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Waldstadt

Waldstadt

Titel: Waldstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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aber wir hatten einfach die besseren Argumente.« Lächelnd hob er seine Hand hoch. An der Spitze des Zeigefingers baumelten die Handschellen.
    »Und was liegt gegen ihn vor?«
    Der Uniformierte holte ein Blatt aus seiner Schreibmappe: ›Verdacht auf sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen‹, konnte Lindt lesen. Er schüttelte den Kopf – »ein völlig unauffälliger, netter Nachbar« – und ging zurück zum Haus.
    »Die sind die Schlimmsten«, rief ihm der Streifenpolizist noch hinterher. »Die, denen man es nicht ansieht.«
    Der Kommissar zog die Haustür hinter sich zu.
     
    Sein erster Gang am nächsten Morgen führte ihn zum Dezernat für Sexualdelikte. »Wir wollten ihn eigentlich nur vernehmen, aber er war total daneben«, berichtete eine der Beamtinnen.
    »Noch mal Randale?« Lindt vertiefte sich in die Akte.
    »Nein, grad im Gegenteil. Fast hätten wir einen Arzt geholt. Er wurde richtig apathisch.«
    Der Kommissar sah hoch: »Wie das?«
    »Er hat die ganze Zeit auf den Boden gestarrt und so gut wie nichts gesagt.«
    »Immer nur: ›Reingelegt, die haben mich reingelegt.‹ Für den ist eine Welt zusammengebrochen, eindeutig«, ergänzte die zweite Kollegin. »Mal sehen, vielleicht können wir heute vernünftig mit ihm sprechen.«
    »Wo habt ihr ihn denn untergebracht?«
    »Naja«, druckste sie herum, »wir haben uns lange überlegt, was wir mit ihm anstellen sollen, aber einsperren? Dafür reichten die Anschuldigungen dann doch nicht. Als er sich einigermaßen beruhigt hatte, haben wir ihn gehen lassen.«
    »Um zehn fahren wir mal hin. Bestimmt ist er daheim gesprächiger.«
    Lindt runzelte die Stirn. Erst abführen und ein paar Stunden später wieder laufen lassen, oberpeinlich, das Ganze, lag ihm auf der Zunge, aber er sagte nichts. Er mochte es nicht, wenn andere Kollegen seine Arbeit kommentierten und hielt sich deshalb auch selbst zurück.
    »Es war vielleicht ungeschickt, ihn gestern herbringen zu lassen, aber wir konnten ja nicht ahnen, dass ihn die Streifenbesatzung gleich schließt.«
    Nachdenklich ging er zurück in sein eigenes Büro.
    Reingelegt? Falsche Anschuldigungen? Es wäre nicht das erste Mal …
    Überhaupt, er musste sich eingestehen, schon gut zwei Jahre mit dem jungen Mann im selben Haus zu wohnen und nicht das Geringste über ihn zu wissen. Ein paar belanglose Sätze ab und zu, manchmal eine Begegnung im Wald, wenn der Lehrer zu seiner Schule radelte, aber sonst? Unauffällig, freundlich, höflich. Nicht das geringste Negative, was Lindt zu seinem Nachbarn einfiel.
    Er stopfte die erste Pfeife des Tages, zündete sie an und grübelte weiter. Die Narbe im Gesicht und das Glasauge, ja, die waren ihm natürlich aufgefallen – aber erst beim näheren Hinsehen. War das wohl der Grund, warum er keine feste Freundin hatte?
    Er nahm sich vor, wieder bei den beiden Kolleginnen von der Sitte vorbeizuschauen und sich um seinen Nachbarn zu kümmern. »Einfach sympathisch, der ist es wert, dass man ihm hilft«, murmelte er halblaut vor sich hin und öffnete die Tür zum Nebenbüro.
     
    »Hallo Chef, gut erholt gestern?« Betont locker begrüßte Jan Sternberg den Kommissar. »Wir haben einen soooo großen Hecht aus dem Wasser gezogen!« Er streckte die Arme auseinander, so weit es nur ging.
    »Anglerlatein, Oskar, glaub ihm kein Wort«, mischte sich Paul Wellmann ein. »Wahrscheinlich haben sie auf der Heimfahrt noch beim Fischhändler Station gemacht. Vier Forellen, bitte über die Theke werfen.«
    »Dieser Witz hat aber einen elend langen Bart«, grinste Lindt. »Ich weiß schon: selbst gefangen! Haha!«
    »Überhaupt nicht«, wehrte sich Sternberg entrüstet. »Fragt meine beiden Jungs. Die werden heute in der Schule bös damit angeben. Ein wirklich riesiges Vieh und Zähne hatte der, ich kann euch sagen.«
    »Bitte nicht Jan, fang mir lieber den Würger«, versuchte Lindt die Kurve zur Arbeit zu bekommen.
    »Wenn ihn wenigstens mal jemand gesehen hätte, aber der scheint ein echtes Phantom zu sein. Völlig unsichtbar und immun gegen unsere Tricks, die ganze Mühe umsonst«, legte Wellmann seine hohe Stirn in viele kleine Falten.
    Sternbergs PC-Maus klickte und eine voluminöse Datei erschien auf dem Monitor: »Mit den Freudenstädtern zusammen hat unsere SoKo jetzt 127 Spuren verfolgt. 48 Männer haben ein einwandfreies und 12 ein ziemlich sicheres Alibi. Fast 200 Fingerabdrücke haben wir genommen und genauso viele Speichelproben zur DNA-Bestimmung.«
    »Und, was willst du damit

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