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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Nörwis, d. h. der Nacht, der Genossin Hels. Die Götter sehen ihre Trübsal um dieses Wohnens in der Tiefe willen und senden ihr ein Wolfsfell, sich zu bedecken; damit verhüllt freut sie sich zwar dieses Mittels, ihre Farbe erneut sich. Aber doch trauert sie noch immer. Da sendet Odin drei Boten an sie aus: Heimdall, Loki und Bragi, die Niedergesunkene auszuforschen, was sie wisse von drohendem Weltgeschick, ob das ihr Widerfahrene auch den Göttern und der Welt Unheil bedeute? Aber erfolglos bleibt die Sendung; wie scheu und betäubt erscheint den Boten die Arme; sie schweigt oder sie weint; die beiden andern kehren nach Asgard zurück; nur Bragi bleibt, sie zu hüten, bei ihr zurück (ihr Gatte oder Bräutigam). "Der verstummte Gesang (auch Vogelgesang?) bei der hingewelkten Sommergrüne" (deutet Uhland schön, aber sehr kühn).
    Idun ist auch hier die Sommergrüne; sie heisst die jüngste Tochter I-waldis, des "Innen-Waltenden"; denn innen im Schosse der Erde walten die Zwerge, als deren kunstvolles Gebilde der Schmuck der Oberfläche mit Blumen, Gras, Kräutern und Saaten gilt; haben sie doch auch Sifs goldenes Haar – den Goldschmuck des reifen Getreides – gestaltet. Idun ist im Herbst vom Weltenbaume sterbend herabgesunken; nahe Hels Reich liegt der Blattschmuck des jüngsten Jahres, gewöhnt, in heiteren Höhen zu wohnen, jetzt trauernd am Boden. Die Götter senden ihr zwar den Winterschnee, die Wolfsdecke, sie zu schützen. Aber auch Heimdall, der Himmelsregen, und Loki, die Wärme, vermögen sie nicht wieder zu beleben; der verstummte Gesang bleibt bei ihr zurück bis zur Wiederkehr des Frühlings (muss man im Sinne der ursprünglichen Sage beifügen), wann beide wiederkehren nach oben. Später aber ward Iduns, der Verjüngerin, Herabsinken auf die drohende Götterdämmerung bezogen; sie galt nun, wie bald auch Baldur, dessen bevorstehenden Tod ihr Herabsinken nun vorbedeutet, als unwiederbringbar den Göttern verloren bis zur Erneuerung der untergegangenen Welt. Daher die tiefernste Wendung in dem die vergebliche Botschaft schildernden Eddaliede: "Odins Rabenzauber". Odin fordert die Götter auf, "nun andern Rat zu suchen während der Nacht"; sie finden keinen; weitere böse Ahnungen drücken sie. Er selbst aber, der Unerschrockene, sattelt sein Ross und reitet nach Hel, eine tote Wala durch Zauber zu wecken und von ihr Auskunft zu erzwingen über das nahende Geschick.
    Sehr wenig ist es, was wir von einigen andern Göttinnen und Göttern wissen; fast nur, dass ihnen gewisse Monate oder andre Jahresabschnitte geweiht waren. So einer Göttin Spurke der Februar, der nach ihr "Sporkel" hiess; vielleicht war ihr der gleichnamige Wacholderstrauch heilig: "Spörkels Kathrin (oder "Spörkels Elsken") schüttelt ihre neunundneunzig Röcke" sagt ein Sprichwort am Rhein oder in Westfalen; vielleicht die häufigen Regenschauer und Schneefälle dieses Monats?
    Den Nordgermanen aber heisst der Februar Gôi und von dem Weibe, das ihm diesen Namen gab, geht folgende auf Landnahme, Ackerbau und Frühlingsanfang bezügliche Sage. Der alte Riese Fornjotr hatte einen Sohn Kari, dieser einen Sohn Frosti (Frost), dieser einen Sohn Snar (Schnee), dieser einen Sohn Thorri, dem (vielleicht) um Mitt-Winter das Opfer Thorri-blôt gebracht wurde. Sein Sohn Gor gab dem "Schlacht-Monat" den Namen (im November), der andre Sohn hiess Nor; während des Thorri-Festes ward deren Schwester Gôi geraubt. Der Vater entsandte beide Söhne, die Verlorene zu suchen; vier Wochen später brachte er ein Opfer; ("Gôi-blott" –) vermutlich, auf dass die Götter die Wiedergewinnung begünstigen möchten. Gor forschte zur See, Nor zu Lande; Gor fuhr an Schweden vorbei nach Dänemark, besuchte hier seine Gesippen, die von dem Meergott Hlêr (Ögir) stammten, und segelte dann weiter gen Norden. Nor aber wanderte aus Kwenland durch Lappland nach Throndheim. Beide Brüder waren mit Gefolgschaften ausgezogen und hatten sich auf ihrer Fahrt gar manche Landschaften und Eilande unterworfen. Als sie wieder zusammentrafen, verteilten sie das Gewonnene derart, dass Nor das feste Land behielt; – er nannte es Norwegen, Gor aber die Inseln. Endlich fand Nor auch die Schwester wieder; Hrôlf, ein Enkel Thors, hatte sie geraubt aus Kwenland; zur Aussöhnung empfing Nor Hrôlfs Schwester zur Ehe. Da Goi soviel als Gau, d. h. Land ist, erhellt, dass die ausziehenden Brüder Land suchen; die Namen Frost, Schnee, Nord weisen auf Winter-Riesen hin, denen das

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