Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
Vom Netzwerk:
hielt alle darin eingeschlossen. Nur zwei Männer hatte der Markgraf gleich entsendet zu Etzel um Hilfe. Als diese nach Susa kamen und alles berichteten, liess Etzel sofort seine Hörner blasen, sammelte ein grosses Heer und zog mit ihm Tag und Nacht, bis er die Burg erreichte. Inzwischen hatten die Belagerten tapfer gekämpft und viele Wilkinen erschlagen; bald brachen sie aus, bald stritten sie von den Mauern herab. Oserich konnte die Burg nicht bezwingen und sobald er Etzels gewaltige Heerscharen kommen sah, brach er seine Zelte ab und kehrte, der Übermacht weichend, mit seinen Kriegern zurück nach Wilkinenland. Die Befreiten eilten nun aus der Burg ihrem König entgegen; der Markgraf Rüdiger übergab da seinem König Helche, das Königskind. Fröhlich zogen alle nach Susa; bald darauf liess Etzel ein prachtvolles Gastmahl veranstalten und vermählte sich Helche. Bertha gab er dem getreuen Markgrafen zur Frau [Fußnote: In andern Sagen heisst Rüdigers Frau Gotelind und ist mit Dietrich von Bern verwandt.] und schenkte ihm Land und Burgen.
    II. Wieland der Schmied.
1. Wielands Jugend.
    Riese Wadi wohnte auf seinen Höfen in Seeland; er war kein Kriegsheld, sondern begnügte sich mit dem, was ihm sein Vater Wilkinus gegeben. Riese Wadi hatte einen Sohn, der hiess Wieland. Als der neun Winter alt war, wollte Wadi, dass er eine Kunst erlerne, und führte ihn zu Mime [Fußnote: Der Regin der Wölsungensage] , einem Schmied, damit er seinen Sohn Eisen schmieden lehre. Wadi kehrte auf seine Höfe zurück. Wieland hatte aber viel zu leiden von jung Siegfried (s. unten V. Buch 6. Hauptstück), der auch bei dem Schmiede war. Das hörte der Riese in Seeland und nahm den Knaben nach drei Jahren wieder fort. Wieland blieb ein Jahr daheim; er gefiel jedermann und war überaus geschickt.
    Riese Wadi hörte nun von zwei Zwergen, die in einem Berge hausten, der Kallova hiess. Sie verstanden Waffen zu schmieden und kostbare Kleinodien aus Gold und Silber, so kunstvoll wie gar niemand.
    Riese Wadi nahm nun seinen Sohn und reiste zu den Zwergen. Als er an den Grönsund kam, fand er kein Schiff, übers Wasser zu fahren. Da setzte er Wieland auf seine Schultern und watete durch den Sund; und der war neun Ellen tief. Wadi traf die Zwerge und sagte, sie sollten Wieland zwölf Monde zu sich nehmen und ihn allerlei Schmiedearbeit lehren. Dafür wolle er ihnen so viel geben, als sie verlangten. Die Zwerge waren dazu bereit und forderten eine Mark Goldes. Und sie setzten einen Tag fest, nach der Frist von zwölf Monden, wann der Riese seinen Sohn wieder holen sollte. Darauf fuhr Wadi heim.
    Wieland aber war so gelehrig, dass die Zwerge ihn nicht ziehen lassen wollten, und sie baten den Vater, als er kam, den Knaben abzuholen, dass er ihn nochmals zwölf Monde da lassen solle. Und lieber wollten sie die Mark Goldes zurückgeben, als Wieland ziehen lassen; auch wollten sie ihm noch halbmal mehr Kunstfertigkeiten lehren. Aber es gereute sie sofort wieder, dass sie Wielands Dienste so teuer erkaufen sollten; und sie machten die Bedingung, falls Wadi nicht an dem bestimmten Tag käme, sollten sie Wieland das Haupt abschlagen dürfen. Der Riese war’s zufrieden; er rief Wieland aus dem Berg heraus und stiess ein Schwert in einen Sumpfbusch: "Wenn ich nicht zur bestimmten Frist komme, und die Zwerge wollen dir das Leben nehmen, so hole dies Schwert und wehre dich männlich; das ist besser als von Zwergen ermordet werden. Und ich will nicht sagen hören; Wadi hat eine Tochter statt eines Sohnes aufgezogen." Dann schieden sie, und Wadi kehrte wieder in seine Höfe zurück.
    Wieland lernte bald alles, was die Zwerge konnten, und diente ihnen treu. Und doch missgönnten sie ihm seine Geschicklichkeit und hofften, dass er derselben nicht lange geniessen werde, da sie sein Haupt zum Pfande hatten. Als die zwölf Monde zu Ende gingen, machte sich Wadi auf die Fahrt und fuhr so eilig bei Tag und Nacht, dass er drei Tage zu früh an den Berg kam. Der war verschlossen. Wadi legte sich nieder, um die Frist zu erwarten, schlief aber vor Müdigkeit ein und während er schlief, kam ein starker Regen und ein Erdbeben, und ein grosses Felsstück löste sich von dem Berg ab. Das stürzte mit Gestein, Erde und Holz auf den Riesen und erschlug ihn. Die Zwerge taten den Berg auf und sahen sich nach Wadi um. Auch Wieland ging heraus. Da er den Bergrutsch sah, kam es ihm in den Sinn; der Stein könnte seinen Vater erschlagen haben, und er gedachte dessen, was ihm

Weitere Kostenlose Bücher