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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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sorgend über ihm, Tag und Nacht.
    "Herr," sprach Hildebrand, "nun kommt der Tod; lass Hadubrand deiner Freundschaft geniessen und gib ihm meine Waffen; die soll er vor dir tragen, wo du sie bedarfst." Darauf starb er; sehr beweinte ihn der König und klagte laut, weil der tapferste Held, der treueste Mann gestorben war. In Liedern wird gesungen, dass er zweihundert Winter gesehen habe.
    Hadubrand nahm seitdem des Vaters Amt und trug König Dietrich das Schwert vor. Bald nach Hildebrands Tod ergriff auch Frau Herrad, die Königin, ein Siechtum, an dem sie starb. Sie war von grosser Herzensgüte, eine milde und freigiebige Herrin gewesen.
6. Heimes letzte Taten und Ende.
    Seit Dietrichs Flucht hatte Heime in öden unwegsamen Wäldern gelebt, mit seinen Speergenossen. Stets nur bedacht, Sibich Schaden zu tun, ritt er oft in dessen Land, verbrannte die Höfe, erschlug die Dienstleute und raubte, was des Mitnehmens wert war. Als er Dietrichs Heimkehr und Sibichs Fall vernahm, bekümmerten ihn seine bösen Werke und er beschloss, Mönch zu werden. Gewaffnet ritt er auf seinem Hengst Rispa in ein Kloster; im Hofe stieg er ab und bat die Mönche, sie möchten den Abt rufen. Der kam und fragte nach seinem Begehr. "Ich heisse Ludwig," sagte Heime, "bin aus Amalungenland und diente vornehmen Herren." Dann tat er seine Waffen ab und legte sie vor des Abtes Füsse.
    "Herr Abt, diese Waffen, diesen Hengst, mich selbst und meine fahrende Habe, nicht weniger als zehn Pfund Goldes, – das will ich dieser frommen Stätte schenken –; nun nehmt mich in die Ordensregel auf; denn ich muss meine Übeltaten büssen."
    "Das hat ihm der Herr ins Herz gegeben," sprachen die Mönche. "An den Waffen sieht man, dass er ein vornehmer Mann ist," und das beste deuchten ihnen die zehn Pfund Goldes für die fromme Stätte. "Nimm ihn nur auf, Herr Abt, er wird unser Kloster zieren."
    Der Abt aber überlegte zögernd, ob ein Mann von so gewaltiger Leibeskraft ihm wohl Gehorsam leisten werde? Er fürchtete sich ein wenig; aber das Gold gefiel ihm, so fasste er "Ludwig" bei der Hand, führte ihn in die Kirche und reichte ihm die schwarze Mönchskutte. Hätten sie gewusst, dass er Heime war, so würden sie ihn nicht um alle Schätze Ermenrichs aufgenommen haben. Nun geschah es, dass Aspilian [Fußnote: Ein andrer als der im vierten Buch I. 3 genannte; die Gegend ist Langobardenland.] , ein übler Riese, der in der Gegend hauste, in seiner gierigen Art den Mönchen einen reichen, grossen Hof fortnahm. Dem Abt missfiel dies sehr und er schickte seine Mönche zu dem Riesen; der sagte, er habe mehr Recht an dem Hof als das Kloster: "Doch will ich mich mit euch nach Landesrecht vertragen. Stellt einen Mann, der mit mir um den Besitz kämpfen soll; unterliege ich, so gehöre euch der Hof, siege ich, so offenbart euer Gott selbst, dass ich ihn behalten soll; – das ist hier Landrechts; wenn zwei um ein Ding streiten, entscheidet der Zweikampf."
    Die Mönche wussten wenig zu erwidern und brachten dem Abt die Antwort. Der berief die Mönche ins Kapitel, und sie beschlossen, den Zweikampf zu wagen. Aber nah und fern fanden sie niemand, der mit dem Riesen streiten wollte. Das bekümmerte die Mönche viel, bis Ludwig von der Sache erfuhr, und sich erbot, mit Aspilian zu kämpfen.
    "Wo ist mein Schwert? Wo sind meine Heerkleider?" fragte er. Da ahnte der Abt, dass der neue Bruder ein gar gewaltiger Kämpe gewesen war und antwortete: "Dein Schwert ist zerhauen und aus den Stücken sind Türbeschläge an der Kirche gemacht. Deine Heerkleider sind auf dem Markte zu Nutzen der frommen Stätte verkauft."
    "Ihr bücherweisen Mönche!" rief Ludwig, "von Heldenschaft versteht ihr nichts." Zornig ging er auf den Abt zu, fasste ihn an seiner Kapuze und schüttelte seinen Kopf so heftig, dass ihm vier Zähne ausbrachen.
    "Du Tor! Hattest du kein ander Eisen, deine Kirchentüren zu beschlagen, als mein gutes Schwert Nagelring, das manchen Helden-Helm zerhauen, manchen Riesen zu Fall gebracht hat?"
    Nun merkten die Mönche, dass sie den gefürchteten Heime in ihr Kloster aufgenommen hatten; sie liefen in die Rüstkammer und holten all sein sorglich aufbewahrtes Heergerät heraus. Als Heime Nagelring in die Hand nahm, ward er bleich und rot vor Heldenfreude und fragte nach Rispa, seinem Hengst.
    "Dein Hengst," antwortete der Abt, "zog Steine zum Kirchenbau; nun ist er wohl tot. Aber wir haben viele gute Gäule; du magst dir selbst einen auswählen." Sie liessen die besten

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