Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
Vom Netzwerk:
gesehen. Irgendwie schienen sie alle zu glauben, dass mit meinem Eintreffen das erzwungene Warten ein Ende haben würde. Schon war es zu Reibereien unter den Männern gekommen. Auf meinem Weg durch das Lager folgten mir neugierige Blicke. Einige der hartgesottenen Kämpfer bekreuzigten sich aber auch bei meinem Anblick. Sie gehörten wohl zu jenen, die glauben, die körperliche Behinderung eines Menschen sei die verdiente Strafe Gottes für eine schwere Sünde.
    »Waldo, endlich bist du da. Ich dachte schon, die wütenden Sachsen hätten dich unterwegs vom Leben zum Tod befördert.«
    Das war alles, was Rudolf zu meiner Begrüßung über die Lippen kam. Durch eine Botschaft von Otto von Northeim hatte er bereits erfahren, dass ich bei dem Treffen in Hoetensleben dabei gewesen und später mit dem König zusammen aus der Harzburg geflohen war. Die Sachsenfürsten waren offenbar sehr erbost darüber, dass es Heinrich mit meiner Hilfe gelungen war, ihnen zu entwischen.
    Doch Rudolf sah das anders. »Das war wieder einmal ein Meisterstückchen, Waldo. Eines Tages wird es uns vielleicht von Nutzen sein.«
    Ich vernahm es mit Erleichterung. Ich hatte schon befürchtet, dass dem Herzog meine Rolle bei der Flucht des Königs nicht gefallen könnte.
    Doch Rudolf ließ mir kaum Zeit zu solchen Betrachtungen. Er überschüttete mich mit Fragen zu den Ereignissen der vergangenen Wochen. Ich durfte kein Wort auslassen, das gesagt worden war. Besonders als ich ihm erzählte, dass der König von mir hatte wissen wollen, wie es um seine Treue stünde, horchte er auf. Als ich ihm dann meine Antwort mitteilte, war er sehr zufrieden.
    »Du hättest es nicht besser machen können, Waldo. Denn es ist durchaus nicht so, dass ich bereit bin, diesen König um jeden Preis zu unterstützen. Die Sachsen haben mit den meisten ihrer Forderungen recht. Und wie du selbst gesehen hast, denke nicht nur ich so, sondern auch viele andere Fürsten. Selbst Erzbischof Siegfried von Mainz, dem aufgrund seines hohen Ranges viele andere Bischöfe folgen, spricht inzwischen ganz offen gegen das Vorgehen Heinrichs. Es ist sogar die Rede davon, dass er darüber nachdenkt, ihn mit einem Bann zu belegen.«
    Er seufzte. »Wenn ich nur wüsste, wie man diesen König zur Vernunft bringen kann.«
    Rudolf erzählte mir zum ersten mal von seinen geheimen Verhandlungen mit den Sachsen und jenem Vertrag, in dem beide Seiten geschworen hatten, einander gegen den König beizustehen. Ich vergaß dabei sogar, dass mir die Zunge trocken am Gaumen klebte, denn seit meiner Ankunft war mir noch nicht einmal ein Becher Wasser gereicht worden. Zum ersten Mal räumte er auch ein, dass es immer mehr Bestrebungen gebe, Heinrich vom Thron zu stürzen.
    »Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Herr«, sagte ich offen. »Obgleich ich schon meine Vermutungen hatte. Doch ich dachte, Ihr schätzt mich zu gering, um mich an Euren geheimsten Absichten teilhaben zu lassen. Hätte ich nur eher davon gewusst, dann hätte ich auch besser in Eurem Sinne handeln können.«
    »Du hast dir mein Vertrauen verdient, Waldo von St. Blasien. Und mit dieser Mission hast du deine Treue und Redlichkeit einmal mehr bewiesen. Ich bedaure es nun, dass wir nicht früher miteinander reden konnten, doch deine Vorbehalte mir gegenüber ließen das nicht zu.«
    Ich nickte. »Darf ich Euch etwas fragen?«
    »Frage.«
    »Was werdet Ihr tun, wenn Euch die Sachsen und andere Fürsten im Reich fragen, ob Ihr der neue König werden wollt?«
    »Ich weiß es nicht. Doch eines weiß ich sicher. Die Stunde der Entscheidung naht. Aber ich will erst sicher sein, dass es die Sachsen wirklich ernst meinen mit ihrer Verschwörung gegen den König.«
    »Ich habe während des Rittes hierher nicht viel erfahren, weil ich es eilig hatte, zu Euch zu kommen, Herr. Habt Ihr gehört, wie es um die Sachsen steht? «
    »Sie belagern mit Hilfe der Thüringer die königlichen Burgen. Mit ihnen haben sie ein Bündnis geschlossen. Und das, obwohl Heinrich den Thüringern goldene Berge versprach, wenn sie zu ihm hielten. Selbst die heidnischen Liutizen, die doch schon so lange die Feinde der Sachsen sind, wollten nicht auf Heinrichs Vorschlag eingehen und ihnen in den Rücken fallen.«
    Ich war erschüttert. »Dieser König versucht wirklich alles, er geht sogar mit den Heiden ein Bündnis ein.«
    Rudolf lachte bitter auf. »Heinrich ist nicht dumm. Er weiß, dass es dieses Mal um seinen Thron geht. «
    »Und wie steht es mit der Belagerung der

Weitere Kostenlose Bücher