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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Gramaleif befahl: "Geht hin zu dritt; nehmt ihm alles und lasst ihn davon mit dem linken Fuss, dem linken Arm und dem Leben." Die drei ritten Wittig entgegen und forderten Waffen, Kleider und Ross und Hand und Fuss als Schatzung. Wittig fand das sehr unbillig und hiess sie ihren Häuptling herbeirufen. Als Gramaleif das hörte, waffnete er sich samt seinen Gesellen und sie ritten über die Steinbrücke. Wittig hiess sie willkommen. "Gar nicht willkommen bist du," antwortete Gramaleif, "deine Habe ist unter uns schon geteilt und Hand und Fuss musst du dazu lassen. Deinen Schild will ich." Und ein jeder forderte sein Teil. Aber Wittig wollte ihnen nicht einen Heller geben, sondern verlangte in Frieden über die Brücke zu reiten.
    "Fürwahr," sprach Studfus, "wir sind grosse Narren, dass wir zwölf vor einem Mann stehen; zieht eure Schwerter, nun soll er alles lassen und sein Leben oben drauf legen." Grimmig zog er das Schwert und hieb nach Wittigs Helm, der war aber zu hart für seine Waffe. Mit grossem Zorn riss auch Wittig sein Schwert Mimung aus der Scheide und schnitt Studfus in zwei Teile auf den ersten Schlag; zur linken Achsel herein, zur rechten Seite heraus. Nun drangen alle auf ihn ein; Gramaleif hieb gewaltig auf Wittigs Helm, doch sein Schwert konnte ihn nicht zerschneiden. Wittig aber spaltete Gramaleif das Haupt und den Rumpf, dass er tot zur Erde fiel.
    Unterdessen sprach Hildebrand zu seinen Genossen: "Sie sind aneinander gekommen; wir wollen hinreiten und ihm beistehen."
    Doch Heime riet: "Lasst uns warten, bis wir sicher sind, dass er die Überhand hat; unterliegt er aber, so wollen wir fortreiten und wegen eines Unbekannten uns nicht in Gefahr bringen." "Das wäre schändlich," sagte Hildebrand, und Hornbogi meinte, dass sie um der Brüderschaft willen ihm helfen müssten. Da ritten sie hin.
    Wie sie auf die Steinbrücke kamen, hatte Wittig sieben der Räuber erschlagen und die fünf andern, darunter Sigstaf, flohen davon. Die Sieger ritten nun in die Burg, nahmen Wein, Speisen und Kleinodien, und blieben dort die Nacht. Als es Mitternacht war, stand Hildebrand auf, nahm Wittigs Schwert und legte seins dafür an die Stelle, nachdem er zuvor Knauf und Griff des Schwertes vertauscht hatte. Am andern Morgen sprach er zu Wittig: "Ich will mich nicht länger vor dir verleugnen; ich bin Hildebrand und wir alle sind Dietrichs Genossen, aber unsre Brüderschaft will ich dir treu halten. Nun rate ich, dass Heime und Hornbogi diese Burg hüten; ich reite mit dir nach Bern zu Dietrich. Scheidet ihr beiden als Freunde, so besitzt gemeinsam diese Burg, scheidet ihr unversöhnt, so gehört sie dir allein." Wittig antwortete: "Ein böser Zoll lag auf dieser Brücke; daran war das Kastell schuld, welches die Zollherrn schirmte. Jedermann, will ich, soll in Frieden über diese Brücke zieh’n." Und Jarl Hornbogi sagte: "Wer die Burg mit seinem Schwert eroberte, hat auch das Recht, damit nach seinem Gefallen zu tun." Da warf Wittig einen Feuerbrand in den Bau und sie ritten nicht eher von dannen, bis alles verbrannt und niedergebrochen war. Ihr Weg führte sie bald wieder an einen Strom; darüber war eine Brücke gespannt zwischen zwei Felsen. Über diese Brücke war Sigstaf mit seinen Gesellen geflohen, sie hatten die Brücke hinter sich abgebrochen, damit Wittig nicht über den Strom komme. Als Wittig sah, dass die Brücke fortgerissen war, drückte er seinem Hengst die Sporen ein, und Schimming sprang über den Strom von dem einen Felsen bis auf den gegenüberstehenden, wie ein abgeschossener Pfeil. Als Hildebrands Ross von dem Felsen sprang, flog es in den Strom und musste schwimmen; dieselbe Fahrt tat Hornbogi, doch kam er früher als Hildebrand ans Land. Heimes Hengst Rispa setzte in einem Sprung über den Strom und gleich nach Wittig war er dort. Sigstaf und seine Gesellen waren nicht weit gekommen; alsbald gewahrte sie Wittig; er ritt auf sie zu und begann von neuem den Kampf mit ihnen. Derweil sass Heime auf seinem Hengst und wollte ihm nicht helfen. Doch Hornbogi gelangte nun ans Land und ritt Wittig zu Hilfe. Sie erschlugen alle Räuber, ehe noch Hildebrand dazu kam.
    Als sie in Bern einritten, sass Dietrich bei Tisch; er stand auf und ging hinaus, sie zu begrüssen. Wittig zog den silbernen Handschuh von seiner Hand und reichte ihn Dietrich hin: "Hiermit fordere ich dich zum Zweikampfe; du bist gleich alt mit mir; nun will ich versuchen, ob du ein so grosser Kämpe bist, wie von Land zu Land gesagt

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