliche Burg, die sich bislang noch sicher halten kann, ist die Harzburg. Selbst die riesigen Steine, die mit Wurfmaschinen auf sie geschleudert werden, zeigen keine Wirkung, wie ich höre. Erst unlängst hat die königliche Besatzung der Harzburg bei einem ihrer überraschenden Ausfälle ein großes Gemetzel unter den Sachsen angerichtet und ist mit reicher Beute auf die Burg zurückgekehrt. Es sollen nur an die zweihundert Reiter gewesen sein. Danach gab es eine kurze Zeit des Waffenstillstands. Dennoch, für Heinrich wird die Lage immer verzweifelter.«
    Ich dachte betrübt an meine sanfte Stute Praxeldis, die ich auf der Burg hatte zurücklassen müssen, und hoffte inständig, dass ihr nichts Übles widerfahren war. »So gibt es wohl noch andere Wege aus der Harzburg als jenen, über den ich mit dem König floh. Es gibt vieles, was mir entgangen ist«, sagte ich traurig.
    »Dafür hörtest du vieles, was ich sonst nie erfahren hätte«, erwiderte Rudolf herzlich. »Und dann war da noch die schreckliche Schlacht um Goslar«, fuhr er mit seinem Bericht fort. »Zwei junge Leute aus der Harzburg sollen während der Waffenruhe in die Stadt gegangen sein, um sich neue Waffen zu beschaffen. Man sagt, sie seien von den Bürgern der Stadt übel verspottet und am Ende sogar gekreuzigt worden.
    Wie es auch immer gewesen sein mag, die Nachricht von dem Friedensbruch verbreitete sich rasch. Die Harzburger ersannen eine List für ihre Rache. Zehn Männer trieben alles Vieh von den Goslarer Weiden weg, als wollten sie es stehlen. Die Goslarer liefen eilends aus der Stadt, um sie daran zu hindern — Schuster, Schmiede, Bäcker und Fleischer, alle gesellten sich zu den Kriegern der Sachsen, von denen Tausende in den weiten Fluren um die Stadt lagerten. Daraufhin brachen wohl hundert Berittene der Burgbesatzung aus einem verborgenen Tal hervor und stürzten sich wie die Heerscharen Satans auf die Leute. Man sagt, die Erde war feucht und dampfte vom Blut der Toten und Verwundeten. Und nun verwüsten und plündern die Leute des Königs wieder das Land mit Feuer und Schwert.«
    »Dann hat Heinrich also doch Erfolge im Kampf gegen die Sachsen?«
    »Das war nur eine Schlacht, die gewonnen wurde, unter vielen, die Heinrich schon verloren hat. Derzeit sucht er überall Hilfe, beim König der Dänen ebenso wie bei Wilhelm, dem Normannen, der vor sieben Jahren zum König von England gekrönt wurde. Doch keiner scheint geneigt, ihm zu helfen. Auch der französische König Philipp nicht, den er doch immer seinen liebsten Verwandten nannte. Ebenso wie Wilhelm hat dieser zurzeit alle Hände voll zu tun, seine eigene Herrschaft zu sichern. Selbst beim neuen Papst schmeichelte sich Heinrich ein. Zu unser aller Erstaunen hat er der Ordination Hildebrands zugestimmt. Der Archidiakon wurde am 3o. Juni in Rom zum Papst Gregor VII. geweiht.«
    Ich horchte auf. »Hat ihn Euer Schreiben erreicht?« Rudolf nickte. »Auch hier bewies sich deine Weitsicht. Hier, lies selbst.«
    Zum ersten Mal in meinem Leben hielt ich ein Pergament in Händen, das von dem neuen Papst unterzeichnet worden war. Papst Gregor lud Herzog Rudolf von Schwaben darin zu einem Besuch nach Rom ein und

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