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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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liefert ihm ja reichlich Pelzwerk, – mit Bogen [Fußnote: Seine Wohnung Y-dalir, Eiben-täler, weil von Eibenholz die besten Bogen gefertigt werden? Oder von yda, Flut, Fluten- (d. h. Regen??) Tal?] und Pfeil, Schrittschuhe unter den Sohlen; – so verfolgt er behend über Schnee und Eis des Wildes Spur, ein Gott der Jagd; hierin ist ihm Sankt Hubert (Hukbert, der Geistglänzende) nachgefolgt. Er ist ein Sohn der Erdgöttin Sif, aber nicht von Thor; denn er wird geboren, wann die Gewitter noch ferne sind; sein Vater konnte füglich ungenannt bleiben, wenn Ullr = Odin ist. Sich selber meint daher Odin, wenn er, in König Geirröds Saal zur Folter zwischen zwei Feuer gesetzt, ausruft: "Wer die Lohe löscht, gewinnt Ullrs Gunst und aller Götter." Im Sommer weilt dagegen Ullr in der Unterwelt, Odin auf Erden und in Asgard. Als winterlicher Gott hat Ullr auch die Schrittschuhe, vielleicht auch die Schneeschuhe erfunden; er besprach durch Zauber [Fußnote: "Wie trefflich er verstand", – wenn er Odin selber war, vgl. den Merseburger Spruch.] einen Knochen so, dass er darauf über das gefrorene Meer fahren konnte; die Schrittschuhe wurden aus Knochen gefertigt; vielleicht aber liess ihn die Sage auf solchen breiten, schildähnlichen Zauberschuhen auch über flüssig Wasser schreiten. Dass er aber deshalb (warum? ein Schrittschuh ist doch kein Schild!) der "Schild-As" heisst (vergl. "der Schwert-As"), ist ebenso unwahrscheinlich, wie dass er deshalb im Zweikampf angerufen wurde, weil hier der Schild so wichtig gewesen sei! Vielleicht war als sein Schild die Eisdecke des winterlichen Meeres gedacht, und vielleicht heisst deshalb der (Eis-) Schild "Ullrs Schiff", weil der Wintergott, statt auf einem Schiff, auf dem Schilde des Eises das Meer überschreitet. Allein das sind lauter allzu kühne, wenig befriedigende Vermutungen.
    Widar heisst "der schweigsame As"; nur allzu sehr verdient er diesen Namen; denn er schweigt auch uns gegenüber; die Forschung müht sich fast ganz vergeblich, ihn zu erklären. Doch wird man "Widar" als den "Wiederer" [Fußnote: Nach andern ist Widar (von vidr, Wald) der "schweigende Urwald"; niemand wagt ihm zu nahen; sogar Loki weiss nichts gegen ihn zu lästern.] , d. h. den Wiederbringer und Erneuerer fassen dürfen; er ist es, der seines Vaters Odin Fall an dem Fenriswolfe rächt, und er ist es, der neben Wali, dem Rächer Baldurs, vor allen andern als in der erneuten Welt fortlebend ausdrücklich genannt wird; er rächt den Allerhalter an dem Allverderber; er erneut die Welt. Vielleicht war seine Naturgrundlage die jährliche Wiedererneuerung des Lebens der Natur im Frühling, bevor noch die Weltvernichtung und Welterneuerung ausgebildet war; als diese Lehren aufkamen, ward aus dem jährlichen Erneuerer der endgültige Wiederbringer. Weil er auch das Grün der Erde wiederbringt, – alljährlich und in der grossen Erneuerung – mag es von ihm heissen: "Gesträuch grünt und hohes Gras in Eidars Landwidi" (Landweite, Gebiet), was auf beide Arten von Erneuerung passt. Dass er dereinst den Fenriswolf erlegen wird (und zwar in welcher Weise), verkündet die Weissagung: er werde "dem Wolf die kalten Kiefer klüften" (s. unten Buch III, II). Und zu dieser Bedeutung Widars als des Rächers und Wiederherstellers der Götter stimmt es auch trefflich, wenn es heisst: "Auf Widar vertrauen die Götter in allen Gefahren." Stumm und abgeschieden wohnt er in der Einöde, bis er hervorschreitet, des hohen Vaters Tod zu rächen.
    Wir sahen bereits, dass Odins eine Bedeutung als Gott der Dichtung aus seinem Wesen ausgelöst [Fußnote: Wie so oft; z. B. Baldur als Rechtsreinheit und Rechtswahrheit in seinem Sohne Forseti.] und in seinem Sohne Bragi, als einem besondern Gott der Dichtung, wiederholt, selbständig persönlich gemacht wird. Wir wissen nur sehr wenig von diesem: "Er ist gefeiert wegen Wortgewandtheit und Wohlredenheit und geschickt in der Skaldenkunst, die nach ihm Bragr heisst; auch werden Leute, die redegeschickter als andre, Bragurleute genannt. Seine Gattin Idun bewahrt in einem Gefässe jene Äpfel, welche die Götter geniessen, wann sie altern; denn davon werden sie alle (immer wieder) jung und mag das so dauern bis zur Götterdämmerung".
    Es verstösst nun gegen alle Erfahrung über Entstehung von Göttern und Göttersagen, mit der herrschenden Auffassung anzunehmen, in der verjüngenden Kraft dieser Äpfel sei die "verjüngende Kraft der Dichtung" gefeiert! Nein! Solche Gleichnisse

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