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Waldstadt

Waldstadt

Titel: Waldstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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sagen?«, fragte Wellmann.
    »Na, dass wir fleißig waren, aktiv, umtriebig, rege. Niemand kann uns Vorwürfe machen.«
    »Leider zählt in diesem dreckigen Geschäft nur der Erfolg!«, kratzte sich Lindt am Ohr, »und auf welchem Weg wir den erreichen sollen, dazu habe ich im Moment nicht die geringste Idee.«
    »Warum so depressiv, Oskar?«, klopfte Paul Wellmann seinem Kollegen auf die Schulter. »Schau dir die Statistik an. Die allermeisten unserer Fälle haben wir doch gelöst. Aber wozu sag ich das auch? Es tröstet dich ja doch nicht.«
    »Genau Paul, die Vergangenheit interessiert mich herzlich wenig.« Lindt ließ sich schwer in Jan Sternbergs Schreibtischsessel plumpsen. »Ich will ihn! Verstehst du? Den einen, der im Wald direkt vor meiner Haustür die Schlingen zuzieht. Alles andere ist doch Schnee von gestern, vorbei, erledigt!«
    »Nehmen Sie es doch nicht so persönlich, Chef«, versuchte Sternberg weiter zu kommen. »Oder versteckt er sich vielleicht bei Ihnen auf dem Dachboden?«
    »Da habe ich heute früh noch nicht nachgeschaut«, brummte der Kommissar und stemmt sich wieder hoch. »Und so weit wird es auch nicht kommen. Wir müssen etwas tun, unbedingt, das steht fest. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir ihn kriegen, bevor er ein fünftes Mal zuschlägt. Auch wenn die Aktion mit der Zeitung ein Flop war, dürfen wir uns nicht entmutigen lassen. Ich bin mir sicher, er ist hier, er wird weitermachen und wir, verdammt aber auch, wir müssen das verhindern.«

11
    Das Telefon unterbrach ihn. Sternberg hob ab und griff zu Block und Bleistift. Er erbleichte und seine Hände fingen an zu zittern.
    Ohne ein Wort zu sagen, zeigte er den Zettel. ›Rintheimer Querallee‹ war alles, was darauf stand, kaum leserlich.
    Lindt schrie auf: »Wir haben versagt, jämmerlich versagt! Los, hin!«
    Er stürmte aus dem Büro, die beiden Kollegen hinterher.
     
    Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, Ruhe zu bewahren, warf er das Magnetblaulicht aufs Dach, schaltete das Martinshorn ein und raste aus dem Hof des Präsidiums. Über Funk erfragte Paul Wellmann den genauen Ort und Lindt gab Gas.
    »Jan, schnall dich an, da hinten!«
    Er bahnte sich den Weg durch die Karlstraße, wich am Europaplatz auf die Gleise aus, entging knapp einer Kollision mit der ›S 1‹, bog zwei Mal ab, jagte mit 130 aus der Stadt, Willi-Brandt-Allee, rote Ampel, zum Glück hielten alle an, nach rechts über den Adenauerring bis zur Fußgängerbrücke, dann links in den Wald, Linkenheimer Allee, noch mal abbiegen – nach knapp fünf Minuten trafen sie ein. Streifenwagen und die Fahrzeuge des Rettungsdienstes versperrten die Querallee.
    Lindt sprang aus dem Wagen. Ein Stück weiter im Unterholz erkannte er zwei weiße Mützen. »Dort muss es sein, kommt.«
    Er hetzte in die Richtung.
    Ein Hund kam ihm entgegen. Was macht der hier?, zuckte durch sein Gehirn. Er erkannte den schwarzen Labrador sofort.
    Ein Mann torkelte hinter dem Hund aus dem Unterholz. Als er den Kommissar sah, stieß er einen schmerzerfüllten Schrei aus: »Lindt, warum?«
    Sein Fuß fing sich in einer Wurzel, er stolperte, fasste den Stamm einer Hainbuche, klammerte sich daran fest, stieß sich wieder ab, hämmerte mit den Fäusten auf den Baum ein.
    Mit weit aufgerissenen Augen trat er dem Kommissar entgegen: »Meine Frau, dort hinten, es könnte auch Ihre sein!«
    Lindt war erstarrt. Joseph Freitag stand vor ihm, Uni-Professor, Stadtrat der Grünen, sie kannten sich seit Jahren.
    Der Kommissar brachte keinen Ton heraus, bekam kaum Luft. Ein riesiger Kloß im Hals nahm ihm fast den Atem.
    Freitag hielt sich an der Hainbuche fest. »Anka saß plötzlich vor unserer Haustür – ohne Ira!«
    Zwei dicke Tränen liefen über die bärtigen Wangen des Vierzigjährigen. »Ich wusste es sofort. Mit dem Rad bin ich ihre Joggingstrecke abgefahren.«
    »Der Hund?«, würgte Lindt hervor.
    Freitag nickte: »Hat mich hingeführt.«
    Der Kommissar kannte die ganze Familie. In der Breslauer Straße hatten sie sich ein älteres Haus gekauft und aufsehenerregend umgebaut. Sonnengelb leuchtete die Holzfassade durch die Bäume.
    I ra Freitag war eine bekannte Pianistin und oft auf Konzerttournee. Früher international, nach der Geburt ihrer beiden Kinder mehr im Inland. Der Kommissar hatte ihre schmale Silhouette mit den zusammengebundenen tiefschwarzen Haaren oft gesehen, wenn sie frühmorgens bei Wind und Wetter mit der Labradorhündin zum Hardtwald hinüberlief.
    »Warum? Sagen

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