Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
sie erblickte, griff er sogleich nach seiner Waffenkiste, vermisste aber sein Schwert.
Da nahm er einen brennenden Baumast vom Herdfeuer und ging ihnen damit entgegen. Sie kämpften aufs tapferste. Hilde umschlang so fest Hildebrands Hals, dass er keinen Stoss gegen sie führen konnte. Sie rangen miteinander: "Hildebrand fiel und Hilde oben auf ihn und sie wollte ihn binden. "Herr Dietrich," rief Hildebrand, "hilf mir, nie zuvor kam ich in solche Lebensgefahr." Da hieb Dietrich Grim das Haupt ab, sprang an die Seite seines Pflegers und schlug Hilde in zwei Stücke. Aber sie war zauberkundig, und ihre zwei Leibeshälften liefen wieder zusammen, und sie war heil. Dietrich hieb nochmals auf sie, und es erging ebenso; da riet Hildebrand: "Tritt mit deinen Füssen zwischen Haupt und Fussstück, nur dann wirst du dies Ungetüm besiegen." Nun hieb er sie zum dritten Mal in zwei Stücke und trat mit seinen Füssen dazwischen; da war das Weib tot. Hildebrand sprang auf und sie nahmen von den Schätzen, soviel ihre Rosse tragen konnten. Sie fanden auch den Helm, von welchem Alfrich ihnen gesagt hatte, dass er Hilde und Grim so wert war, dass sie ihn nach ihren Namen Hildegrim nannten. Den Helm trug Dietrich seitdem in manchem Kampfe.
3. Von Heime.
Ein Gehöft lag im Walde, darauf waltete Studas. Er züchtete dort edle Rosse; die waren alle von grauer, hellgelber oder schwarzer Farbe. Studas hatte einen Sohn, der hiess wie er, aber er wurde Heime genannt nach einem Wurm, der grimmiger war als andre, und alle Schlangen waren vor ihm in Furcht. Wie dieser Wurm, war Heime hartgemut, ehrsüchtig und wollte niemand dienen. Kurz gewachsen, trug er auf breiten Schultern ein starkes Haupt mit grossen schwarzen Augen. In seiner gewaltigen Stärke fand er allein Lust daran, das Ross zu tummeln und zu fechten. Blutgang hiess sein Schwert, Rispa sein Hengst, und der war grau und gross.
Heime verachtete seines Vaters Beschäftigung und verliess ihn, um Dietrich von Bern aufzusuchen: "Des Todes will ich sein, oder berühmter als Dietrich!" sprach er und sprang auf seinen Hengst. Und als er an die Königsburg zu Bern gelangte, bat er einen Diener, Ross und Speer zu bewachen, bis er aus der Königshalle zurückkehre. Dann schritt er hinein vor des Königs Hochsitz, grüsste ihn und wandte sich zu Dietrich: "Weither bin ich geritten, um dich zu finden; willst du nun dich und deine Stärke versuchen, so fordr’ ich dich zum Zweikampf draussen vor Bern; und wer der Sieger ist, der soll des andern Waffen davontragen." Dietrich ward zornig; noch keiner hatte gewagt, ihn zum Zweikampf herauszufordern. Schnell sprang er auf und ging hinaus, sich zu wappnen. Ihm folgten Hildebrand und viele seiner Ritter und alle halfen, ihn rüsten; dann sprang er auf sein Ross und sie ritten hinaus.
Dietrichs Schild war rot wie Blut und ein goldener Löwe darauf gemalt; sein Schwert Nagelring trug er an der Seite, in der Hand einen starken Speer. Heime wartete schon des Kampfes; mit gesenkten Speeren ritten sie gegeneinander, zweimal unversehrt; zum dritten Mal fuhren sie so gewaltig an, dass Dietrichs Ross von dem Stoss auf die Hinterbeine sank, die Speere zerbrachen, und Heime ward leicht verwundet. Sie stiegen nun ab, zogen die Schwerter und schlugen sich lange; und keiner wich vor dem andern zurück; endlich tat Heime einen starken Hieb mit Blutgang auf Dietrichs Helm Hildegrim; das Schwert sprang aber in zwei Stücke; nun war er waffenlos und gab sich in Dietrichs Gewalt. Der aber mochte ihn nicht töten, sondern machte ihn zu seinem Genossen. Auf dem Heimweg ritt Heime zu Dietrich und sprach:
"Du bist ein gewaltiger Held und reitest auf einem so elenden Ross, dass es kaum einen Stoss aushalten kann? Ich weiss einen Hengst in meines Vaters Gehöft; kommst du je auf dessen Rücken, so setz’ ich mein Haupt zum Pfand; eher erlahmt dein starker Arm, denn des Rosses Rücken unter dir sich beugt."
"Kannst du das Ross mir verschaffen, will ich dir’s danken mit reichem Lohn," antwortet Dietrich, und gab ihm Urlaub zur Reise. Heime suchte in seines Vaters Gehöft den grössten Hengst von fahler Farbe und dreiwintrig und der hiess Falka. Den führte er nach Bern und gab ihn Dietrich, der Heime reich belohnte.
4. Wittigs Ausfahrt.
Als Wielands Sohn Wittig zwölf Winter alt war, wollte er nicht Hammerschaft noch Zangengriff berühren, sondern Ross und Waffen begehrte er und einem ruhmreichen Fürsten zu dienen und mit ihm in den Kampf zu reiten. Er war stark,
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